Essen. Über zehn Jahre lang betrieb Dirk Bußler sein alternatives Trödelgeschäft in der Essener Innenstadt. Nun ist der Laden dicht.
Das alte Jahr endete für Dirk Bußler mit Packen. Alles musste raus aus dem Konsumreform-Shop am Kopstadtplatz 10. Bußler betrieb den alternativen Trödelladen dort seit vier Jahren. Am 31. Dezember 2024 aber war Schluss. Die Schaufensterscheiben waren bereits am Montag, 30. Dezember, verhangen, Kunden standen mittags vor verschlossener Tür.
Der Grund für die Schließung: „Die Miete, die zuletzt fällig wurde, ist für mich nicht bezahlbar“, sagt Bußler im Gespräch mit der Redaktion. Deshalb habe er den Vertrag mit dem Vermieter, dem städtischen Allbau, zum Jahresende gekündigt. Der Vertrag, den er 2020 noch mit dem damaligen Besitzer des Hauses abgeschlossen hatte, sah laut Bußler eine Staffelmiete vor, deren höchste Stufe jedoch an bestimmte Klauseln geknüpft war.
Zwar bestätigt auch der Allbau, dass der Konsumreform-Shop zum Jahresende aus den Räumen rausmusste. Ein Sprecher erklärte jedoch, dass die Kündigung von der Vermieterseite kam. Gründe nannte der Allbau mit Verweis auf den vertraglichen Datenschutz nicht. Bleibt zumindest festzuhalten: Offenbar konnten sich beide Seiten nicht auf eine neue Mietgestaltung einigen.
Das Untergeschoss und die Kellerräume nutzt nun das Amt für Statistik und Wahlen der Stadt Essen, das direkt nebenan logiert. Der Allbau will außerdem versuchen, die restliche Fläche zumindest für eine kurze Übergangszeit zu vermieten. Denn das historische Gebäude, das bei Essenern besser als Schossau-Haus bekannt ist, soll kernsaniert werden. Start dafür könnte im Jahr 2027 sein. Der Allbau hatte das Geschäftshaus 2021 erworben und strebt eine neue Nutzung an. Dies soll Teil der Aufwertung des Kopstadtplatzes in der nördlichen Innenstadt sein.
Bußler sucht auch für Sozialprojekt „Hey Alter“ neue Räume in Essen
Das Konzept von Bußlers Konsumreform-Shop glich dem eines traditionellen Trödelmarktes. Leute konnten in dem Laden Regale und Vitrinen mieten und dort ihren Trödel anbieten. Die Regalmiete und ein zehnprozentiger Umsatzanteil blieben beim Inhaber. Die Idee sollte ein Gegenentwurf zur Wegwerf- und Konsumgesellschaft sein.
Bußler ist aber nicht nur im Laden das Thema Nachhaltigkeit wichtig. Er ist auch Mitorganisator des Projekts „Hey Alter“, bei dem ausrangierte Computer wieder fit gemacht werden und an bedürftige Kinder verschenkt werden. Auch dieses Projekt fand bis jetzt unterm gleichen Dach wie der Konsumreform-Shop statt. Dafür sucht Bußler ebenfalls noch neue Räume für eine kleine Miete, denn „Hey Alter“ werfe als gemeinnütziges Vorhaben finanziell nichts ab.
Einen Konsumreform-Shop gepaart mit einem Café betrieb Bußler schon seit über zehn Jahren. Zunächst leitete er den Laden im Geku-Haus auf der Viehofer Straße 31, ein Projekt des Nordstadt-Kümmerers Reinhard Wiesemann. 2020 dann zog Bußler an den Kopstadtplatz um, wollte sich damals nach eigenen Angaben vergrößern und „loslösen“.
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Um seinen Konsumreform-Laden weiterführen zu können, sucht Bußler bereits seit dem Sommer nach einer alternativen Immobilie in der Innenstadt. Bislang allerdings ohne Erfolg. Grund seien die hohen Mieten in der City. Das laufende Miet-Förderprogramm des Landes sei für ihn keine rechte Lösung. Denn nach zwei Jahren Subvention falle danach wieder eine höhere Miete an. Aufgeben will Bußler die Suche dennoch nicht und war zum Jahresende dennoch wenig froh gestimmt. „Wir wissen nicht, wie die Zukunft ist. Einräumen macht jedenfalls mehr Spaß als Ausräumen“, sagte er am vorerst letzten Tag seines Ladens.
Bußler will sich auch weiter um den Kopstadtplatz kümmern
Bußler ist in Essen nicht nur wegen seines alternativen Ladenkonzeptes bekannt, sondern vor allem als Aktivist mehrerer Projekte. Er organisiert den jährlichen Zombie-Walk an Halloween, engagiert sich im Vorstand des Taubenschutz-Vereins „Stadttauben Essen“ und hat sich zum Ziel gesetzt, den Kopstadtplatz vor seiner Ladentür zu beleben. Seine Möbel dort in Euro-Paletten-Selbstbauweise treffen allerdings nicht auf jedermanns Geschmack. Sein Engagement für den Platz will er trotz der Geschäftsaufgabe nebenan nicht lassen. „Das Projekt werde ich weiterführen“, kündigte er an.
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