Essen-Freisenbruch. Endlich ein Einkaufszentrum: Darauf hoffen viele in Freisenbruch. Statt eines Baubeginns gibt es zunächst einen Beschluss zum Straßenbau.

Der Bau des neuen Einkaufszentrums ist längst noch nicht in Sicht, da hat der Rat der Stadt Essen jetzt zumindest den Bau und Beginn mehrerer Maßnahmen auf der Bochumer Landstraße in Freisenbruch beschlossen. Entstehen soll eine große Kreuzung, um den Verkehr rund um das geplante Zentrum zu bewältigen. Wann jedoch der Grundstein für das Quartier am Hellweg endlich gelegt wird, bleibt allerdings weiterhin offen.

Die Freisenbrucher tun genau das weiterhin, was sie seit Jahren machen: warten auf Geschäfte, die ihnen eine Versorgung mit den alltäglichen Dingen ermöglichen. Denn Einkäufe im Stadtteil sind kaum möglich oder zumindest beschwerlich vor allem dann, wenn etwa Senioren nicht mobil sind. Nach und nach sind Bäcker, Fleischer und Lebensmittelläden an und rund um die Bochumer Landstraße verschwunden. Wocheneinkäufe erledigen viele in Steele oder auch im benachbarten Bochum-Wattenscheid, wenn sie ein Auto haben oder die Taschen von der Bushaltestelle noch nach Hause tragen können.

Pläne für das Einkaufszentrum in Essen-Freisenbruch reichen fast zehn Jahre zurück

In das neue Einkaufszentrum sollten Aldi, Edeka und DM einziehen, hieß es von Seiten des Investors. Daher begrüßten alle die Pläne für das Quartier am Hellweg mit rund 10.000 Quadratmetern Fläche, das auf dem Grundstück an der Bochumer Landstraße/Sachsenring entstehen soll. Allerdings reichen die ersten Pläne nun beinahe zehn Jahre zurück, inzwischen laufen vorbereitende Maßnahmen für den Bau der Kreuzung - viel mehr aber auch nicht. Zudem verzögerten sich auch diese Arbeiten immer wieder, etwa wegen Vandalismus und Diebstahl auf der Baustelle.

Rodungsarbeiten wurden bereits Anfang 2021 durchgeführt. Zudem fanden Baugrunderkundungen und bergbauliche Erkundungsbohrungen statt. „Die bergbaulichen Sicherungsarbeiten an den Flözen mussten durchgeführt und alle Hohlräume verfüllt werden, um einen tragfähigen Untergrund zu schaffen“, erklärt die Stadt. Erst nach Abschluss dieser Arbeiten konnten die Stadtwerke mit der Leitungsverlegung beginnen, die bis Ende 2024 abgeschlossen sein soll.

Baustellen gibt es auf der Bochumer Landstraße/Ecke Sachsenring durchaus, vom neuen Einkaufszentrum ist noch nichts zu sehen.
Baustellen gibt es auf der Bochumer Landstraße/Ecke Sachsenring durchaus, vom neuen Einkaufszentrum ist noch nichts zu sehen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Vor dem Straßenbau müssen dann weitere Versorgungsträger ihre Leitungen verlegen: „Die Bauabschnitte müssen entsprechend eingeplant werden, um eine effiziente Koordination zu gewährleisten.“ Die Straßenbauarbeiten sollen also nun erst Mitte 2025 beginnen und zweieinhalb Jahre dauern. Während der einzelnen Bauphasen sollen alle Verkehrsverbindungen offenbleiben und laut Stadt nur kurzzeitig eingeschränkt werden.

Damit rücken jedoch wohl auch Baubeginn und Fertigstellung des Zentrums weiter in die Ferne. Zwischenzeitlich sollte 2022 begonnen werden, dann ein Jahr später. Stattdessen stand dann aber fest, dass es mit der Eröffnung 2025 nichts wird. Eine Berechnung des Investors List AG ergab seinerzeit eine Bauzeit von rund zwei Jahren. So müsste der Startschuss für das Quartier am Hellweg nun also 2025 gegeben werden, damit dieses bestenfalls 2027 öffnen kann. Das scheint zumindest fraglich, da sich auch der Straßenbau ein weiteres Mal verzögert.

