Essen-Stadtwald. Nach der Schließung von „Bürobedarf Heger“ appelliert die Stadt Essen an die Deutsche Post für eine schnelle Lösung. Die bittet um Geduld.

Beschwerdebriefe von Anwohnern an den Essener Rat, kritische Aufrufe der Ortspolitik und jetzt sogar ein Protestbrief der Stadt an den Vorstand der Deutschen Post AG – gebracht hat all dies bislang nichts: Essen-Stadtwald hat seit Juli keine eigene Postfiliale mehr. Nach Schließung der Postagentur im Traditionsunternehmen „Bürobedarf Heger“ am Stadtwaldplatz, das sich künftig ausschließlich auf seine Reisebüro-Sparte orientieren will, sei man verstärkt auf der Suche nach einem Nachfolger. Bislang ohne Erfolg. