Essen. Erstmals veröffentlicht das Land NRW konkrete Zahlen zum Unterrichtsausfall. Sie werfen viele Fragen auf – und geben nur eine einzige Antwort.

Was sollen uns die Zahlen zum Unterrichtsausfall an Essens Schulen sagen, und was sagen sie wirklich? Sie sollen sagen: Alles gar nicht so schlimm! Fünf Prozent ersatzloser Entfall, liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler, bleibt mal bitte locker.

Lesen Sie zum Thema

Sie sagen aber: Eigentlich, liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler, ist die Lage an den Schulen genauso verheerend, wie Ihr es immer schon gewusst, gefühlt, gedacht und gesagt habt. Wenn eine Statistik faktischen Unterrichtsentfall nicht als solchen klassifiziert, sondern – vor allem in der Oberstufe – als „eigenverantwortliches Arbeiten“ tarnt, und wenn unklar bleibt, ob Vertretungsunterricht aus Kreuzworträtsel-Lösen besteht oder aus fachgerechtem Ersatz, dann soll diese aufwändige Statistik vor allem eins: Das seit Jahren bestehende, massive Problem des Unterrichtsausfalls banalisieren und dabei helfen, es zu zerreden.

Richtig ist: Die Zahlen sagen nicht über die Qualität der Arbeit vor Ort aus

Die Statistik zum Unterrichtsausfall soll vor allem eines: Das Problem beschönigen, meint Redakteur Martin Spletter in seinem Kommentar.
Die Statistik zum Unterrichtsausfall soll vor allem eines: Das Problem beschönigen, meint Redakteur Martin Spletter in seinem Kommentar. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Allein ein Hinweis ist richtig, den das Land gibt: Die Ausfall-Quote sagt nichts über die pädagogische Arbeit vor Ort aus. Auffallend viele Brennpunkt-Schulen in Essen, deren Personal man die höchste Burnout-Quote unterstellen könnte, haben bemerkenswert geringe Ausfall-Werte. Und es gibt andere Ausschläge nach unten und oben in der Statistik, die wohl ausschließlich mit den Verhältnissen vor Ort erklärt werden können, also stimmt auch dieser Hinweis des Schulministeriums: Die Werte sind nur schlecht vergleichbar.

Und trotzdem geben sie uns einen Hinweis auf das flächendeckende, Generationen betreffende Problem, das nicht mal eben bis morgen gelöst werden kann: Der Fachkräftemangel an den Schulen wird nicht allein durch bessere Beamtenbesoldung behoben, sondern nur dann, wenn eine Gesellschaft der schulischen Bildung den Stellenwert einräumt, den sie verdient: Priorität A. Das gilt für bauliche Verhältnisse, für die Lehrerausbildung, für den Respekt und die gesellschaftliche Anerkennung, die Pädagoginnen und Pädagogen verdienen.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]