Essen. Fast vier Jahre lang war das Entrée zur Essener City Baustelle. Mit der Teil-Eröffnung des Könighofs verschwinden endlich die Bauzäune.

Mit der Teil-Eröffnung des neuen Königshofs (früher Kaufhof) in Essen an diesem Donnerstag (26. September) wird auch der Baustellenzaun am Willy-Brandt-Platz größtenteils verschwinden. Passanten können sich dann - nach bald vier Jahren Bauzeit - wieder frei auf dem Platz bewegen. An einem Ort, der an Attraktivität gewonnen hat: Die moderne Königshof-Fassade in Sandsteinoptik, der neugestaltete Pavillon direkt vor dem Eick-Haus und das neu verlegte Pflaster verleihen dem Entrée zur Essener Innenstadt ein freundlicheres Gesicht.

Private Investition: Die Koerfer-Gruppe hat das neue Pflaster für den städtischen Willy-Brandt-Platz bezahlt

Von der einst angekündigten europaweiten Ausschreibung zur Neugestaltung des Willy-Brandt-Platzes ist nun keine Rede mehr. Die Koerfer-Gruppe aus Köln, Eigentümerin des Königshofs, hat den städtischen Platz kurzerhand auf eigene Kosten neu gepflastert. „Eine Ausschreibung der Stadt Essen ist damit aktuell nicht mehr notwendig“, bestätigt Stadtsprecherin Maike Papenfuß. Welchen Wert dieses Geschenk hat, steht nicht genau fest, aber der Euro-Betrag dürfte deutlich sechsstellig sein.

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Es waren die dringend notwendigen Reparaturarbeiten am undichten Untergeschoss unter dem Platz, die dazu geführt haben, dass der Platz jahrelang Baustelle war. Um zu verhindern, dass weiter Regenwasser in das Basement tröpfelt, musste das gesamte Pflaster inklusive der darunter liegenden Deckschicht aufgenommen werden. Erst dann konnte die freigelegte Betondecke des Basements mit Schweißbahnen abgedichtet werden. Das ursprüngliche Vorhaben, danach wieder das alte Pflaster zu verlegen, hatte man zwischenzeitlich verworfen.

Unmittelbar vor der Eröffnung des Königshof-Basements, der Ladenzeile direkt unter dem Willy-Brandt-Platz mit einem neuen Aldi, wird über Tage noch unter Hochdruck gearbeitet. Den Bauzaun haben sie schon Meter um Meter zurückgesetzt, so dass immer mehr Platz begehbar wird. Seit Dienstag sind sie bereits damit beschäftigt, an der Fassade die senkrecht angeordneten Buchstaben für das Wort Königshof sowie die Leuchtreklame der einzelnen Basement-Mieter anzubringen.

Der neuerdings hell gepflasterte Willy-Brandt-Platz wird optisch aufgelockert durch Streifen aus Granit-Steinen.
Der neuerdings hell gepflasterte Willy-Brandt-Platz wird optisch aufgelockert durch Streifen aus Granit-Steinen. © GN

Große Gastro-Schirme, Tische, Stühle: Die thematische Ausrichtung auf dem Willy-Brandt-Platz steht fest

Kunden erreichen das Basement ab der Eröffnung am 26. September (Donnerstag) um 10 Uhr so wie früher zu Kaufhof-Zeiten, also entweder über die unterirdische Passarelle zu den U-Bahnhöfen oder über den Pavillon oben auf dem Platz. Für die Handwerker, die unten im Basement letzte Hand anlegen, ist das Rollgitter des lichtdurchfluteten Kubus tagsüber längst schon hochgefahren.

Wohin die thematische Ausrichtung auf dem Willy-Brandt-Platz führen wird, steht inzwischen weitgehend fest. „Der Willy-Brandt-Platz soll in erster Linie gastronomische Nutzungen erhalten“, fügt die Stadtsprecherin hinzu. Details stehen noch nicht fest, aber es sollen mehrere Anbieter von Außengastronomie geben.

Ein gesteigertes Interesse an einer möglichst großflächigen Außengastronomie auf dem Willy-Brandt-Platz hat besonders die Koerfer-Gruppe selbst. Und das aus leicht nachvollziehbaren Gründen: Das Unternehmen hat in die Ertüchtigung des bald 50 Jahre alten Kaufhof-Gebäudes nahezu 90 Millionen Euro gesteckt. Eine Investition, die den Platz spürbar aufwertet und auch auf das gesamte Umfeld ausstrahlt. Es ist zugleich ein Bekenntnis zur Essener Innenstadt, die sich nicht mehr mit dem Traditions-Label „Die Einkaufsstadt“ schmückt. Im nächsten Frühjahr - wohl eher April als März - folgt Teil zwei der Königshof-Eröffnung: Dann sollen im Erdgeschoss die neue Markthalle samt Bayerischem Brauhaus ihre Pforten öffnen und in den Etagen darüber Büros einziehen.

