Essen. Cartoonist Michael Holstschulte hat 2023 mit einem politischen Cartoon einen Nerv getroffen - über die Zeichnung macht er sich heute noch Gedanken.
Der Cartoon-Zeichner Michael Holtschulte ist bekannt für seine Reihe „Tot, aber lustig“ in dessen Mittelpunkt ein Sensenmann steht. Bereits im Alter von 15 Jahren hat der heute 45-Jährige angefangen, Cartoons zu zeichnen. Zu Beginn für die WAZ, mittlerweile auch für Zeitungen und Magazine wie die Süddeutsche Zeitung, Return oder Eulenspiegel. Seine Cartoons veröffentlicht er auch in eigenen Büchern und auf Social Media.
Zusammen mit seinem Cartoonisten-Kollegen Oli Hilbring („Schön doof!“) produziert den Podcast „Zwei Stricher packen aus“, mit seinem Bühnenprogramm „Das Ende ist nah“ ist Holtschulte zudem auf Live-Tour.
In unserer Interview-Reihe „Eine Runde Riesenrad mit . . .“ spricht er über seine Vorliebe zu schwarzem Humor, den Rechtsruck in Deutschland und Europa und seinen Blick auf die Stadt Essen.
Neue Interviwie-Reihe „Eine Runde Riesenrad mit . . .“
In unserer neuen Interview-Reihe „Eine Runde Riesenrad mit . . .“ sprechen wir mit mehr oder weniger bekannten Menschen aus der Stadt – und zwar in luftiger Höhe. Schauplatz ist das Riesenrad am Essener Burgplatz.
Michael Holtschulte, was ist lustig am Thema Tod?
Am Thema Tod selbst ist gar nichts lustig. Ich habe nur einen sehr schwarzen Humor. In meinen Cartoons verwende ich häufig den Sensenmann. Das hat einen einfachen Grund: Bei Cartoons muss die Handlung, der Witz in einem Bild passieren. Dafür funktioniert der Sensenmann sehr gut, weil jeder sofort mit der Figur etwas anfangen kann und weiß, was ihn charakterisiert. Ich muss ihn nicht groß einführen und dadurch funktioniert ein Gag sehr schnell.
Woher kommt Ihre Vorliebe zu schwarzem Humor?
Ich glaube, es ist einfach eine Verzweiflung, die kanalisiert werden muss. Vielleicht auch ein bisschen Mobbing damals in der Schule, dass ich damit verarbeitet habe. Der Humor ist einfach da, das Zeichnen habe ich mir erarbeitet. Die Kombination daraus ist das, was ich eben mache.
Essener Cartoonist Michael Holtschulte: „Der Rechtsruck ist besorgniserregend“
Sie haben im Jahr 2023 den „Karikaturenpreis der deutschen Tageszeitungen“ mit einem kritischen Werk zum Thema Rechtsextremismus gewonnen. Wie blicken Sie auf den Rechtsruck in Deutschland und Europa?
Es ist besorgniserregend. Ich habe ja, ich will jetzt sagen, zu Recht den Preis für diese Karikatur bekommen (lacht). Ich will mich nicht selbst loben. Aber leider ist es so, dass dieser Cartoon eine sehr lange Halbwertszeit hat. Die Aktualität ist immer noch gegeben, es wird halt immer schlimmer. Das war der richtige Cartoon zur richtigen Zeit. Ich hoffe, es wird alles nicht noch schlimmer.
Sie sind vor vier Jahren von Herten nach Essen Frohnhausen gezogen. Wie nehmen Sie die Stadt seitdem wahr und was würden Sie sich für Essen noch wünschen?
Ich bin total begeistert von der Stadt. Hier sind so viele Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Auch wenn es bei mir persönlich wegen der Kindersituation gerade etwas eingeschränkt ist, das mit der Arbeit alles unter einen Hut zu bekommen. Ich komme aus einer sehr kleinen Stadt und jetzt in einer Großstadt zu wohnen, ist schon toll, ich fühle mich in Essen sehr wohl. Mit Mark-Uwe-Kling (Kabarettist, unter anderen „Die Känguru-Chroniken“, d. Red.) bin ich zum Beispiel gemeinsam in der Lichtburg aufgetreten.
Alleine schon diese Möglichkeiten, die man hier hat, sind für mich super interessant. Was vielleicht noch verbesserungswürdig ist, wird sich wahrscheinlich mit der Zeit zeigen. Ich glaube, der jetzige Bürgermeister ist auch sehr nahbar, dass man ihn mal anrufen oder anschreiben kann, wenn etwas im Argen liegt und er sich dann kümmert. So ist zumindest mein Eindruck bis jetzt.
Essen bietet für Kulturschaffende viele Möglichkeiten
Also fühlen Sie sich als Kunst- und Kulturschaffender in Essen gut aufgehoben?
Ja, ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben. Es hängt natürlich auch viel damit zusammen, wie viel Engagement man selbst mit einbringt und was man so macht und tut. Aber ansonsten gibt es hier sehr viele Möglichkeiten.
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Sie treten am Mittwoch, 18. Dezember, in der Zeche Carl mit dem Jahresabschluss ihrer Tour „Das Ende ist nah“ auf. Was erwartet die Besucher dort?
Das ist die Live-Show mit meinen Cartoons. Es wird eine Mischung aus Comedy, Stand-up und Lesung geben. Da es jetzt Richtung Weihnachten geht, wird es auch ein bisschen weihnachtliches Programm geben. Also nicht nur den schwarzen Humor mit dem Sensenmann. Ich freue mich da tierisch drauf.
Am Mittwoch, 18. Dezember, tritt Michael Holtschulte mit seiner Live-Show „Das Ende ist nah“ in der Zeche Carl (Wilhelm-Nieswandt-Allee 100, 45326 Essen) auf. Einlass ist ab 19 Uhr, um 20 beginnt die Show. Tickets sind erhältlich auf der Website der Zeche Carl und kosten mit Gebühren im Vorverkauf 24 Euro, an der Abendkasse 26 Euro. Nach der Show steht der Cartoon-Zeichner zur Verfügung, um seine Zeichnungen in Büchern oder anderen mitbrachten Gegenständen zu verewigen.
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