Essen-Bochold. Vom Balkangemüse bis zum Lachsfilet: Sladjana Masulovic belebt das Restaurant in Essen-Bochold, ohne den urigen Charme zu verändern.

Nach der unerwarteten Schließung im April dieses Jahres hat das traditionsreiche Restaurant „Eichenbalken“ in Essen-Bochold mit Sladjana Masulovic nun eine neue Betreiberin gefunden. Seit dem 1. November hat die erfahrene Gastronomin die Türen wieder geöffnet. Sie bringt frischen Wind in die kulinarische Landschaft des Stadtteils – ohne dabei den urigen Charakter des Lokals zu verändern.

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Masulovic, ursprünglich aus Serbien und seit 1995 in Deutschland, ist keine Unbekannte in der Gastro-Szene des Ruhrgebiets. Nach jahrelanger Erfahrung als Köchin und Betreiberin einer Kneipe mit kleiner Speisekarte in Gelsenkirchen wagte sie mit dem „Eichenbalken“ nun erneut den Schritt in die Selbstständigkeit. „Ich habe es einfach probiert. Warum nicht?“, erzählt sie. Dabei spielt ihr Netzwerk eine wichtige Rolle: Mit ihrer Service-Chefin ist sie seit langem befreundet – sie brachte Masulovic auf die Idee, den „Eichenbalken“ zu übernehmen.

Essener Gastro-Standort mit zweifelhafter Geschichte

Der Standort hat eine bewegte Geschichte: Ab 2018 kamen hier schon einmal üppige Grillteller und Balkangemüse auf den Tisch, doch unter dem Tresen sollen scharfe Schusswaffen und dazugehörige Munition verkauft worden sein. Nach einem Hinweis kroatischer Behörden zur Bekämpfung organisierter Kriminalität war seinerzeit der damalige Betreiber des Restaurants, ein Gastronom aus Bosnien-Herzegowina, festgenommen worden. Es folgte ein neuer Gastronom, der mediterrane Küche anbot, doch im April dieses Jahres schloss das Essener Ordnungsamt den Laden aus bislang unbekannten Gründen.

Noch prägen hier Platzdeckchen und Papier-Servietten das Bild. Schon bald soll es weiße Tischdecken geben.
Noch prägen hier Platzdeckchen und Papier-Servietten das Bild. Schon bald soll es weiße Tischdecken geben. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Mit der neuen Betreiberin hat sich das Restaurant von dieser Vergangenheit verabschiedet, strahlt aber weiterhin den rustikalen Charme der Vorjahre aus. Veränderungen an der Einrichtung seien nur begrenzt möglich, da der Eigentümer des Gebäudes auf den ursprünglichen Stil bestehe. Dennoch hat Masulovic ihren persönlichen Touch eingebracht, ohne die authentische Atmosphäre zu zerstören. Noch ist nicht alles fertig: Derzeit arbeitet man noch mit Platzdeckchen, doch schon bald sollen zumindest im Abendgeschäft weiße Tischdecken Einzug halten und die urige Atmosphäre veredeln.

Die Speisekarte ist vielseitig und spricht sowohl Freunde der Balkan-Küche als auch Liebhaber internationaler Gerichte an. „Unsere Spezialitäten reichen von traditionellen Grilltellern über gefüllte Paprika bis hin zu überbackenem Lachsfilet. Wir bieten für jeden Geschmack etwas“, erklärt die Inhaberin, die täglich in der Küche steht. Besonders stolz ist sie darauf, alle Soßen selbst zuzubereiten – ohne Fertigprodukte. „Das macht einen Unterschied und wird von den Gästen sehr geschätzt.“

Neustart für den „Eichenbalken“ in Essen-Bochold

Zu den Hausspezialitäten der Abendkarte zählt „Land Luft Meer“, bestehend aus einem Hüftsteak, einem Putenmedaillon und einem Lachsfilet, dazu gibt es Kroketten und Broccoli. Derzeit erfreue sich zudem, so Masulovic, das Hirschgulasch mit Rotkohl und Spätzle großer Beliebtheit – eine Spezialität der Wintersaison. Gleiches gelte für die Fischgerichte, beispielsweise das Lachsfilet „Florenz“, das mit Käse überbacken ist. Neben der regulären Karte, die in den kommenden Wochen noch weiter entwickelt werden soll, bietet das Restaurant auch eine Tageskarte mit ein oder zwei weiteren Gerichten an. „Diese Gerichte werden vom Service am Tisch empfohlen.“ Als Einstieg in den Abend gibt es jeweils einen Gruß aus der Küche mit selbst gebackenem Brot.

Sladjana Masulovic hat Anfang November das Restaurant „Eichenbalken“ neu eröffnet.
Sladjana Masulovic hat Anfang November das Restaurant „Eichenbalken“ neu eröffnet. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Für den Mittagstisch hat Masulovic ein besonderes Konzept entwickelt: Täglich gibt es ein Drei-Gang-Menü mit einer hausgemachten Suppe, einem Hauptgericht mit wechselnden Beilagen und einem Dessert – zu Preisen um die 13 Euro. Tagsüber zieht der „Eichenbalken“ vor allem Stammgäste aus der Nachbarschaft an, viele von ihnen ältere Menschen. Abends hingegen lockt das Restaurant ein gemischtes Publikum.

Auch für Geburtstage und andere Feierlichkeiten ist das Restaurant zu haben. „Wer bei uns feiern möchte und mit mindestens 20 Personen kommt, hat die Wahl zwischen drei Büffet-Größen, die bestellt werden können“, erzählt Masulovic, die außerdem bereits Pläne für den Sommer hat. Denn auch die Terrasse wird zu nutzen sein: Dann bietet das Restaurant neben den knapp 50 Plätzen im Inneren auch draußen noch einmal 24 Plätze.

Im Sommer soll draußen auch Kaffee und Kuchen angeboten werden

Geplant sind dann leichtere Gerichte wie frische Salate oder hausgemachte Fruchtdesserts. Zudem soll es dann am Nachmittag auch selbst gebackenen Kuchen geben. „Es ist uns wichtig, dass alles, was wir servieren, frisch und hausgemacht ist“, betont Masulovic.

Probleme bereitet noch die Internetseite, die sie von ihrem Vorgänger übernehmen möchte – doch das gestaltet sich derzeit noch schwierig. Zum Jahreswechsel soll dieses Problem aber gelöst werden. Auch die alten Bewertungen auf Google stören sie. „Es hat fast einen Monat gedauert, bis dort angezeigt wurde, dass wir geöffnet haben. Wenn man ein Restaurant übernimmt, hat man natürlich Altlasten, sowohl positive als auch negative.“ Zu den positiven gehören die Stammgäste, die schnell zum „Eichenbalken“ zurückgefunden haben. Masulovic ist sicher, dass sie das Restaurant mit den neuen Speisen und ihrer herzlichen Art zu einem neuen Lieblingsplatz in der Nachbarschaft machen kann.

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