Essen. Die Nachfrage nach Ladestrom sei mäßig. Dennoch setzt der Allbau in Essen auf E-Mobilität und auf ein Pilotprojekt. So viel müssen Mieter zahlen.
Elektromobilität kommt hierzulande nur schleppend in Fahrt. Die Autoindustrie, sonst Motor der deutschen Wirtschaft stottert. Die Allbau GmbH setzt dennoch darauf, dass sich Elektrofahrzeuge durchsetzen. Mietern, die mit dem Umstieg vom Verbrenner auf ein E-Auto liebäugeln, macht Essens größtes Wohnungsunternehmen jedenfalls ein Angebot.
„Als kommunales Wohnungsunternehmen sehen wir uns in der Verantwortung die Mobilitätswende in Essen aktiv zu gestalten“, sagt Dirk Miklikowski und wählt große Worte. In der „Klimaschutzsiedlung“ auf der Dilldorfer Höhe hat der Allbau jetzt ein Pilotprojekt gestartet. Mieter können in einer Tiefgarage an 30 Stellplätzen ab sofort Strom tanken. Eine Erweiterung auf alle 60 Plätze ist möglich. Und dabei soll es nicht bleiben.
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Der Ort wurde bewusst gewählt. Die Siedlung wurde vor zwölf Jahren gebaut, die Gebäude bieten Passivhausstandard, verbrauchen also besonders wenig Energie. Der Allbau geht davon aus, dass die Bewohner offen sind für Elektromobilität. Auch wenn Miklikowski einräumt: „Unsere Mieterschaft hat uns nicht unter Druck gesetzt.“
Bislang bietet der Allbau in Essen 200 Elektroladesäulen im „halb-öffentlichen Raum“ an
Indem der Allbau „Elektromobilität in die Quartiere“ bringt, schlägt das kommunale Wohnungsunternehmen einen neuen Weg ein. Bislang bietet es im „halb-öffentlichen Raum“ 200 Elektroladesäulen an. Die Stromspender stehen auf Allbau-Grundstücken, Strom tanken kann dort aber jeder. Die Nachfrage sei leider mäßig, räumt Miklikowski ein.
Gibt es zu wenige Elektroautos? Oder ist die Infrastruktur nicht gut genug ausgebaut, was der Verband der Automobilindustrie gebetsmühlenartig beklagt? Fehlt es also an Ladesäulen? Die Stadt Essen hat bislang für 299 E-Ladesäulen im öffentlichen Straßenraum genehmigt. In den vergangenen drei Jahren seien rund 100 hinzugekommen. Wie viele Säulen davon tatsächlich errichtet wurden, kann die Stadt nicht sagen. Reservierungen für weitere 300 Standorte lägen vor.
Genügt das, um bei der Mobilitätswende für mehr Tempo zu sorgen? Die Anbieter dürften eher wirtschaftliche Maßstäbe anlegen. Elf verschiedene Unternehmen sind in Essen inzwischen vertreten, zwei weitere stehen in den Startlöchern.
Die Kilowattstunde Ladestrom gibt es in der Allbau-Siedlung in Essen-Kupferdreh für 31 Cent
Unstrittig ist: Wer eine Immobilie besitzt, kann sich leichter mit Ladestrom versorgen. Mieter haben es da schwerer. Der Allbau spricht wohl auch deshalb von Pionierarbeit. Das wirtschaftliche Risiko ist allerdings überschaubar. Auf der Dilldorfer Höhe stellt der Allbau seine Immobilie dem Anbieter Elaway zur Verfügung. Das Unternehmen betreibt in Norwegen nach eigenen Angaben 150.000 elektrifizierte Pkw-Stellplätze. Der norwegische Staat fördere den Ausbau der Elektromobilität seit Jahren konsequent, betont Patrick Veseley, Geschäftsführer Elaway Deutschland. 98,2 Prozent der neu angemeldeten Fahrzeuge fahren in Norwegen elektrisch, so Veseley. Elaway setzt darauf, dass die Zulassungen von E-Autos auch in Deutschland nach oben gehen.
Das Unternehmen sorgt für die Infrastruktur, kümmert sich um die Wartung und rechnet mit den Mietern ab. Die Zahlen in der Klimaschutzsiedlung in Dilldorf für den Strom 31 Cent pro Kilowattstunde. Für die Nutzung der Wallbox sind 49 Euro pro Monat fällig. Hinzu kommt eine einmalige „Bereitstellungsgebühr“ in Höhe von 990 Euro. Zum Start des Pilotprojekt bietet Elaway darauf 50 Prozent Rabatt.
Sollte das neue Angebot gut angenommen werden, will der Allbau Pkw-Stellplätze weiterer Immobilien elektrifizieren, kündigt Dirk Miklikowski an. Der Großteil der Wohnungsbestände des Unternehmens liegen im Essener Norden und im Bereich der Innenstadt, wo das verfügbare Einkommen der Mieter geringer sei als zum Beispiel in Dilldorf, wie Miklikwoski einräumt.
Auch dort ist die Nachfrage nach den neuen Elektro-Stellplätzen bislang überschaubar. Laut Elaway haben bislang zwei Mieter einen Vertrag für eine Wallbox unterschrieben.
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