Essen-Werden. Nicht nur in Essen-Werden sind die Buchhandlungen „Schmitz“ und „Schmitz Junior“ ein Begriff. Zum Jahreswechsel wird es Veränderungen geben.

Die Werdener Bücherfans werden sich nicht groß umstellen müssen, so viel ist versprochen. Inhaber Thomas Schmitz übergibt zum 1. Januar 2024 „Schmitz. Die Buchhandlung“ und „Schmitz Junior“ an seinen bisherigen Angestellten Dennis Hasemann. Der übernimmt zwei etablierte Läden, einen florierenden Schulbuch-Lieferdienst, einen treuen Kundenstamm und irgendwie auch die Verantwortung dafür, im Stadtteil weiterhin kulturelle Highlights zu setzen.

Der 38-Jährige möchte über den Tellerrand schauen, ein jüngeres Publikum ansprechen und gesellschaftliche Diskussionen in den Stadtteil tragen: „Das können gerne auch heiße Eisen sein.“ Man wolle für Gesprächsstoff sorgen.

Thomas Schmitz lächelt: „Das sind genau die Gründe, warum ich den Laden in jüngere Hände gebe. Es müssen Dinge angestoßen und entwickelt werden. Aber das machst du nicht mehr, wenn du 63 bist.“ Obwohl der Beruf jung halte, zumindest im Kopf.

Das Geschäft ist finanziell gut aufgestellt

Nun gibt er die Verantwortung weiter für rund 20 Menschen, wenn man die studentischen Aushilfen mitrechnet. Scherzhaft mahnt Thomas Schmitz jedoch: „Wenn Schmitzbuch schließen müsste, würde ich dir das nachhaltig übelnehmen.“ Dennis Hasemann ruht in sich: „Wir gehen davon aus, dass wir alle hier in Rente gehen können.“ Thomas Schmitz ist felsenfest davon überzeugt, dass sein Nachfolger den Laden schon schmeißen wird: „Es geht weiter und es geht gut weiter.“ Der Buchhandlung gehe es gut, auch finanziell.

Das sei nun wirklich nicht überall so. Im Fachblatt seien ständig Geschäftsschließungen vermerkt, sagt Schmitz: „Aber du findest nur dann keine Nachfolger, wenn die Buchhandlung keine Umsätze macht. Ich behaupte jetzt mal, mit dem, was wir so alles gemacht haben in den 35 Jahren, wären wir selbst in der Provinz erfolgreich gewesen.“

Ein guter Buchhändler muss nett und empathisch sein, eine gute Allgemeinbildung besitzen, gerne lesen, ins Team passen. Alles andere ist erst einmal egal.
Thomas Schmitz, Buchhändler

Kurzer Blick zurück zu den Anfängen: Der Stoppenberger Schmitz hatte im Januar 1988 in der Wochenendausgabe der WAZ die Anzeige gelesen. Buchhandlung zu verpachten, mitten in der Werdener Fußgängerzone. Ein Traum wurde wahr: Nicht mehr Taxifahren, sondern einen eigenen Laden führen. Schon in seinen ersten Arbeitstagen als selbstständiger Buchhändler sei er in etliche Fettnäpfchen gestolpert. Anfängerfehler.

Er werde Werden erhalten bleiben, bekräftigt Schmitz: „Es gibt da ganz konkrete Ideen. Mal schauen, was draus wird. Ich bin gerne unterwegs und notiere mir Dinge. Auch habe ich noch die Agentur Erste Liga mit Dirk Uhlenbrock.“ So wie Hasemann müsse ein guter Buchhändler sein: „Nett und empathisch sein, eine gute Allgemeinbildung besitzen, gerne lesen, ins Team passen. Alles andere ist erst einmal egal.“

Kooperation mit den Schulen soll wieder aufgenommen werden

Dennis Hasemann wurde der perfekte Auszubildende und bestand mit Bravour. Nicht zuletzt bei von Schmitzbuch veranstalteten Jazz- und sonstigen Konzerten bewies er wiederholt sein Organisationstalent. Nun wird er Chef und ihm schwirren so einige Ideen im Kopf herum. Für neue Formate müsse man sorgen.

Ein mehrfach verschobenes Wiedersehen mit guten Freunden gibt es im März 2024: Das Emil Brandqvist Trio wird im Mariengymnasium auftreten.
Ein mehrfach verschobenes Wiedersehen mit guten Freunden gibt es im März 2024: Das Emil Brandqvist Trio wird im Mariengymnasium auftreten. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Also kommt am 26. Januar mit Ulf Buermeyer ein prominenter Podcaster. Dessen „Lage der Nation“ sei wirklich gut, findet Hasemann: „Dort wird eloquent und sehr präzise die politische Lage analysiert.“ Als Buchautor legt Buermeyer „Baustellen der Nation“ vor. Abends liest er im Marienforum und tagsüber vor Schülern. Hasemann möchte sowieso wieder mehr mit den Werdener Schulen kooperieren. Das in der Pandemie eingedampfte Konzertprogramm wird wieder hochgefahren.

So kommt im März das Emil Brandqvist Trio ins Mariengymnasium. Das werde ein mehrfach verschobenes Wiedersehen mit guten Freunden. Auch wird es Mitte Mai eine Zusammenarbeit mit dem Restaurant „Chefs & Butchers“ geben: „Mit dem schottischen Autoren Martin Walker planen wir eine kulinarische Krimi-Lesung mit Vier-Gänge-Menü.“ Tags darauf werde Walker ganz klassisch im Mariengymnasium lesen.

Dennis Hasemann möchte außerdem, dass die sozialen Mauern zwischen dem Essener Süden und dem Norden der Stadt durchlässiger werden. Er möchte stärker in der Leseförderung aktiv werden und den Vorlesewettbewerb der Essener Sechstklässler fortführen. Und in der hauseigenen „Edition Schmitz“ werde es auch 2024 eine Neuerscheinung geben.

Leseempfehlungen für den Freund und Mentor

Ein Dauerbrenner des Lesermagazins „Schmitzkatze“ sind die Buchempfehlungen. Was würde Hasemann seinem Freund und Mentor als Lektüre vorschlagen? „Thomas liest gerne Krimis. Deshalb würde ich ihm ‚In der Nacht‘ von Dennis Lehane empfehlen. Dieser Unterweltkrimi um Alkoholschmuggler spielt im Boston und Florida der 1920er Jahre.“ Was möchte Schmitz seinem Nachfolger ans Herz legen? „Das wären Håkan Nessers Roman ‚Kim Novak badete nie im See Genezareth‘ und ‚Drei Uhr morgens‘ von Gianrico Carofiglio. Beide Bücher können zu Tränen rühren.“

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