Essen. Rabatte am Black Friday? Nicht mit Dirk Bußler. Bei ihm zahlen die Kunden sogar noch einen Aufschlag. Was der Händler mit dem Geld macht.
Es ist wieder Black Friday. Am Freitag (26.11.) und meist auch noch am Samstag wollen viele Händler ihre Kunden zum Einkauf animieren. Sie locken im jetzt beginnenden Weihnachtsgeschäft mit satten Rabatten. Dirk Bußler dagegen pfeift auf den Black Friday. Und nicht nur das: Er kehrt ihn auch gleich um. Sein Laden am Kopstadtplatz heißt „Konsumreform“ und der Name ist Programm.
Statt die Preise zu senken, wird Bußler am Freitag sogar noch zehn Prozent pauschal auf die Waren in seinem Geschäft draufschlagen. „Ich werde da auch knallhart bleiben. Wer nicht mehr zahlen will, kann an dem Tag bei mir nichts kaufen“, betont er energisch. „Ich bin gerne bereit, an dem Tag auch Einbußen hinzunehmen.“
Bußlers „Konsumreform“-Shop ist ein Second-Hand-Laden der besonderen Art. Privatleute können sich dort Regale auf Zeit mieten und ihre abgelegten Dinge verkaufen. Es ist eine Art Trödelmarkt oder Ebay 1.0 auf 450 Quadratmetern. In dem einstigen Fahrrad-Geschäft bekommt man Ledersandaletten genauso wie eine erzgebirgische Weihnachtspyramide, Pokémon-Sammelkarten oder ein Marken-Sweatshirt. Das Spannende für Kunden: Das Sortiment wechselt quasi täglich. Alles, was die Menschen zu Hause nicht mehr brauchen, landet in den Regalen.
Händler setzt am Black Friday Zeichen gegen ungehemmten Konsum
Bußler, 52 Jahre, lange Haare, langer Bart, schwarze Klamotten ist mit dieser Idee seit acht Jahren im Geschäft. Es soll bewusst ein Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft sein, sagt er. „Mir geht es darum, Produkte lange im Lebenszyklus zu halten.“
Aggressive Rabattaktionen wie der Black Friday, die ihre Wurzeln übrigens in den USA haben, sind ihm deshalb ein Graus. „Da geht es nur darum, dass die Leute möglichst viel Geld ausgeben und möglichst viel konsumieren. Dabei brauchen wir nicht ständig neue Sachen.“ Der Black Friday ist deshalb für Bußler das Symbol für einen ungehemmten Konsum.
Den kommenden Freitag hat er in seinem Laden deshalb in „Green Friday“ umgetauft, grüner Freitag. Nicht nur, dass die Kunden mit ihrem Einkauf an dem Tag bewusst ein Zeichen gegen die Überflussgesellschaft setzen können. Sie zeigen damit auch soziales Engagement: Das Geld, das sie an dem Tag mehr bezahlen müssen, wirtschaftet Bußler nämlich nicht in seine eigene Tasche. Es kommt dem bundesweiten Sozialprojekt „Hey Alter“ zugute.
Zusätzliches Geld kommt PC-Aktion „Hey Alter“ zugute
Bei „Hey Alter“ haben sich Privatleute, Unternehmen und gemeinnützige Organisationen zusammengetan und arbeiten alte Computer für bedürftige Kinder und Jugendliche auf. Die Essener Gruppe hat Bußler ins Leben gerufen. Die „Schaltzentrale“ liegt über dem Verkaufsraum seines Konsumreform-Shops. Dort stapeln sich ausrangierte PC und Monitore. Etwa 20 Euro braucht „Hey Alter“ pro Gerät für Ersatzteile oder Hardware. Die Verkaufsaktion an Bußlers „Green Friday“ soll helfen, Geld dafür aufzubringen.
Nicht alle Kunden, die bei Bußler kaufen, sind allerdings ökologisch bewusst unterwegs. Manche suchen nach raren Sachen, andere müssen schlicht auf ihren Geldbeutel achten und sind auf günstige Dinge aus. Ob da am Freitag jeder Kunde bereitwillig zehn Prozent mehr zahlt? Bußler ist selbst gespannt. „Ich gehe aber gerne in die Diskussion.“ Den über 100 Mietern in seinem Geschäft hat Bußler übrigens im Vorfeld seine „Green Friday“-Aktion vorgestellt. „Das gab es eine breite Zustimmung.“