Essen-Werden. Warum wurde die Ludgerus-Säule in Essen-Werden mitten im Weihnachtsmarkt abmontiert? Bezirksbürgermeisterin nimmt Stellung zur spektakulären Aktion.
Mitten in den Vorbereitungen zum zweiten Tag des traditionellen Werdener Weihnachtsmarktes platzte die Nachricht: „Die wollen die Säule im Ludgerusbrunnen abbauen!“ Nicht wenige Passanten schauten verwundert, als zunächst die drei großen um die Säule gestellten sauerländischen Tannen abgenommen und geschreddert wurden. Danach übernahm es die Feuerwehr, die als potenziell unsicher eingeschätzte Brunnensäule abzumontieren.
Nach langen Mühen konnte die Ludgerus-Figur auf einen Laster verfrachtet werden. Sie soll zunächst auf dem städtischen Betriebshof eingelagert werden. Die Basaltsäule selbst konnte trotz mehrstündigen Bemühungen nicht aus ihrer Verankerung gelöst und bewegt werden. Allerdings wurde sie bei Sondierungsversuchen beschädigt. Das Areal um den Brunnen wurde abgesperrt.
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Ehrenamtliche bemerkten ein leichtes Wackeln der Säule
Nun bezieht Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt Stellung zur ersten Einschätzung der Stadt, der Brunnen sei „offenbar bei den Aufbauarbeiten zum Weihnachtsmarkt touchiert worden“ und in Folge dessen habe die Figur angefangen, zu wackeln: „Von einem Touchieren war nie die Rede, sondern von einer Überprüfung, als schnell durchzuführende Vorsichtsmaßnahme. Safety first. Wir wollten absolut kein Risiko eingehen.“
Weiter erklärte Gabriele Kipphardt, ihr sei vor einigen Tagen angedeutet worden, dass man bei einem Test ein leichtes Wackeln der Säule bemerkt habe. Dies habe in ihrem Auftrag am Mittwochmorgen um 7.47 Uhr die Bezirksbeauftragte Brigitte Harti dem Amt für Straßen und Verkehr per E-Mail gemeldet. Die Info kam, allerdings nur indirekt, vom Werdener Tim Schwarze, der es mit anderen Ehrenamtlichen übernommen hatte, aus drei Tannen rund um die Ludgerus-Säule einen großen Weihnachtsbaum zusammenzustellen. In den Vorjahren hatte das die Freiwillige Feuerwehr übernommen.
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Der ursprüngliche Plan, die großen Bäume per Flaschenzug aufzustellen, wurde fallengelassen, so Schwarze: „Wir stellten fest, dass die Säule bei festem Drücken leicht wackelte. Da wir nicht wussten, ob das aus statischen Gründen so sein muss, oder nicht, sind wir anders vorgegangen.“ Dies habe er so auch dem Vorstand des Werdener Werberings berichtet. Ein Werdener Kranservice wurde um Hilfe gebeten und die drei Bäume waren zügig fest verzurrt. Bis sie am Freitagmittag entfernt wurden.
Bezirksbürgermeisterin bittet die Verwaltung um Transparenz
Nun hat die Bezirksbürgermeisterin Fragen an die Stadtverwaltung: „Warum wurde meinem Hinweis vom frühen Mittwochmorgen erst zwei Tage später nachgegangen? Jeder wusste doch, dass der Weihnachtsmarkt ansteht.“ Es sei genügend Zeit gewesen, einen Statik-Fachmann rauszuschicken: „Schon am Mittwoch hätte der vielleicht Entwarnung geben können.“ Am Freitag sei auch nicht klar geworden, ob die Standfestigkeit nun von fachmännischer Seite geprüft oder einfach gehandelt wurde.
„Warum wurde meinem Hinweis vom frühen Mittwochmorgen erst zwei Tage später nachgegangen? Jeder wusste doch, dass der Weihnachtsmarkt ansteht.“
Gabriele Kipphardt hielt fest: „Ich kann nicht verstehen, dass so schnell einseitig die Schuld zugewiesen wird. Hier bitte ich um Transparenz auch bezüglich der vorgenommenen Regeluntersuchungen. Ich finde es einfach schade, dass hier gerade zu Beginn des Weihnachtsmarktes ehrenamtlich Tätige belastet werden und, dass sich viele Ehrenamtler in Werden derzeit nicht wertgeschätzt fühlen.“
Auch frage sie, wann denn die Standfestigkeit des in städtischem Besitz befindlichen Brunnens, aufgestellt 1978, zuletzt geprüft worden sei? Hier handele es sich offensichtlich um höhere Gewalt. Tim Schwarze bemängelt fehlendes Augenmaß: „Erst hat die Stadt sich nicht gekümmert. Und dann wurde sofort Alarmstufe Rot ausgerufen.“
Am Brunnen müssen nun fünf Buden geschlossen bleiben
Leider mussten am Brunnen fünf Buden geschlossen bleiben. Hier gab es zumeist gelassene Reaktionen. Einer der betroffenen Händler beobachtete die Arbeiten am Freitag mit wachsendem Ärger: „Die Säule soll kippelig sein und die sind jetzt schon geschlagene drei Stunden damit beschäftigt, sie abzumontieren? Da stimmt doch was nicht.“ Eine Standbetreiberin meinte, dass sie sich auf dem Werdener Weihnachtsmarkt immer wohlgefühlt habe und im kommenden Jahr sicherlich wiederkommen werde.
Die Werdenerin Monika Nolte zog kurzerhand um und verkaufte ihre bedruckten Siebensachen nun an der Hufergasse. Mohsen Sabeti von der Werdener Salzgrotte wollte eigentlich Wellness-Produkte verkaufen und meinte nur: „Da gibt es nun wirklich Schlimmeres. Hauptsache ist doch, dass niemandem etwas geschehen ist.“
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