„Die Frage des Umfangs der Außengastronomie ist derzeit noch in der Klärung. Daher gibt es zum aktuellen Zeitpunkt auch keine verbindliche Verabredung.““

Statement des Presseamtes

Wie viel Außenbestuhlung die Markthalle und das Brauhaus auf dem Willy-Brandt-Platz letzten Endes erhalten werden, ist noch nicht geklärt. „Die Frage des Umfangs der Außengastronomie ist derzeit noch in der Klärung“, erklärt das Presseamt. Und fügt hinzu: „Daher gibt es zum aktuellen Zeitpunkt auch keine verbindliche Verabredung.“

Außengastronomie auf dem Platz mit mehr als 300 Plätzen ist realistisch

Michael Gluth, Mitglied der Koerfer-Geschäftsleitung, hält eine Außengastronomie auf dem Willy-Brandt-Platz mit 200 bis 300 Plätzen oder sogar noch mehr für wünschenswert. Das Bild ist am 21. August entstanden, als die Pflasterarbeiten noch in vollem Gange waren.
Michael Gluth, Mitglied der Koerfer-Geschäftsleitung, hält eine Außengastronomie auf dem Willy-Brandt-Platz mit 200 bis 300 Plätzen oder sogar noch mehr für wünschenswert. Das Bild ist am 21. August entstanden, als die Pflasterarbeiten noch in vollem Gange waren. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Ginge es nach den Vorstellungen des Koerfer-Managements, sollte es mindestens 200 bis 300 Plätze geben. „Nach Möglichkeit sogar mehr“, betont Michael Gluth, Mitglied der Koerfer-Geschäftsführung. Entwürfe und Skizzen für die Außenbestuhlung auf dem Willy-Brandt-Platz existieren längst, doch noch sind sie ein gut gehütetes Geheimnis. Die Koerfer-Gruppe hält die Zeit noch nicht für reif, sie der breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Insbesondere für das bayerische Brauhaus, das im nächsten Frühjahr in den rückwärtigen Teil des Erdgeschosses ziehen wird, dürfte eine florierende Außengastronomie auf dem Platz existenziell wichtig sein. Das von Lars Becker (zurzeit „Löwe am Kopstadtplatz“) betriebene Lokal öffnet bereits um 11 Uhr seine Pforten und könnte gerade in der warmen Jahreszeit eine urige Biergarten-Atmosphäre auf dem Platz erzeugen. In der Markthalle wird es neben den Delikatessen-Verkaufsständen verschiedene gastronomische Formate geben, auch sie sind auf Außenbestuhlung angewiesen.

Mit der Freigabe des Willy-Brandt-Platzes wird außerdem das Unternehmen „Backwerk“ zurückkehren, das im Handelshof schon seit mehreren Jahren eine Filiale betreibt und bereits früher Schirme, Tische und Stühle rausgestellt hatte. Ein Comeback des beliebten Obststandes auf den Willy Brandt-Platz hingegen wird es nicht geben. Der Obsthändler hatte während der langen Bauphase mehrfach seinen Standort zwischen Kettwiger Tor und Hauptbahnhof gewechselt, war aber nach der letzten Winterpause nicht mehr zurückgekehrt.

EMG erhält kleine Fläche für Promotion-Aktionen

Große Gastro-Schirme, Tische und Stühle und dazu passende Pflanzkübel dürften den Willy-Brandt-Platz in Zukunft beherrschen. Eine kleine Fläche ist vorgesehen für Sonder- und Promotion-Aktionen der Essener Marketing-Gesellschaft (EMG). Aus Sicht der Verwaltung sind ferner Veranstaltungen denkbar, die von Fall zu Fall eine „flexible Anpassung der Außengastronomie“ erfordern wie beispielsweise auf dem Kennedyplatz. „Wie dies konkret aussehen wird, wird derzeit noch geprüft“, so die Sprecherin.

Ungeklärt bleibt vorerst noch die wichtige Frage, was nun mit dem so genannten Reallabor passieren wird. Es hätte eigentlich für mehrere Wochen im Jahr 2023 entstehen sollen, musste aber wegen der Baustelle auf dem Platz ausfallen. Wird das Projekt in der Versenkung verschwinden, weil sich auch die europaweite Ausschreibung erledigt hat? „Nein, das Reallabor ist nicht vom Tisch“, stellt das Presseamt klar. Die Stadt suche im Rahmen der Bürgerbeteiligung nach Ideen und Anregungen für wichtige Innenstadträume - vom Weber- und Kopstadtplatz bis zum Willy-Brandt-Platz.

Für die Stadt Essen ist das Reallabor am Willy-Brandt-Platz „nicht vom Tisch“

Aus einer Online-Abstimmung war Anfang letzten Jahres die so genannte „Wunderkammer City Nord“ eines Düsseldorfer Büros als Siegerentwurf hervorgegangen. Die öffentliche Begeisterung für das Reallabor blieb aus, die Abstimmung fand wenig Resonanz. Selbst OB Thomas Kufen schüttelte darüber den Kopf und bekannte säuerlich: „Mein Geschmack ist das nicht.“

So konzentriert man sich erstmal auf das Konkrete: Wenn die Bauarbeiter abziehen und das Königshof-Basement in Betrieb ist, gehen auf dem Willy-Brandt-Platz buchstäblich die Lichter an: Das Essen Light Festival kommt ebenso zum Platz wie der 52. Internationale Weihnachtsmarkt im November und Dezember. Für einen großen Aufschlag sorgt dann allein schon der Essener Schausteller Richard Müller. Er wird den Budenzauber in diesem Jahr um eine neue, 20 Meter hohe Glühwein-Pyramide bereichern. Sie ist eine der größten ihrer Art in Deutschland und hat beachtliche 300.000 Euro gekostet. Eine Attraktion, die wenn auch nur vorübergehend für zusätzliche Aufenthaltsqualität sorgen dürfte.

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