Im Sommer war Vertragsunterzeichnung zwischen der Stadt Essen und dem Investor nicht absehbar

Hinzu kommt, dass der Investor sich zuletzt eher zurückhaltend zu dem Freisenbrucher Projekt äußerte. Die Stadt bestätigte Ende Juli: Sie stehe weiterhin in engem Kontakt mit dem Investor – „die Vertragsunterzeichnung ist aktuell allerdings nicht absehbar“. Das alles sorgt immer wieder für Gesprächsstoff im Stadtteil und auch für Befürchtungen, der Investor könne abspringen oder sei das gar schon. Mancher sorgt sich, das Quartier werde nie entstehen.

Beteuerte das Unternehmen zuvor wiederholt, an den Plänen festhalten zu wollen - entstehen sollten neben Geschäften auch Praxen und Wohnungen in dem Gebäude - gab es Mitte des Jahres lediglich noch eine vage Antwort und Spekulationen, auf Wohnungen und Büroräume sollte verzichtet werden. Es gebe aktuell keinen neuen Stand zum Projekt, es liefen weiterhin Gespräche, zu deren Inhalten sich die List AG im Juli nicht hat äußern wollen. Fest stand, dass es noch keinen Kaufvertrag zwischen der Eigentümerin Stadt und dem Investor über das betroffene Grundstück gab - und nach wie vor offenbar nicht gibt.

Auch ein anderes Grundstück hat die List AG laut Stadt nicht erworben. So seien die Pläne für den Straßenbau bereits in der Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Mobilität im Februar 2023 beschlossen worden. Schon damals stand bereits fest, dass „für die Umsetzung des Projekts der Ankauf zweier Privatgrundstücke auf der Bochumer Landstraße erforderlich ist“, teilt die Stadt nun mit. Zunächst sei vorgesehen gewesen, dass der Investor diese beiden Objekte erwerbe und abreiße. „Da der Investor dazu zeitnah nicht in der Lage ist, wurde vereinbart, dass die Stadt Essen die Gebäude erwirbt und abreißt, damit der Straßenausbau zeitnah realisiert werden kann“, heißt es jetzt aus dem Rathaus. Der Abriss des bereits angekauften Gebäudes Hellweg 188 soll nun im Vorfeld durchgeführt werden.

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Zudem gibt es aktuell den Ratsbeschluss zum Baubeginn für den Aus- und Umbau der Kreuzung Bochumer Landstraße / Sachsenring / Rodenseelstraße. Vorgesehen ist, eine sichere und gut einsehbaren Kreuzung zu gestalten und die Kreuzung so zu verändern, dass die Rodenseelstraße und der Sachsenring künftig unmittelbar aufeinander zulaufen.

Die Einmündung der Rodenseelstraße in die Bochumer Landstraße wird daher zukünftig etwa 70 Meter weiter östlich und die Einmündung des Sachsenrings in die Bochumer Landstraße künftig rund 30 Meter weiter westlich als derzeit liegen. Die Gesamtkosten beziffert die Stadt mit 13,7 Millionen Euro.

Angrenzende Fahrbahnflächen der Bochumer Landstraße sollen saniert werden

Bedingt durch den Zustand und um Synergien zu sparen, sollen darüber hinaus laut Stadt weitere, angrenzende Fahrbahnflächen der Bochumer Landstraße im Zuge der Baumaßnahme erneuert werden. Denn der Rat hat sich ebenfalls für zwei Fahrbahnerneuerungen auf der Bochumer Landstraße im Bereich von Kütingsgarten bis Zweibachegge (1,3 Millionen Euro) und im Bereich von Renzelweg bis Stadtgrenze (1,5 Millionen Euro) ausgesprochen.

Zu den Verhandlungen über den Verkauf des Grundstückes für das geplante und lang ersehnte Einkaufszentrum gibt es derweil offenbar keinen neuen Stand. Die List AG kündigte im Sommer Informationen an, sobald es etwas Neues geben sollte. Bislang folgte nichts. So heißt es in Freisenbruch: weiter warten.

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