Essen-Holsterhausen. Keine Parkplätze, Stau, Knöllchen: Anwohner beklagen schon lange die Parksituation in der Nähe der Essener Uniklinik. Diese Ideen gibt es.
Die Parksituation um das Uniklinikum in Holsterhausen ist für viele Anwohnerinnen und Anwohner ein Ärgernis. Parkplätze sind Mangelware, häufig muss man lange suchen, bis man einen findet. Zusätzlich staut es sich im Bereich um die Uniklinik oft. Jüngst hatten sich Anwohner an unsere Redaktion gewendet. Sie berichteten von extrem langer Parkplatzsuche und regelmäßigen Knöllchen. Die CDU-Bezirksvertreter Dietrich Ostermann und Werner Ernst beobachten das Problem schon lange.
Schon 2010 und 2011 hat die Stadt Essen laut Sprecherin Jacqueline Riedel Erhebungen und Planungen durchgeführt, die einen erheblichen Parkplatzdruck in weiten Teilen Holsterhausens belegten. Das geschah damals in Zusammenhang mit der Idee, eine Bewohnerparkregelung einzuführen. Alle Planungen zum Thema Bewohnerparken wurden allerdings im Rahmen der Haushaltsberatungen im Jahr 2012 eingestellt. „Die Situation dürfte sich aus Bewohnersicht in den vergangenen 12 Jahren weiter verschärft haben“, erklärt Riedel.
Behandlungszahlen an der Essener Uniklinik sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen
Das sieht auch Dietrich Ostermann so. „Die Uniklinik hat ihre ambulanten Dienstleistungen in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet“, gibt er etwa zu bedenken. Eine wachsende Zahl von Patientinnen und Patienten aus dem Umkreis, aber zum Teil auch aus ganz Deutschland, komme mit dem Auto nach Essen, um dort ambulant behandelt zu werden. Dazu kämen dann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uniklinik sowie Studierende, Anwohnerinnen und Anwohner, Handwerksbetriebe, die mit dem Auto zu ihrer Kundschaft fahren.
Uniklinik-Sprecherin Julia Siegfried bestätigt auf Anfrage: „Die Behandlungszahlen am Universitätsklinikum Essen sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, was selbstverständlich Auswirkungen auf das Verkehrsaufkommen hat.“ Man bemühe sich, sowohl Patientinnen und Patienten als auch Mitarbeitenden bestmögliche Lösungen anzubieten.
Essener CDU-Politiker schlagen Erweiterung des Parkleitsystems vor
Die CDU-Fraktion in der zuständigen Bezirksvertretung 3 hat einige konkrete Ideen, wie man die Verkehrssituation entschärfen könnte. Dazu gehört zum Beispiel die Erweiterung des Parkleitsystems. Denn häufig bilde sich vor der Zufahrt zum Parkhaus 1 der Uniklinik ein immenser Stau. Deshalb schlage man vor, Schilder schon an der Hufelandstraße, der Rubensstraße, der Kaulbachstraße und der Holsterhauser Straße aufzustellen, so Ostermann.
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So könnten Autofahrerinnen und Autofahrer schon frühzeitig sehen, wenn das Parkhaus belegt ist, und eine Alternativlösung suchen. Hierzu erklärt Stadtsprecherin Jacqueline Riedel: „Das vor Ort bestehende Parkleitsystem wird durch die Uniklinik betrieben. Bei der Stadtverwaltung gibt es keine Planungen, dieses zu erweitern.“
Uniklinik Essen gibt keine Stellungnahmen zu einzelnen Ideen ab
Eine weitere, an die Uniklinik bzw. das Land gerichtete Idee ist die Aufstockung des Parkhauses 2 an der Virchowstraße um zwei Etagen. Dafür müsste man allerdings einiges an Geld in die Hand nehmen. Weniger aufwändig: „Man könnte Hinweise zu den Parkmöglichkeiten auf der Website jeder einzelnen Klinik und in den entsprechenden Broschüren platzieren“, schlägt Ostermann vor.
Die Uniklinik erklärt zur Parksituation, man arbeite weiterhin mit relevanten Partnern und Behörden an langfristigen Lösungen. Sprecherin Julia Siegfried: „Wir bitten um Verständnis, dass wir zu einzelnen Ideen oder Plänen aktuell keine neuen Stellungnahmen abgeben können.“ Die Uniklinik prüft unter anderem die Möglichkeit, externe Flächen außerhalb des Campus für ein Park-and-Ride-System zu nutzen und einen Shuttle-Service einzurichten. Das lässt sich allerdings nicht kurzfristig umsetzen.
Bezirksvertreter ärgern sich: Fahrradparkplatz in Essen-Holsterhausen werde kaum genutzt
Außerdem hat die Uniklinik an der Esmarchstraße einen Fahrradparkplatz mit 230 Radstellplätzen eingerichtet, um die Anreise ihrer Angestellten mit dem Rad zu fördern und so die Verkehrssituation zu entspannen. Beim Ortsbesuch an einem Mittwochvormittag im Januar stehen dort allerdings nur 20 Fahrräder. „Und uns wird verkauft, das werde gut angenommen“, ärgert sich Werner Ernst.

Hierzu betont Julia Siegfried, im Januar werde das Rad selbstverständlich weniger genutzt als in den Sommermonaten. Sie erklärt allerdings auch: „Wir als Universitätsmedizin Essen stellen die Infrastruktur zum sicheren Abstellen der Fahrräder bereit und haben auf diese Möglichkeit intensiv hingewiesen – ob und in welchem Umfang diese genutzt wird, liegt jedoch außerhalb unseres Einflussbereiches.“ Ähnliches gelte für den öffentlichen Personennahverkehr, den man weiterhin ausdrücklich unterstütze, um alternative Mobilitätsoptionen zu fördern.
Stadt Essen weist auf Unfallgefahr an der Esmarchstraße hin
Die CDU-Politiker kritisieren zudem, die Stadt Essen habe den Parkdruck zusätzlich verschärft. Grund: Die Esmarchstraße, direkt am Gelände der Uniklinik gelegen, ist eine Einbahnstraße. Hier fahren häufig Krankenwagen auf dem Weg zum Klinikum durch. Vor einiger Zeit gab es hier eine verkehrliche Veränderung. Weil im Bereich der Esmarchstraße/Listerstraße der Fahrradparkplatz gebaut wurde, wurde die Esmarchstraße zunächst zwischen Virchowstraße und Listerstraße für den Radverkehr entgegen der Einbahnstraßenregelung freigegeben. So soll der Radverkehr aus südlicher Richtung den Parkplatz ohne große Umwegfahrten erreichen können.
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Später wurden weitere Teile der Straße in beide Richtungen für den Radverkehr freigegeben und in diesem Zuge Halteverbote für Autos eingerichtet. Die seien wichtig, um die Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer zu gewährleisten, so Jacqueline Riedel, die zudem erklärt: „Ergänzend ist anzumerken, dass es sich bei dem Kreuzungsbereich Esmarchstraße/Virchowstraße/Pelmanstraße um eine Unfallhäufungsstelle handelt.“ Insofern wirke sich das angeordnete Halteverbot in der Esmarchstraße auch positiv auf diesen Kreuzungsbereich aus, da die Einsehbarkeit für alle Fahrzeugführenden erhöht werde.
Anwohner aus Essen-Holsterhausen wünschen sich Bewohnerparkregelung
Die CDU-Politiker ärgern sich dagegen über den Wegfall der bis dato geduldeten Stellplätze. 40 bis 50 Autos betreffe das, schätzen Ostermann und Ernst. Das sei eine „Politik der Vergrämung“, wirft Ostermann der Stadt vor. Soll heißen, man wolle die Menschen vom Autofahren wegbewegen, indem man die Bedingungen dafür verschlechtere.
Im Gespräch mit unserer Redaktion hatten sich Anwohner aus der Steinhausenstraße über die katastrophale Parksituation im Stadtteil beklagt. Ihr Wunsch ist die Einrichtung einer Bewohnerparkzone. „Das gibt den Anwohnern aber nicht die Garantie, dass sie tatsächlich auch einen Parkplatz finden“, gibt Dietrich Ostermann zu bedenken. Nach Angaben der Verwaltung gibt zudem derzeit keine Pläne, eine Bewohnerparkregelung in Holsterhausen einzuführen.
CDU schlägt Bau von Quartiersparkhäusern in Essen-Holsterhausen vor
Die CDU sei stattdessen für den Bau von bewirtschafteten Quartiersparkhäusern, erklärt Ostermann. Um Standorte dafür zu erschließen, gelte es, kreative Lösungen zu finden. So gebe es zum Beispiel in der Martin-Luther-Straße ein Haus, das sich in einem sehr schlechten Zustand befinde. Man könne darüber nachdenken, den Eigentümern solche Immobilien abzukaufen und ein Parkhaus dort zu errichten.
Dieser Idee erteilt die Stadt eine Absage. „Fördermittel für Quartiersgaragen/Parkhäuser sind immer an die Bedingung geknüpft, im Straßenraum im gleichen Umfang Parkstände entfallen zu lassen. Eine Vermehrung von Parkraum ist mit Fördermitteln nicht erreichbar“, so Sprecherin Riedel. Es sei kein Standort in der Nähe des Universitätsklinikums bekannt, der sich für eine Quartiersgarage oder ein Parkhaus aufdränge. Als isolierte Maßnahme sei ein Quartiersparkhaus zudem wirtschaftlich nicht darstellbar: „Ohne begleitendes Bewirtschaftungskonzept des öffentlichen Straßenraums (z.B. im Rahmen eines Bewohnerparkbereichs) wird die Investition niemand angehen.“
Grüne und SPD: Stadt Essen soll Lösung für Stau-Problem finden
Die Fraktionen der SPD und Grünen in der BV 3 wiederum hatten die Verwaltung Anfang 2024 beauftragt, eine Lösung für die regelmäßig langen Staus vor dem Uniklinik-Parkhaus zu finden. Ahmad Omeirat (damals als Vorsitzender der Grünen-Fraktion für den Antrag verantwortlich, inzwischen aus der Partei ausgetreten) sagt dazu: „Die Lösung von solchen Problemen liegt in der Hand der Verwaltung und ihrer Ämter.“ Eine Antwort gab es noch nicht. Jacqueline Riedel: „Der Antrag befindet sich aktuell noch in Bearbeitung, daher gibt es dazu noch kein Ergebnis. Diese werden voraussichtlich im Mai in der zuständigen BV präsentiert.“
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