Essen-Steele. Eine Künstlerinitiative möchte das markante historische Gebäude in Essen-Steele beleben. Diese Aktionen sind für das Frühjahr 2025 geplant.

Eigentlich ist der Wasserturm am Laurentiusweg in Essen-Steele die Wirkungsstätte von Christian Mauve und seinem 30-köpfigen Team. Bei Mauve Mailorder Software hat man sich auf die Entwicklung von Software für den Apotheken-Versandhandel spezialisiert. „Doch mein Team ist seit der Corona-Pandemie komplett im Homeoffice“, erzählt der Inhaber – durchaus mit Bedauern. Er habe sich nicht nur auf eine komplett andere Kommunikation mit seinen Mitarbeitenden einstellen müssen, erläutert Mauve, auch die Tatsache, dass das 2007 bezogene Gebäude nun fast gänzlich ungenutzt sei, finde er äußert schade.

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Das denkmalgeschützte, rund 30 Meter hohe Bauwerk war bis 1984 als Wasserturm in Betrieb. Der Wasserbehälter fasste damals eine Million Liter. Ein Steinmetz kaufte den Turm 1986 und baute ihn zu Büros und einer Galerie um. An diese Zeit erinnern noch die Malereien im Aufzugschacht.

Eine Ausstellung zu dem Hofmärkten machte den Anfang

Für einige Monate hatte Christian Mauve der Werdener Künstlerin Julia Stärz-Wilhelm die Gelegenheit gegeben, an diese einstige Galerie-Tradition anzuknüpfen. Seit den Steeler Hofmärkten im August 2024 präsentierte sie ihre großformatigen, farbintensiven Acrylarbeiten im Steeler Wasserturm.

Die Idee einer künstlerischen Nutzung ließ ihn nicht mehr los – nun stellt Eigentümer Christian Mauve seine Firmenräumlichkeiten gleich einer ganzen Kooperation von Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung. Katrin Sasse, die im Laurentiusviertel zuhause ist, möchte dort mit fünf weiteren Kunstschaffenden ab dem Frühjahr verschiedene Kulturveranstaltungen auf die Beine stellen.

Der Wasserturm ist ein weithin sichtbares Zeichen im Stadtteil

Die Theaterpädagogin Katrin Sasse organisiert das „Museum mit Weitblick“.
Die Theaterpädagogin Katrin Sasse organisiert das „Museum mit Weitblick“. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Eine „Kollaboration“, wie sie es nennt, die den Namen „Kulturm“ tragen soll. Angepeilt ist ein „Museum mit Weitblick“, denn der Wasserturm sei schließlich ein weithin sichtbares Zeichen im Stadtteil und biete von seiner obersten Plattform aus auch einen Rundumblick über das Essener Stadtgebiet.

Ob Besucherinnen und Besucher künftig auch tatsächlich ganz nach oben dürfen, um diesen Weitblick zu genießen, das ist allerdings noch nicht geklärt. Wie überhaupt das Prozedere sich noch in seiner Anfangsphase befinde, berichtet die Theaterpädagogin Katrin Sasse. Fest steht jedenfalls schon der Termin für die erste Präsentation: Es ist die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, in Anlehnung an die Inbetriebnahme des Steeler Wasserturms am 1. Mai 1898.

Die Ausstellung „Late Night Fever“ ist für Ende April geplant

Eine erste Präsentation von Skulpturen, Malerei und Improvisationstheater soll es in einer nächtlichen Veranstaltung Ende April im Steeler Wasserturm geben.
Eine erste Präsentation von Skulpturen, Malerei und Improvisationstheater soll es in einer nächtlichen Veranstaltung Ende April im Steeler Wasserturm geben. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Der Titel dieser Ausstellung heißt „Late Night Fever“. Geplant ist eine Kombination aus visuellen und auditiven Aspekten. „Statt unsere Ausstellung mit langatmigen Reden zu eröffnen, hören unsere Gäste Musik, Geräusche und Geschichten, inspiriert von Bildern und Büsten“, erklärt Katrin Sasse. „Die Haltung einer Tänzerin aus Bronze ist der Beginn einer Performance, eine historische Fotografie ist der Anfang einer Geschichte, die uns Walter Koslowski, der alte Wasserturm-Wärter erzählt, der nachts durch die Büroräume geistert“, zählt Sasse einige Ideen auf.

„Statt unsere Ausstellung mit langatmigen Reden zu eröffnen, hören unsere Gäste Musik, Geräusche und Geschichten, inspiriert von Bildern und Büsten.“

Katrin Sasse,
Theaterpädagogin

Die Essenerin war in ihrem ersten Leben Diplom-Chemikerin, sattelte auf Lehrerin um und wandte sich nach einer Krebserkrankung der Theaterpädagogik und der Organisation von Kunstevents zu. In den Ruhrgebietskreativen Jörg Mazur (Bildhauer, Kommunikationsdesigner), Daniela Hellerforth (3D-Gemälde, Art Noir), Holger Cremer (Fotografie, digitale Malerei) und Astrid Remmer (bildende Künstlerin, Kunstpädagogin) hat sie Mitstreiter gefunden, die den Steeler Wasserturm weiter beleben wollen. Und zwar außen, innen und im Miteinander mit benachbarten Institutionen wie der Stadtteilbibliothek Huttrop oder dem Kindergarten nebenan. Denn beispielsweise Kreativworkshops, Improvisationstheater, Lesungen und andere Events sollen die Installationen im Turm begleiten.

Neues Leben für ein historisches Gebäude in Essen-Steele

Astrid Remmer schaut sich beim Ortstermin bereits neugierig in der Küche der Firma Mauve um: „Kunst muss zu den Menschen kommen. Ich koche gerne und halte das für eine gute Kombination.“ Auch Katrin Sasse findet diese Idee gut. Sie selbst ist als Gastroführerin in Rüttenscheid aktiv, kulinarischer und kultureller Genuss gingen durchaus Hand in Hand, sagt sie.

Vorstellbar wäre außerdem eine Form von Merchandising für die Kunstobjekte im Wasserturm. „Wir müssen auch schauen, wie wir die Finanzierung sicherstellen und Sponsoren akquirieren.“ Christian Mauve jedenfalls ist gespannt, welche Ideen den Kunstschaffenden noch kommen, um dem historischen Gebäude neues Leben einzuhauchen.

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