Essen. Dreimal besetzte die Uniklinik den Posten kommissarisch: Nun kommt ein neuer Kaufmännischer Direktor. Am alten Arbeitsplatz gab es Wirbel um ihn.
Die Uniklinik Essen steht vor großen Herausforderungen, und so ist man dort erleichtert, dass eine lange Hängepartie endlich beendet wird: Seit Spätsommer 2023 wurde die Stelle des Kaufmännischen Direktors dreimal kommissarisch besetzt. Nun soll der Posten ab April 2025 endlich wieder fest vergeben werden. Auch eine Nachfolgerin für den Ärztlichen Direktor, Prof. Jochen A. Werner, der im April in den Ruhestand gehen sollte, ist gefunden.
Neue Führungsspitze kommt von außen an die Uniklinik Essen
Im September 2023 hatte sich das Uniklinikum überraschend von seinem langjährigen Kaufmännischen Direktor Thorsten Kaatze getrennt. Als Interimslösung übernahm zunächst die Justiziarin des Hauses, Katrin Webels, die Aufgabe zusätzlich. Im Dezember 2023 folgte ihr Stefan Starke, Geschäftsführer der Hospital Management Group, der ebenfalls kommissarisch bis Ende 2024 blieb. Zum Jahresanfang 2025 wurde dann Wolfgang Sellinat, der Dezernent für Wirtschaft und Finanzen der Uni Duisburg-Essen, als Kaufmännischer Direktor bestellt. Im Nebenamt und befristet bis 31. März 2025.
- Uniklinik klagt gegen Reform: Das ist ein Schlag ins Gesicht
- Uniklinik-Chef geht in Ruhestand – jetzt folgt eine Frau
- Uniklinik Essen besetzt Spitzenposten neu – für drei Monate
- Was die Uniklinik mit St. Josef und Ruhrlandklinik plant
- Macht, Geld, Eitelkeiten: Im Uniklinikum Essen rumort es
Sellinat überbrückt die Zeit, bis der Wunschkandidat der Universitätsmedizin frei war: Dr. Johannes Hütte, der jetzt als neuer Kaufmännischer Direktor an die Uniklinik Essen kommt, scheidet zum 31. März aus seinem Amt als Geschäftsführer des Klinikums Lippe aus. Das Krankenhaus hat Standorte in Detmold, Lemgo und Bad Salzuflen und ist Teil des Uniklinikums OWL der Uni Bielefeld.
Hütte bekleidete verschiedene Führungspositionen in medizinischen Einrichtungen, bevor er 2016 als Geschäftsführer ans Klinikum Lippe kam. Er galt dort als erfolgreicher Krankenhaus-Manager, bis er sich im Jahr 2023 massiver Kritik und Rücktrittsforderungen ausgesetzt sah, wie „Klinik-Management aktuell“ (kma) berichtet. Seine Kritiker warfen ihm eine rein gewinnorientierte Führung vor; es gebe „gnadenlose Einsparungen an Personal und auch an Sachmitteln“. Der Aufsichtsrat des Klinikums stellte sich hinter ihn, der Aufsichtsratsvorsitzende, Axel Lehmann (SPD), sprach von einem „durch gezielte Falschinformationen erzeugten Shitstorm“.
- Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!
Dennoch sah sich Lehmann Ende 2024 gezwungen, eine einvernehmliche Vertragsauflösung mit Hütte anzustreben: „entgegen meiner eigenen Überzeugung“. Er bedaure, dass man einen Geschäftsführer verliere, der das Klinikum Lippe „wirtschaftlich erfolgreich geführt“ habe. „Er hat die Entwicklung vom Kreiskrankenhaus zum Universitätsklinikum mit allen damit verbundenen Verbesserungen in der medizinischen Versorgung maßgeblich mitgestaltet. Und er hat dringend nötige Investitionen in Bausubstanz und Medizintechnik umgesetzt.“ Er halte die Trennung von Hütte „für grundfalsch“, so Lehmann, doch angesichts des laufenden Umbaus der Kliniklandschaft müsse ein Geschäftsführer „von einer breiten politischen Unterstützung getragen werden“.
Ärztlicher Direktor verlängert seine Tätigkeit bis Juni
Hütte wechselt nun an ein größeres Haus, das ebenfalls unter wirtschaftlichen Druck und vor den Herausforderungen der Klinikreformen von Land und Bund steht und dessen Belegschaft einen hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad aufweist: An Konfliktpotenzial dürfte es auch hier nicht fehlen. Ungeachtet des Wirbels, den es zuletzt um Hütte gab, freut man sich an der Spitze der Uniklinik auf den erfahrenen Manager, der im April kommt und damit zwei Monate vor der neuen Ärztlichen Direktorin, Prof. Dr. Angelika Eggert, die ihr Amt am 1. Juni 2025 antritt. Prof. Werner, der Anfang April in Ruhestand gehen sollte, wird seine Tätigkeit bis dahin fortsetzen.
„Ich freue mich sehr, dass wir mit Prof. Dr. Eggert sowie Dr. Hütte zwei herausragende Persönlichkeiten für die Universitätsmedizin Essen gewinnen konnten“, erklärte die Vorsitzende des Aufsichtsrates, Bärbel Bergerhoff-Wodopia am Dienstag (14. Januar). Prof. Eggert wird auch Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin, Hütte rückt mit ihr den Vorstand. „Ich bin davon überzeugt, dass beide neuen Vorstände im Team mit Dekan Prof. Dr. Jan Buer sowie der Pflegedirektorin Andrea Schmidt-Rumposch die überaus positive Entwicklung der Universitätsmedizin Essen in herausfordernden Zeiten fortsetzen werden.“
Spitzenmedizinerin wechselt von der Charité in Berlin nach Essen
Für die neue Ärztliche Direktorin, Prof. Dr. Angelika Eggert, ist die Uniklinik kein ganz neuer Arbeitsplatz: Nach dem Medizinstudium an der Uni Duisburg-Essen, begann sie ihre Karriere am Essener Uniklinikum. Nach verschiedenen Stationen im Haus war sie von 2007 bis 2013 Direktorin des Westdeutschen Tumorzentrums, bevor sie an die Charité in Berlin wechselte. Dort war Angelika Eggert zuletzt Direktorin und W3-Professorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie.
Der Aufsichtsrat werde die Arbeit der beiden konstruktiv und lösungsorientiert begleiten, verspricht Bärbel Bergerhoff-Wodopia. „Sowohl die Menschen in der Metropolregion Ruhr als auch die rund 11.000 Beschäftigten können damit auch weiterhin auf eine exzellente, innovative und gleichzeitig menschenorientierte Medizin vertrauen.“
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]