Essen.. Immer noch kein Baustart: Stattdessen gibt es Vermutungen und die Befürchtung, dass das Einkaufszentrum in Essen-Freisenbruch nicht gebaut wird.
Vor etwa neun Jahren gab es erste Pläne für das Einkaufszentrum in Freisenbruch, zu sehen ist davon noch nichts. Immer wieder haben sich Baubeginn und damit auch Eröffnungstermin verschoben. Beides hängt von den vorbereitenden Maßnahmen und einer neuen Kreuzung ab, für die die Stadt verantwortlich ist. Sie ist weiterhin Eigentümerin des Grundstücks, auf dem das Quartier am Hellweg entstehen soll. Sie stehe nach wie vor in engem Kontakt mit dem Investor – „die Vertragsunterzeichnung ist aktuell allerdings nicht absehbar“. Statt Einkaufserlebnis gibt es derzeit daher vor allem Gerüchte und Befürchtungen.
Ob das Zentrum wohl überhaupt gebaut wird? Das fragen immer mehr Menschen in Freisenbruch, aber auch in benachbarten Stadtteilen wie Horst. Manche glauben nicht mehr daran, wollen gehört haben, dass der Investor längst abgesprungen ist. Ob in der Kita, auf der Straße oder beim Plausch mit dem Nachbarn, das lang ersehnte Einkaufszentrum ist immer wieder ein großes Thema. Denn die Anwohner beobachten seit mehreren Jahren den Stillstand auf dem 9000 Quadratmeter großen Grundstück an der Bochumer Landstraße/Sachsenring.
Dabei vermissen die Freisenbrucher schon lange die Möglichkeit, Dinge des täglichen Bedarfs in ihrer Nähe kaufen zu können – wie es lange Zeit in Freisenbruch gewesen ist. Die Bochumer Landstraße als ehemalige Lebensader mit den zahlreichen Geschäften hat sich jedoch längst zu einem tristen Straßenabschnitt entwickelt. Ladenlokale, Bäcker, Metzger sind im Laufe der Jahre in dem Bereich verschwunden, Supermärkte auch. So ist vor allem der wöchentliche Einkauf für die älteren Bewohner erschwert, wenn sie schwere Taschen weite Wege schleppen müssen. Sie fahren nach Steele oder nach Bochum-Wattenscheid. Nicht jeder hier kauft online ein, nicht jeder hat ein Auto.
Entsprechend groß war die Vorfreude, als das Vorhaben 2015 erstmals vorgestellt wurde, das die Nahversorgung sichern sollte: ein Einkaufszentrum mit vielen Ladenlokalen. Die Pläne wurden zunehmend konkreter, bis feststand, dass es ein Gebäude auch mit Arztpraxen, Büros, Wohnungen und Parkplätzen und der Investor das Unternehmen List Develop Commercial werden soll. Das hat etwa in Werden einen großen Edeka-Markt geplant und gebaut, in 13 Monaten. In Freisenbruch gab es an, eine Summe im mittleren, zweistelligen Millionenbereich investieren zu wollen. Entstehen soll ein Komplex mit 10.000 Quadratmetern Fläche. Auch Mieter wurden bereits genannt: darunter Aldi, Edeka und die Drogeriekette DM.
Bevor aber der Grundstein dafür gelegt werden kann, laufen nach wie vor die Arbeiten, um die Infrastruktur zu sichern, da mit dem Einkaufszentrum auch deutlich mehr Verkehr zu erwarten ist. So werden zunächst Gelände und Straßen vorbereitet, denn neben dem Neubau soll auch ein großer neuer Verkehrsknotenpunkt Bochumer Landstraße/Rodenseelstraße/Sachsenring entstehen.
Wird die Kreuzung eingerichtet sein, können Verkehrsteilnehmer von der Rodenseelstraße kommend über die Bochumer Landstraße direkt in den Sachsenring Richtung Eiberg fahren und so das Quartier am Hellweg erreichen. Ein Durchstich soll das ermöglichen. Eine Radverkehrsanlage soll es geben, auf der Bochumer Landstraße 20 Parkplätze weniger, auf der Rodenseelstraße sieben mehr.
Die Vorbereitungen für den Straßenbau laufen längst. Doch schon dabei ergaben sich unvorhergesehene Hürden und Verzögerungen. Bergbauliche Sanierungsarbeiten standen an, um Hohlräume zu verfüllen. Dabei stockte es, weil Unbekannte auf der Baustelle zugeschlagen hatten: Von Diebstahl und Vandalismus berichtete die Stadt.
Die Kosten für die Gesamtmaßnahme rund um das neue Einkaufszentrum bezifferte die Stadt bislang mit rund 13 Millionen Euro. Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen und Kostensteigerungen in der Baubranche könnte sich dieser Betrag jedoch noch erhöhen. Das Gleiche gilt wohl auch für die Summe des Investors.
Möglicherweise hat dieser schon deshalb das Interesse an Freisenbruch verloren - eine weitere Vermutung, die durch den Stadtteil wabert. Immerhin hofften viele auf den Baustart 2022. Dann fiel dieser aber 2023 erneut aus, damit war auch eine geplante Eröffnung für 2025 vom Tisch. Anfang dieses Jahres beteuerte der Investor weiterhin, an den ursprünglichen Bauplänen festhalten zu wollen – ohne Abstriche. Da war allerdings schon klar, dass die Eröffnung wohl nicht vor 2027 sein würde. Denn errechnet wurden seinerzeit zwei Jahre Bauzeit für das Quartier am Hellweg.
Vorgesehen ist aktuell, mit den Straßenbauarbeiten im ersten Halbjahr 2025 zu beginnen, das kündigt die Stadt an. Sie bereite alles vor, damit ein Baubeschluss erwirkt werde. Dann könnte auch der Investor damit beginnen, die leerstehenden Häuser an der Bochumer Landstraße 354, 356 und 358 abreißen zu lassen. Zuvor allerdings müsste der Vertrag zwischen der Stadt und dem Investor geschlossen sein, damit dieser Eigentümer der Fläche wird, auf der das Einkaufszentrum entstehen soll.
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Die Straßenbaumaßnahme jedenfalls soll laut Stadt unabhängig vom Vertragsabschluss und dem Bauvorhaben des Investors durchgeführt werden. Durch die benannten Punkte – Anstieg von Baukosten und Kreditzinsen und die damit verbundene angespannte Lage im Bausektor – sei die Umsetzung eines Bauvorhabens wie an der Bochumer Landstraße ungleich schwieriger geworden, gesteht die Stadt.
„Wichtig ist, dass der Bau der Straßenkreuzung weitergeführt wird, weil somit später die Baustellenlogistik entzerrt werden kann und nicht gleichzeitig an Straße und Einkaufszentrum gebaut werden muss“, erklärt Jacqueline Riedel. Die Stadt unterstütze das Vorhaben soweit möglich, sagt sie mit Blick aufs Einkaufszentrum. Aktuell liefen die internen Verhandlungen mit dem Investor. „Insbesondere, da eben noch gar kein Vertrag unterzeichnet wurde, kann nichts zu den Plänen gesagt werden“, sagt sie.
Der Investor selbst antwortet ähnlich und nur knapp: „Es gibt aktuell keinen neuen Stand zum Projekt, es laufen weiterhin Gespräche, zu deren Inhalten wir uns aktuell aber nicht äußern werden“, sagt Sprecher Steffen Menkhaus und wird damit die Gerüchte in Freisenbruch möglicherweise nicht beenden.
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