Essen-Rüttenscheid. Die Rüttenscheider Wittekindstraße wird saniert. Bewohner können nun ihre Garagen gar nicht mehr und die Haustür nur beschwerlich erreichen.
Klaus Wermker kann seit Beginn der Woche nicht mehr in seine Garage hinein- oder wieder hinausfahren. Und auch die Haustür ist nicht mehr bequem zu erreichen. Grundsätzlich hat der 81-Jährige Verständnis für die Baustelle in der Wittekindstraße. Doch die Probleme, die für die Anwohner mit den Bauarbeiten einhergehen, und die Art der Stadt, mit diesen Problemen umzugehen, machen ihn wütend.
Seit Montag, 4. November, finden umfangreiche Arbeiten zur Sanierung und Umgestaltung der Wittekindstraße zwischen Rüttenscheider Straße und Wittenbergstraße statt. Dazu sind mehrere aufeinanderfolgende Bauabschnitte geplant, insgesamt sind 18 Monate Bauzeit vorgesehen.
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Rüttenscheider Wittekindstraße: Arbeiten im erste Bauabschnitt dauern drei Monate
Begonnen wurde mit dem ersten Bauabschnitt im Bereich der Rüttenscheider Straße bis zur Ursulastraße. Zunächst werden die Nebenanlagen und dann die Fahrbahn erneuert. Die Großbaustelle bedarf einer Vollsperrung. Für die Dauer der Baumaßnahme ist eine Umleitung über die Franziskastraße und Wittenbergstraße ausgeschildert worden. Die Arbeiten im ersten Bauabschnitt dauern nach Angaben der Stadt voraussichtlich drei Monate an.
Klaus Wermker wohnt in jenem ersten Bauabschnitt, genau gesagt, in der Wittekindstraße 18. Zu seiner Haustür gelangt er nur noch durch einen mit einem Baustellenzaun abgetrennten Korridor von der Rüttenscheider Straße aus. Der Weg ist allerdings sandig, uneben, gesäumt von Schotter. „Die Nachbarin ist heute schon mit ihrem Rollator im Sand stecken geblieben“, berichtet eine weitere Anwohnerin. Der Zeitungszusteller sei in den ersten Tagen auch nicht zum Briefkasten durchgedrungen, sagt Wermker beim Ortstermin am Mittwoch (6. November). Und wie sollten eigentlich Pflegedienst und Essen auf Rädern das Haus erreichen?
Rüttenscheider Hausbewohner erleben Einschränkungen durch Baustelle
Bernd Dietrich (62), ebenfalls Bewohner des Hauses Nummer 18, hat einen Beutel mit Schuhen dabei. „Ich habe gleich einen Termin bei der IHK in Duisburg“, erzählt er. Aktuell trage er Schuhe, mit denen er durch den Baustellendreck laufen könne, später wechsele er in Schuhe für den offiziellen Termin. So behelfe man sich eben.
Die Garagen können die Hausbewohner aktuell gar nicht benutzen, vor dem Garagentor ist der Boden aufgerissen, der Untergrund ist dort nun hügelig, voller Sand. Eine Anwohnerin mit Kinderwagen schiebt sich durch den Baustellenzaun und will die Garage trotzdem betreten. Sie hat merklich Probleme, muss viel Kraft aufwenden und bleibt immer wieder mit dem Wagen im Sand stecken. „Das E-Bike meiner Frau habe ich deshalb heute die Treppe hochgetragen, um es aus der Haustür zu schaffen. 30 Kilo“, berichtet Wermker.
Essener schlägt vor: Es könnten Ersatzstellplätze auf P2 geschaffen werden
Vor nicht allzu langer Zeit haben auch die Stadtwerke in der Wittekindstraße gebaut. Auch damals sei der Zugang zu den Garagen versperrt gewesen, sagt der 81-Jährige. Aber: „Da konnten wir absprechen, dass zu bestimmten Zeiten eine Stahlplatte auf den Boden gelegt wurde, über die wir dann in die Garagen rein- und wieder rausfahren konnten.“ Im Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Amtes für Straßen und Verkehr habe er darum gebeten, erneut solche provisorischen Lösungen zu finden.
„Damit müssen sie sich abfinden, anderswo in Essen gibt es auch Baustellen“, habe es stattdessen geheißen. Ebenso ablehnend habe man im Amt auf die Idee reagiert, den Anwohnerinnen und Anwohnern als Ersatz für die nicht nutzbaren Garagen Parkplätze auf dem Messeparkplatz zur Verfügung zu stellen: „Ihre Antwort war: Die Stadt hat keinen Einfluss auf die Messe.“ Und so haben sie nun einige 100 Meter weit weg geparkt. „Zu Messezeiten wird es richtig schwierig, einen Parkplatz zu finden“, befürchtet Bernd Dietrich.
