Essen. In Frohnhausen und Holsterhausen häufen sich Diebstähle aus Fahrzeugen. Reihenweise werden Seitenscheiben eingeschlagen. Es gibt eine Blutspur.

Sie schlagen meist zu nachtschlafender Zeit zu und die Scheiben von Autos ein, um sie auf der Suche nach schneller Beute zu durchwühlen: Unbekannte haben im Essener Westen eine ganze Serie von Fahrzeugeinbrüchen hingelegt. Möglicherweise war es auch nur ein Täter oder eine Täterin, auf deren Konten Dutzende Fälle gehen könnten. So genau weiß die Polizei das noch nicht. Die Behörde ermittelt und bestätigt lediglich eine gestiegene Zahl dieser Delikte in Frohnhausen, Holsterhausen und auch in Altendorf.

In einem Fall seien Blutanhaftungen in einem Wagen gesichert worden, die nun ausgewertet werden, in der Hoffnung, einen Hinweis mehr zu bekommen, sagte Polizeisprecher Hendrik Heyer auf Anfrage dieser Zeitung. Ein Autoknacker wird sich beim Einschlagen eines Seitenfensters verletzt und so eine womöglich verräterische Spur hinterlassen haben. Nach aktuellem Stand der Erkenntnisse geht die Polizei von Beschaffungskriminalität aus, da besonders viele Taxis geknackt wurden, wohl in der Hoffnung, darin Börsen mit Geld zu entdecken, um die eigene Drogensucht finanzieren zu können.

„Damit endlich Ruhe einkehrt“

Der Wagen von Taxifahrer Norbert Czwienk war gleich zweimal binnen acht Tagen beschädigt und durchwühlt worden. Mittlerweile habe sich die Masche herumgesprochen, „das höre ich immer wieder“. Wie Czwienk sagt, sei nach seiner Kenntnis seit Anfang Oktober „eine deutlich zweistellige Zahl von Autos aufgebrochen worden“, darunter viele Taxis, zuletzt vor allem am Gervinusplatz. Ihn selbst habe es in beiden Fällen morgens um etwa vier Uhr getroffen.

Der (oder die) Täter(in) sucht offenbar den Schutz der Dunkelheit, zerdeppert meist die Scheibe einer Beifahrertür und durchsucht die Autos nach Wertsachen. Die Tatorte waren die Kerckhoffstraße, die Mommsenstraße, Curtiusstraße, Busehofstraße, der Bahnhof Essen-West und zuletzt eben auch der Gervinusplatz, weiß Czwienk: „Der Täter muss dringend gefasst werden, damit endlich Ruhe einkehrt.“

2450 Diebstähle waren es im vergangenen Jahr

Die Polizei bestätigt zwar eine Zunahme der Autoaufbrüche im Westen der Stadt, nennt aber unterjährig keine absoluten Zahlen. Die werden erst mit der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik im neuen Jahr veröffentlicht. In 2023 wurden in Essen insgesamt 2450 Diebstähle an oder aus Kraftfahrzeugen erfasst. Das waren 77 Fälle oder 3,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

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146 mutmaßliche Autoknacker wurden ermittelt. Das entspricht einer Aufklärungsquote von unter zehn Prozent. Bei etwa jedem zweiten Verdächtigen handelte es sich um einen Deutschen. Darunter waren ausweislich der Polizeistatistik drei Kinder und 20 Jugendliche.

Es entstanden Schäden in Höhe von 1,6 Millionen Euro

In 55,2 Prozent der vollendeten Fälle lag die Schadenshöhe unter 250 Euro. Es kamen nach fünf Delikten aber auch Werte von 25.000 bis über 50.000 Euro zusammen. Unterm Strich stand am Ende des Jahres eine Summe von über 1,6 Millionen Euro allein durch Diebstähle aus oder aus Kraftfahrzeugen. Das waren rund 100.000 Euro mehr als in 2022.

Den höchsten Stand dieser Straftaten in den vergangenen zehn Jahren registrierte die Polizei in 2015: Da waren es 5714 Autoaufbrüche, verglichen mit dem vergangenen Jahr also deutlich mehr als doppelt so viele.

Eine 25-Jährige unter Verdacht

Norbert Czwienk hat in sozialen Medien eine Belohnung von 100 Euro für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des Täters oder der Täter führen, ausgesetzt. Dem Taxifahrer wurden nach eigenen Angaben zwei schwarze und ein hellbraunes Portemonnaies gestohlen, in denen sich neben persönlichen Dingen Tank- und Parkkarten befanden.

Erste Erkenntnisse gibt es wohl unter anderem nach Hinweisen von Anwohnern: Zumindest zwei der zahlreichen Autoaufbrüche meinen die Ermittler einer 25 Jahre alten Essenerin zuordnen zu können - am 21. Oktober an der Kerckhoffstraße und am 17. Oktober an der Curtiusstraße. Gegen die Frau werde aktuell ermittelt, sagte Polizeisprecher René Bäuml. Ob auch weitere Taten auf ihr Konto gehen, sei offen.

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