Essen-Altenessen. Eine neue Initiative namens „Team Demokratie“ will zum Wählen ermuntern. Etwa 80 Einzelpersonen und 25 Institutionen haben sich angeschlossen.
Bis zur vorgezogenen Bundestagswahl sind es nur noch wenige Wochen, die ersten Wahlplakate hängen bereits, und im Essener Stadtbezirk 5 hat sich eine Initiative zusammengeschlossen, die bald ebenfalls mit Plakaten werben wird. Nicht für sich, nicht für eine bestimmte Partei, sondern „für alle Parteien des demokratischen Spektrums“. So formuliert es ein Mitgründer der Initiative, Achim Gerhard-Kemper.
Das „Team Demokratie“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Wahlbeteiligung im Essener Norden zu erhöhen und damit, so der Plan, „Prozente zugunsten der demokratischen Parteien zu verschieben“. Ihr Slogan: „Wir im Essener Norden. Für Respekt und Demokratie. Wir gehen wählen! Und du?“
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Worauf sie anspielen, ohne es direkt auszusprechen, ist klar: In Vogelheim wurde die AfD bei der letzten Europawahl mit 26,8 Prozent stärkste Kraft, in Karnap mit 25,45 Prozent. In Altenessen-Süd, der einstigen SPD-Hochburg, reichten ihr dafür 21,99. Verantwortlich machen die Mitglieder der Initiative dafür auch die geringe Wahlbeteiligung. „Wir wollen die Menschen dazu bringen, dass sie ihr Recht, wählen zu gehen, auch nutzen“, sagt Gründungsmitglied Marita Kemper, die sich auch bei „Augenblick mal Altenessen“ engagiert. „Ich glaube, dass es im Moment viele Menschen gibt, die das Gefühl haben: ‚Wir müssen etwas tun.‘“
Viele Essener Vereine und Institutionen unterstützen die Aktion „Team Demokratie“
Die Idee, die Willi Overbeck und Tamara Frankenberger, die Initiatoren der Zeche Carl, gemeinsam mit Marita Kemper und Achim Gerhard-Kemper im vergangenen Jahr entwickelten und anschließend in ihren jeweiligen Netzwerken teilten, habe jedenfalls schnell Fahrt aufgenommen, so Marita Kemper: „Wir haben erreicht, dass über das Thema gesprochen wird. Wir bekommen täglich Rückmeldungen von Menschen, die mitmachen wollen.“
Über 80 Einzelpersonen und etwa 25 Institutionen hätten sich bislang als Unterstützer gemeldet, darunter die Vorbereitungsgruppe der Altenessen-Konferenz, verschiedene religiöse Gemeinschaften, die Awo und die Caritas in Essen, die Zeche Carl, die Junior Uni, das Maschinenhaus, die Bücherschrank-Initiative, mehrere Vereine vom Karnaper Bürgerbündnis bis zur DJK SG Altenessen und weitere. „Auch mit dem Moscheeverein sind wir in Kontakt“, sagt Achim Gerhard-Kemper. Zudem hätten sich Engagierte aus Steele und Katernberg erkundigt, ob sie die Idee für ihre Stadtteile aufgreifen könnten. „Die große Resonanz zeigt uns, dass wir einen Nerv getroffen haben.“
Von den Mitstreitern hätten zwar einige auch einen parteipolitischen Hintergrund, die Initiative selbst verstehe sich aber als überparteilich und multikonfessionell. „Wir sind da sehr wachsam, damit unsere Aktion nicht von Parteien vereinnahmt wird“, so Achim Gerhard-Kemper.
Eine Mitstreiterin ist Bernadette Frequin, die seit 20 Jahren in Altenessen lebt: Sie möge es hier sehr, sagt sie. Sie erlebe hier noch die „Kumpelhaftigkeit“, die der Region im Allgemeinen zugeschrieben werde. „In meiner Straße leben Menschen mit ganz unterschiedlichem kulturellem und religiösem Hintergrund – und ich mag das. Man schätzt sich hier, auch wenn man nicht einer Meinung ist.“ Um dieses „gute Zusammenleben“ gehe es auch im Team Demokratie.
Initiative will vor der Wahl Plakatwände im Essener Norden anmieten
Konkret geplant sind nun die eingangs erwähnten Plakate, die in verschiedenen Formaten produziert werden sollen. Etwa zehn Tage vor der Wahl wolle man einige Plakatwände anmieten, zudem sollen A3-Plakate den beteiligten Einrichtungen und Organisationen im Bezirk zur Verfügung gestellt werden. Auch Flyer und Aufkleber sind in Planung.
Das Motiv: ein gemeinsames Foto mit möglichst vielen Mitstreitern, die „Gesicht zeigen“ für Respekt und ein gutes Miteinander und gleichzeitig zum Wählen aufrufen. Das Bild soll bei einem großen Fototermin am kommenden Sonntag, 19. Januar, auf dem Gelände der Zeche Carl entstehen. Marita Kemper hofft derzeit auf etwa 200 Teilnehmende. „Alle sind eingeladen, weitere Unterstützerinnen und Unterstützer anzusprechen und mitzubringen“, so die Initiatoren.
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Die Plakate sollen dann an „zentralen Orten im Stadtteil“ aufgehängt werden, auch Geschäftsinhaber wolle man noch ansprechen. Für Gruppenfotos und weitere Aktionen wird zudem ein zwei Meter langes Banner verliehen – die Fotos könnten Beteiligte dann in den jeweiligen Social-Media-Kanälen teilen. Das „Team Demokratie“ will damit noch mehr Jüngere erreichen.
„Die Zivilgesellschaft darf sich nicht ausruhen und allein auf die Parteien verlassen. Man muss seine demokratischen Möglichkeiten wahrnehmen“, sagt Marita Kemper. Deshalb wollen sie auch nach der Wahl weiterarbeiten – mit Blick auf die Kommunalwahl, aber auch darauf, was den Stadtteilen im Bezirk 5 grundsätzlich guttut.
Der öffentliche Fototermin findet am Sonntag, 19. Januar, um 12 Uhr auf dem Gelände der Zeche Carl statt. Jeder, der die Aktion unterstützen möchte, kann teilnehmen. Weitere Information zum „Team Demokratie“ gibt es per E-Mail an: teamdemokratie@web.de.
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