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Anwohner wendet sich mit Schreiben an Essens Oberbürgermeister Kufen
Dazu kommen laut Klaus Wermker weitere Ärgernisse wie die Tatsache, dass zwar zwei Ersatzmüllcontainer aufgestellt worden seien, sich aber in den Häusern noch halbvolle Mülltonnen befänden, die nun wohl nicht mehr abgeholt werden könnten. „Wir warten dann in den nächsten drei Monaten auf das Gedeihen der Ratten“, so Wermker. Über so etwas habe man sich bei der Stadt wohl einfach keine Gedanken gemacht.
Am meisten ärgert sich der Rüttenscheider aber über das aus seiner Sicht mangelnde Engagement bei der Stadt. „Unfreundlich und unkooperativ“, so habe er das zuständige Amt empfunden. Es gebe offenbar keine Bereitschaft, kreative, provisorische Lösungen zu entwickeln. Deshalb hat er sich nun in einem Schreiben an Oberbürgermeister Thomas Kufen gewandt und auf die Problematik hingewiesen.
Stadt Essen: Einsatz von Rettungsfahrzeugen und Feuerwehr gewährleistet
Auf Anfrage erklärt Stadtsprecherin Silke Lenz, den Bewohnerinnen und Bewohnern werde der Zugang zu den Hauseingängen während der gesamten Baumaßnahme zugesichert. Sie seien aber per Anliegerschreiben gebeten worden, Ihre Fahrzeuge außerhalb des Baustellenbereichs zu parken. Lenz: „Auch enthielt das Anliegerschreiben die Zusicherung, dass in Notfällen der Einsatz von Rettungsfahrzeugen und der Feuerwehr jederzeit gewährleistet wird. Im Vorfeld terminierte Anlieferungen und Umzüge könnten jederzeit, nach Rücksprache, vom Amt für Straßen und Verkehr und der Baufirma gewährleistet werden.“
Bei den vorangegangen Baumaßnahmen der Stadtwerke Essen AG habe es sich um Kanalbaumaßnahmen gehandelt, die vom Umfang der Arbeiten nicht mit der Maßnahme des Amtes für Straßen und Verkehr vergleichbar seien. Während einer Längsverlegung von Rohren werde in der Fahrbahn lediglich ein Kanalgraben von ca. 1,50 m Breite hergestellt. Hier sei es möglich gewesen, unter zu Hilfenahme von Stahlplatten oder Fußgängerbrücken den Anwohnern die Erreichbarkeit der Garagen oder Einfahrten zu gewährleisten.
„Bei der jetzigen Maßnahme auf der Wittekindstraße handelt es sich um eine umfangreiche Neugestaltung der öffentlichen Flächen. Hier ist es aus sicherheits- und bautechnischen Gründen nicht möglich, die Zufahrt zu den Garagen zu gewährleisten“, erklärt Lenz.
Stadt Essen weist Kritik am Amt für Straßen und Verkehr zurück
Die bauausführende Firma sei bemüht, die Zugänge zu den Hauseingängen so sicher wie möglich zu gestalten und die Anwohnerinnen und Anwohner mit Absperrschranken durch den Baustellenbereich zu leiten. Dennoch seien gewisse Beeinträchtigungen unvermeidlich. Insbesondere sei es nicht möglich, einen befestigten, ebenen Weg zur Verfügung zu stellen.
Die Aussagen der Beschwerdeführer weist die Stadtverwaltung zurück: „Während der Arbeitszeit sind alle Baubeteiligten den Anliegerinnen*Anliegern gegenüber offen und immer bestrebt, hilfsbedürftige Bürgerinnen*Bürger zu unterstützen sowie bei etwaigen Schwierigkeiten nach konstruktiven Lösungen zu suchen (unter Berücksichtigung der vorgenannten unvermeidlichen Einschränkungen)“, so Lenz.
Müll aus Häusern in der Rüttenscheider Wittekindstraße soll abgeholt werden
Die verbliebenen Mülltonnen sollen laut Lenz von der Baufirma einmalig am gewohnten Abholtag am Ende der Baustelle platziert werden. So soll gewährleistet werden, dass der bis zur Aufstellung der Container, angefallene Müll nicht über Wochen in den Tonnen verbleibt. „Dafür wird die Mithilfe der Bewohner*innen der betroffenen Häuser benötigt, dass diese ihre Mülltonnen zum nächsten Müllabholtag in der 46. Kalenderwoche zugänglich vor dem Haus platzieren“, erklärt Lenz. Die 46. Kalenderwoche beginnt am 11. November.
„Grundsätzlich befindet sich die städtische Bauleitung täglich zwei Mal auf der Baustelle und ist entsprechend ansprechbar“, teilt die Stadtsprecherin mit. Auch stehe das Amt für Straßen und Verkehr auch gerne für einen Ortstermin mit den Anwohnerinnen und Anwohnern zur Verfügung.
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