Essen-Altenessen. Im März fand der erste Spatenstich für die neue Rettungswache im Essener Norden statt. Der Bau ist im Zeitplan, obwohl umgeplant werden musste.
Der Projektleiter hat Wort gehalten: Beim ersten Spatenstich für die neue Altenessener Rettungswache Mitte März hatte er angekündigt, dass im Sommer auf dem brachliegenden Gelände bereits ein Gebäude stehen würde. So ist es: Nun wird Richtfest gefeiert.
Zwar wurde bisher nur der Rohbau des Gebäudes mit einem Teil der Balkenkonstruktion für das Dach fertiggestellt, doch lässt sich schon erahnen, wie die Wache einmal aussehen wird. Markus Rau, der Leiter der Contilia Technik und Bau gGmbH, erläutert anhand des Architektenplans den Grundriss: Blickt man von der Johanniskirchstraße auf die Gebäudefront, werden links die Ruhe- und Schlafräume für die sechs Einsatzkräfte liegen, daneben schließt sich ein Verwaltungsbereich an.
Es folgen sanitäre Anlagen und ein großer Aufenthaltsbereich mit Küche, Sitzgelegenheiten und einem großen Fernseher. „Wobei die Mitarbeiter aktuell wenig Zeit hätten, den zu nutzen“, so Rau. Im rechten Gebäudeteil befindet sich die Fahrzeughalle für den Rettungswagen und das Notarzteinsatzfahrzeug.
Planung der Rettungswache in Altenessen: Bereiche baulich getrennt, um Kontamination zu verhindern
Von den 500 Quadratmetern Gesamtfläche entfallen etwa 100 auf die geflieste Fahrzeughalle, die mit einer modernen Absauganlage ausgestattet ist, und 250 auf die beschriebenen Nebengebäude mit Ruheräumen, Aufenthaltsraum und Küche. Den übrigen Platz nehmen Technikräume ein. Der Aufenthaltsbereich soll sich in Aufbau und Optik kaum von einem Wohn- oder Bürogebäude unterscheiden: PVC-Boden und „normale Holzmöblierung“ sind geplant.
Wichtig ist auch die „Schwarz-Weiß-Trennung“, ursprünglich bekannt aus dem Bergbau, die Feuerwehr-Sprecher Christian Schmücker erklärt: Im „Schwarz-Bereich“ kommen die Fahrzeuge an, dort wird auch die Schutzkleidung abgelegt. Dann erst geht es für die Einsatzkräfte in den Duschbereich und anschließend in die Umkleide, den „Weiß-Bereich“. Diese Art der baulichen Trennung sei unerlässlich, um das Risiko von Kontaminationen zu vermeiden, beispielsweise nach einem Einsatz mit Kontakt zu infektiösen Patienten.
- Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!
Das Projekt liegt im Zeitplan, obwohl im laufenden Baubetrieb noch einmal hastig umgeplant werden musste: DIN-Normen hatten sich geändert. So muss nun beispielsweise die Fahrzeughalle einen Meter länger werden als ursprünglich geplant. Was nach Willkür klingt, hat einen vernünftigen Grund, wie Schmücker erklärt: Die Trage im Fahrzeug könne bei diesen Maßen komplett ausgefahren werden.
Es sei wichtig „sowohl für die Versorgung der Bürger als auch für unsere Ausbildung“, dass Neubauprojekte den jeweils aktuellsten Standards entsprechen, schließlich plane man langfristig. Die neue Wache wird zugleich als Lehrrettungswache dienen. Die Anforderungen an eine moderne Ausbildung hätten sich gewandelt. Das entsprechend zu berücksichtigen, sei bei Bestandsbauten oft schwierig, so Schmücker. Die Altenessener Rettungswache werde nun die modernste der Stadt werden. „Eine Wache im Bereich der Essener Innenstadt würde man natürlich größer bauen, sofern ein entsprechendes Grundstück verfügbar wäre“, sagt Schmücker, doch für Altenessen entspreche der Bau dem, was man aktuell benötige und erwarten könne.
Grundstück der Contilia unmittelbar am Gesundheitspark Altenessen: „Ein Glücksgriff“
Das Grundstück in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Marienhospital und heutigen Gesundheitspark Altenessen gehört der Contilia. Für Christian Schmücker „ein Glücksgriff“. Denn geeignete Grundstücke seien rar. Schließlich müsse nicht nur die Lage stimmen, die hier „im Herzen von Altenessen“ optimal sei, wie auch der Abgleich mit der Heatmap der Einsatzaufkommen gezeigt habe, es müsse auch das Umfeld passen. So dürfe zum Beispiel keine Grundschule oder Kita direkt gegenüber der Wache liegen. Auch eine Hauptverkehrsstraße sei problematisch, weil dann eine Ampelanlage notwendig würde. Die wiederum verursache dann bei jedem Einsatz Staus. Zu klein dürfe die Straße an einer Wache hingegen auch nicht sein, ihre Breite müsse die Ausfahrt der Einsatzfahrzeuge erlauben. Bei der Johanniskirchstraße sei das gewährleistet.
Die Arbeiten sollen Ende des Jahres abgeschlossen sein, dann folgen diverse Kontrollen und Abnahmen, bis die bezugsfertige Rettungswache voraussichtlich im Frühjahr 2025 in Betrieb genommen werden kann. Der wird dann nicht erst einmal langsam anlaufen, wie man annehmen könnte: Vom ersten Tag an soll die neue Wache voll genutzt werden, sagt Schmücker: „Wir kommen mit Sack und Pack hier an, bestücken das Materiallager, fahren die Fahrzeuge rein und die Wache geht in Betrieb.“ Ein Testlauf sei nicht erforderlich. Das sei der engen Zusammenarbeit aller Beteiligen, die von Projektbeginn an stattgefunden habe, zu verdanken.
Rettungsdienst hat in Essen 22 Standorte
Im gesamten Stadtgebiet gibt es acht kombinierte Feuer- und Rettungswachen. Der Rettungsdienst arbeitet von 22 Standorten aus – dazu zählen zum Beispiel auch Notarzteinsatzfahrzeuge, die an Krankenhäusern stationiert sind. In diesem Bereich tue sich gerade einiges, sagt Feuerwehr-Sprecher Christian Schmücker, da die unterschiedlichen Träger zum Teil Standorte verlagern würden.
Die neue Rettungswache in Altenessen soll montags bis donnerstags von 8 bis 20 Uhr, freitags von 8 bis 24 Uhr, samstags 24 Stunden und sonntags von 0 bis 20 Uhr besetzt sein. Das Notarzteinsatzfahrzeug wird rund um die Uhr im Einsatz sein, die Betriebszeiten des RTW sollen perspektivisch ebenfalls entsprechend ausgeweitet werden.
90 Prozent der Notfälle werde man von der neuen Altenessener Rettungswache künftig in maximal acht Minuten erreichen können, hieß es beim Spatenstich im März. Die acht Minuten seien realistisch, wenngleich nicht in jedem Fall erfüllbar, etwa wenn mehrere Einsätze zeitgleich liefen oder es zu technischen Ausfällen komme, erklärt Schmücker. Es handle sich bei der Angabe um die planerische Empfehlung für den städtischen Bereich, zu dem man auch Altenessen zähle. „Natürlich könnte man auch den Anspruch haben, dass in drei Minuten für alle ein Rettungswagen da ist – das wäre aber weder plan- noch finanzierbar.“
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]