Essen-Werden. Wer nach einem Geschenk sucht: Gerade erschienen ist ein handliches Postkartenset, in dem Fotos an das frühere Alltagsleben in Essen-Werden erinnern.
Mit dem Slogan „Werden – Die Perle an der Ruhr“ verknüpft sind in der Regel positive Eindrücke: die Basilika, die Folkwang-Uni, das viele Grün und natürlich die Ruhr und der Baldeneysee. „Doch Werden und seine Historie haben nicht nur schöne Seiten“, sagt Michael Gaigalat, zweiter Vorsitzender im Werdener Bürger- und Heimatverein (WBHV). Den Historiker trieb deshalb schon lange der Gedanke um, aus dem umfangreichen Archiv des Vereins Fotos zu veröffentlichen, die Alltagssituationen der Bevölkerung auch mal außerhalb der touristischen Attraktionen zeigen. Gemeinsam mit Dennis Hasemann (Buchhandlung Schmitz) und dem Grafiker Dirk Uhlenbrock ist daraus ein Postkartenset entstanden.
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Dieses Set enthält zwölf großformatige Bildkarten und ein Leporello, das heißt ein Heft, das ziehharmonikaartig gefaltet ist. In diesem Heft werden die einzelnen Fotomotive erläutert und von Michael Gaigalat in einen historischen Zusammenhang gestellt.
Zielgruppe sind auch die Neubürger im Stadtteil Essen-Werden
„Wir haben uns gegen ein Buch entschieden, weil wir neue Wege gehen wollen“, hebt Vereinsvorsitzende Martina Schürmann hervor. Das beziehe sich einerseits auf die große Anzahl an bereits vorhandener, hauptsächlich touristisch orientierter Literatur über die Abteistadt, zum anderen auf die bislang gemeinsam mit dem Geschichts- und Kulturverein herausgegebene Publikation „Geschichten aus der Werdener Geschichte“.
„Wir haben uns gegen ein Buch entschieden, weil wir neue Wege gehen wollen.“
Der Partnerverein habe in diesem Sommer die Zusammenarbeit für das alljährlich erscheinende Buch aufgekündigt. Dies habe den Ausschlag gegeben, so Martina Schürmann, das vereinseigene Foto-Projekt voranzutreiben.
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Das Format solle nicht nur die Erinnerung an die letzten hundert Jahre bei der älteren Bevölkerung lebendig halten, sagt Schürmann. Man habe explizit auch an jüngere Zugezogene gedacht, wolle sie neugierig machen, mehr über vergangene Zeiten und wichtige Ereignisse ihrer Heimat zu erfahren. Hintergrund sei dabei auch, diese Menschen optional für den Bürger- und Heimatverein zu gewinnen.
Buchhändler Dennis Hasemann war von Anfang an von dem Projekt begeistert. Es habe im Heimatverein extrem viele Ideen zur Umsetzung gegeben. Das Kartenset sei deshalb in der Kürze der Zeit und sehr unkompliziert in Zusammenarbeit mit dem Werdener Grafiker Dirk Uhlenbrock und dem Fotografen Niklas Hlawatsch (für die Scans) realisiert worden.
Fotoschätze aus dem Archiv
Zu haben ist das Postkartenset „Photografische Schätze aus dem Archiv des Werdener Bürger- und Heimatvereins“ für 18 Euro in den Werdener Buchhandlungen Schmitz (Grafenstraße 44) und Schmitz Junior (Werdener Markt 6) sowie in der Heisinger Buchhandlung Schmitz (Hagmanngarten 1). Die Auflage beträgt 500 Stück.
Die versiegelte Mappe beinhaltet zwölf großformatige Postkarten mit den historischen Motiven aus dem Archiv des Werdener Bürger- und Heimatvereins. Ein achtseitiges Leporello enthält ausführliche Begleittexte zu den einzelnen Fotos.
Dazu bedurfte es aber eingehender Vorarbeit. „Richtig Gas“ habe er geben müssen, sagt Autor Michael Gaigalat, als die Eckpunkte der Veröffentlichung zur Adventszeit klar waren. Aus den vielen tausend Fotos, die der Verein in seinem Archiv im Werdener Rathaus beherbergt, galt es prägnante Motive auszuwählen.
160 Fotos aus dem Archivbestand kamen in die engere Auswahl
Von 160 Fotos, die in die engere Auswahl kamen, wurden schließlich zwölf genommen. Postkartensets, berichtet der Historiker, habe er bei der Durchsicht des Vereinsmaterials übrigens ebenfalls gefunden. Sie seien schon um 1910 beliebte Sammelobjekte gewesen.
Für das moderne Kartenset, das Motive von 1900 bis 1955 zeigt, hat Gaigalat die Themen Krieg und Frieden, Brückenschlag, Kirche (Ludgerusprozession) sowie Industrie (Feintuchwerke) ausgewählt. Zudem sind Szenen aus dem Straßenverkehr und dem Karneval zu sehen. Mit Fotos von Badefreuden, einem bekannten Festsaal und einer Schiffsanlegestelle ginge es aber ebenso um damalige Freizeitaktivitäten.
„Bei den Motiven geht es um das Alltagsleben, sie sind ein Spiegel der Zeit. Das macht das Ganze unglaublich greifbar und schön.“
Wie anderorts habe Werden in den letzten rund 150 Jahren seit dem Beginn der Industrialisierung seine Höhen und Tiefen erlebt, „aber auch immer wieder den Mut und die Kraft gehabt, sich neu zu erfinden“, meint Gaigalat zu den fotografischen Zeitzeugen. „Bei den Motiven geht es um das Alltagsleben, sie sind ein Spiegel der Zeit. Das macht das Ganze unglaublich greifbar und schön“, ergänzt Buchhändler Hasemann, der gespannt ist, ob das Projekt eine Fortsetzung erfahren wird.
Die WBHV-Vorstände Martina Schürmann und Michael Gaigalat können sich das gut vorstellen. Auch eine digitale Aufbereitung von historischem Fotomaterial für die Vereinshomepage sei denkbar.
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