Essen-Altenessen. Die Geräusche treten zu unterschiedlichen Zeiten auf, oft auch nachts. Eine Spurensuche im Umfeld blieb ohne Ergebnis. Anwohner hoffen auf Hinweise.
Das geht echt auf die Nerven in Altenessen. Seit Monaten von nicht zu lokalisierendem Dröhnen gestörte Anwohner von Wolbeckstraße und Bausemshorst führen ein Lärmprotokoll: „Von 19.30 Uhr abends bis 7 Uhr morgens lauter und leiser werdend.“ Zwischendurch tagelange Pause, sodass schon Hoffnung bestand, das Problem habe sich erledigt. Umso größer die Enttäuschung, als es plötzlich wieder losging: „Sonntag, 15. Dezember, bis 4.15 Uhr morgens extremes Dröhnen, dann weiter mit Summen. Montag, 16. Dezember, bis 4.30 Uhr lautes Dröhnen.“ Und so weiter. Ein Brummton, der langsam anfange und dann lauter werde. Tieffrequenter Schall, der mühelos durch gedämmte Fenster gehe.
Das Lärmprotokoll brachte bisher keine Erkenntnisse. Jörg Plaß und seine Frau Claudia werden weiterhin von den Geräuschen aus unbekannter Quelle gestört. Sie ist genervt: „Wir wohnen hier in einer Mischbebauung. Daran haben wir uns gewöhnt, auch an die nahe Autobahn. Hier wird eine neue Feuerwache gebaut. Alles zu ertragen. Aber dieses undefinierbare Dröhnen ist nicht auszuhalten. Vor allem nachts nicht. Wir überlegen ernsthaft, hier auszuziehen. Wenn ich wieder nicht schlafen kann, schaue ich mir im Internet andere Wohnungen an.“
Betroffene Anwohner aus Altenessen sind ratlos und denken über Umzug nach
Auch Nachbar Frank Dories ist mit den Nerven am Ende: „Mittlerweile sind es drei verschiedene Geräusche, die wir hören. Ich habe nachts Ohropax in den Ohren, aber das hilft nicht. Ich habe mit dem Smartphone bis zu 70 Dezibel gemessen, und das nachts um 22.30 Uhr.“ Bald schaue er sich eine neue Wohnung an. Wenigstens hat er seinen Humor noch nicht verloren: „Denn sonst können die mich bald wegbringen.“
Dories und Plaß sind durch die Straßen gelaufen, mit dem Auto regelrecht „Patrouille“ gefahren, doch die Lärmquelle sei absolut nicht aufspürbar gewesen: „Das kommt von West oder Nordwest. Wir hatten schon die Windkraftanlage in Verdacht. Ist aber nicht. Wir waren sogar schon drüben in Bottrop. Auch nichts.“
Zunächst sei an Wochenenden noch Ruhe gewesen, so Claudia Plaß, doch mittlerweile tauche auch sonntags dieses Brummen auf: „Wir haben zusätzliche Fensterdichtungen angebracht und Akustikvorhänge aufgehängt. Ich habe mir spezielle Ohrhörer gekauft, aber damit kann ich nicht schlafen. Wir haben eine Schlafcouch, die steht jetzt weiter weg vom Fenster als unser Bett. Ohne besonderen Erfolg.“
Lärmmessungen in Altenessen bisher ohne Ergebnis: Geräusch tritt unregelmäßig auf
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Was Jörg Plaß nachdenklich macht: „Wir wohnen im vierten Jahr hier und wollen gar nicht weg. Die Wohnung ist toll und wir haben hier eine gute Nachbarschaft. Aber wenn das so weiter geht, müssen wir gehen.“ Man habe die Nachbarn befragt: „Einige hören dieses Phänomen auch, aber reduziert, andere stört das nicht, andere nehmen schlicht und einfach ihr Hörgerät raus. Wir haben Unterschriften gesammelt und Oberbürgermeister Thomas Kufen zukommen lassen. Aber wir kommen nicht weiter.“
„Die Wohnung ist toll und wir haben hier eine gute Nachbarschaft.
Aber wenn das so weiter geht, müssen wir gehen.“
Plaß hat selbst bei der Stadt gearbeitet und kennt die Abläufe: „Herr Kufen hat uns an den Fachbereich 59 verwiesen und die Leiterin der Unteren Immissionsschutzbehörde (UIB) der Stadt Essen hat sich auch bei uns gemeldet.“ Es sei jedoch schwierig, mit dieser Behörde Termine zu vereinbaren, so Claudia Plaß: „Wir verabreden uns für 19 Uhr und die UIB ruft vorher an, ob der Lärm zu hören ist. Dann kommt oft der berühmte Vorführeffekt und es ist still. Und wenn dann um 19.50 Uhr das Brummen losgeht, erwische ich niemanden mehr im Amt.“
Bei der Stadt bestätigt man diese Schwierigkeit: Die Untere Immissionsschutzbehörde habe Messungen durchgeführt und ausschließen können, dass die Geräusche von einem umliegenden Betrieb stammen, so Stadtsprecherin Jacqueline Riedel. „Da das Brummen nicht immer und unregelmäßig auftritt, konnte bei einem weiteren Messversuch keine Lärmmessung durchgeführt werden, da in dieser Nacht keine Brummgeräusche auftraten. Dadurch konnte auch der Verursacher der Geräusche wieder nicht ermittelt werden.“ Die Behörde stehe aber mit den Anwohnenden in Kontakt, „um weitere Termine zur Lärmmessung zu vereinbaren, um die Geräusche identifizieren zu können und so schnell wie möglich Gegenmaßnahmen treffen zu können“.
Könnte die Autobahnbaustelle zwischen Bottrop Süd und Altenessen Nord die Ursache sein?
Eine benachbarte Firma sei jedenfalls nicht der Verursacher, sagt Claudia Paß. Das hätten eigene Recherchen zutage gebracht: „Wir waren bei Spicer Gelenkwellenbau in der II. Schnieringstraße und haben unser Problem geschildert. Dort war man sehr entgegenkommend und hat Abhilfe geschaffen bei möglichen Lärmquellen. Doch die waren es gar nicht.“ Was Frank Dories noch bekräftigt: „Der Ton wird lauter, je weiter man sich entfernt vom Gewerbegebiet.“
Weiter geht die Suche nach der Quelle der geheimnisvollen Geräusche. Eventuell ist eine Baumaßnahme auf der nahegelegenen A42 die Quelle? Eine Megabaustelle zwischen Bottrop Süd und Altenessen Nord, die im Juni 2025 sogar für eine mehrtägige Vollsperrung sorgen wird? Jörg Plaß hatte die Autobahn GmbH angeschrieben: „Es kam auch eine freundliche Antwort. Aber ich hatte nach dauerhaften Arbeiten gefragt, und dies wurde verneint.“ Die UIB habe wohl auch nachgefragt, ebenfalls ohne Resultat.
Jörg Plaß zuckt mit den Achseln: „Eigentlich haben sich alle bemüht. Aber wir kommen nicht weiter. Vielleicht, wenn es doch die Autobahn ist und die Baustelle irgendwann weiterzieht? Aber wie lange sollen wir das noch aushalten? Das geht seit September so.“ Was tun? Die Menschen von der Wohlbeckstraße setzen ihre ganze Hoffnung auf diesen Artikel: „Vielleicht weiß ja einer der Leser, wo die Ursache liegt.“
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