Essen. Bei „Pottwerk Ruhr“ in Essen gibt es extra Workshops: Eine Handarbeitsexpertin erklärt, wie aus Schnüren trendige Accessoires und Schmuck entstehen.

Makramee – eine alte, aus dem Orient stammende Knüpftechnik – feiert ihr Comeback im Ruhrgebiet. Monika Schmidt von „Pottwerk Ruhr“ zeigt Anfängern und Fortgeschrittenen in Workshops, wie man aus langen und kurzen Schnüren und den richtigen Knoten hübsche Wohnaccessoires oder Schmuck herstellt.

Auf dem großen Tisch im hinteren Teil des Ladenlokals im Essener Südviertel hat Monika Schmidt alles bereit gelegt für den Mini-Workshop. Wir basteln mit der Inhaberin einen zweifarbig-gedrehten Schlüsselanhänger. Garne in Rosa, Hellblau, Gelb, Natur oder Türkis stehen zur Auswahl. „Gebraucht werden jeweils zwei Fäden in den Längen 60 Zentimeter sowie in 1,60 Meter“, erklärt die Kursleiterin. Die Wahl fällt auf Rosa und Hellblau.

Der Kreuzknoten ist vielen aus dem Alltag bekannt

„Zunächst nimmt man die kurzen Schnüre doppelt.“ In einer Art Schlaufe (= „Lerchenkopfknoten“) werden diese „Trägerfäden“, auf die später die Knoten kommen, um einen Schlüsselring geschlungen und mittig ausgerichtet. „Es hilft, den Schlüsselring mit Klebeband am Tisch zu fixieren“, rät Schmidt. Dann folgen die langen Bänder, die sogenannten „Arbeitsfäden“. Aus ihnen werden gleich die Knoten gemacht. Sie legt man sich links und rechts nach außen zurecht. Der Anfang ist geschafft. Nun geht es an das eigentliche Knüpfen.

Für die verschiedenen Muster werden Ringe und auch bunte Holzperlen als Accessoires genutzt.
Für die verschiedenen Muster werden Ringe und auch bunte Holzperlen als Accessoires genutzt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Mancher kennt ihn aus dem Alltag, den Kreuzknoten. Aus vielen davon entsteht die Kordel für den Schlüsselanhänger. Das geht so: Den linken Faden der ersten Farbe über die zwei mittleren und unter den rechten Faden führen. Danach den rechten Faden der ersten Farbe unter dem linken und den beiden mittleren Fäden durchziehen und den Knoten nach oben zusammenziehen. Nach ein paar Runden haben wir es raus, was Schmidt freut.

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Eine Feinheit müssen wir beachten: „Damit sich das Band dreht, werden die Arbeitsfäden in diesem Fall nach jeweils fünf Knoten auf die jeweils andere Seite gelegt.“ Mit der zweiten Farbe wiederholen wir das Knüpfen. Am Ende liegen zwei gedrehte Bänder aus Kreuzknoten auf dem Tisch. Die legen wir nun ineinander. Damit das Werk hält, fehlt noch der Abbindeknoten, der alle Fäden fest umschließt. Mit einer umfunktionierten Drahtbürste für Haustiere (Tipp!) kämmt die Kursleiterin die Fäden aus und kürzt sie mit einer spitzen Schere auf die gewünschte Länge. Fertig!

Makramee ermöglicht die Umsetzung vieler DIY-Projekte

Wer Lust aufs Knüpfen bekommen hat, findet bei „Pottwerk Ruhr“ eine Menge Anregungen. Blumenampel, Girlande, Gürtel, Hängeregal, Lampenschirm, Tasche oder Wandlicht? Die Makramee-Technik ermöglicht die Umsetzung vieler kreativer Do-it-yourself-Projekte.

Mit der Makramee-Knüpftechnik lassen sich zahlreiche Dekorationsgestände herstellen.
Mit der Makramee-Knüpftechnik lassen sich zahlreiche Dekorationsgestände herstellen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Makramee-Garne gibt es aus reiner Baumwolle, Naturfasern oder Mischgewebe in verschiedenen Stärken von etwa drei bis sechs Millimetern Durchmesser – jeweils gedreht oder geflochten. Für Anfänger sind die geflochtenen manchmal leichter zu handhaben. Für viele Accessoires benötigt man Holzringe, an denen die Knüpffäden befestigt werden.

Den Ursprung von Makramee vermuten Forscher im Altertum. Im 16. Jahrhundert wurde die Knüpftechnik vor allem in Italien verfeinert, wo man daraus Spitzen herstellte. Ab circa 1870 entwickelte sich Makramee in England und Amerika zu einem beliebten Hobby bürgerlicher Frauen und Mädchen. Auf der Pariser Weltausstellung 1878 wurde Makramee-Spitze gezeigt. Aus dieser Zeit soll das erste Buch zum Thema stammen: „Imperial Macramé Lace Book“, verfasst 1877 von einer Mrs. Douglas.

Als Unterlage zum Befestigen der Arbeiten aus Leinenfäden, Schnur, Seidengarn oder Zwirn empfahl sie ein Kissen. Ihre Designs bestanden meist aus Rippenknoten (doppelten halben Schlägen an einem Trägerfaden) und Kreuzknoten.

Das orientalische Knüpfen ist nach wie vor echte Handarbeit

In den 1970er Jahren erlebte Makramee – auch als Bestandteil der Hippiekultur – ein großes Comeback zur Herstellung von Wandbehängen und Schmuck. Besonders „in“ waren Eulen aus Makramee, die man bisweilen noch auf Trödelmärkten entdeckt. Dann geriet das „Stricken ohne Nadel“ mehr und mehr in Vergessenheit.

Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene

Workshop-Termine zum Erlernen der Makramee-Technik bietet Monika Schmidt für drei bis acht Personen in ihrem Geschäft „Pottwerk Ruhr“ an. Geeignet sind die Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene.

Sie finden jeweils mittwochabends von 18 bis 20.30 Uhr oder samstags von 12 bis 14.30 Uhr statt. Im Preis von 45 Euro inklusive Snacks ist das Material für ein einfaches Projekt enthalten, etwa ein Schlüsselanhänger oder ein Wandbehang.

Anmeldungen sind im Laden an der Moltkestraße 14 in Essen oder online unter pottwerk-ruhr.de möglich.

Auf Instagram ist der bunte Laden für Geschenkideen unter dem Account @pottwerkruhr zu finden.

Vor ein paar Jahren lebte die DIY-Methode auf. Influencer zeigen auf Youtube kostenlose Tutorials. Doch auch jenseits von Social Media ist das Fädenknüpfen wieder in Mode. In geselliger Runde veranstaltet auch Monika Schmidt Einführungen und gibt Workshops auf Events und Festen. Auch privat.

Übrigens kann die Makramee-Technik bis heute nicht maschinell verrichtet werden. Das orientalische Knüpfen ist also nach wie vor echte Handarbeit! Wie sie selbst zum Makramee gekommen ist, weiß die Essenerin nicht mehr. „Ich war immer sehr kreativ und habe viel gehäkelt, gemalt und fotografiert.“ Im Schaufenster der ehemaligen Apotheke liegt eine Auswahl bunter Kürbisse aus Wolle bereit. Denn solche Herbstdekoration verkauft die Geschäftsfrau ebenfalls.

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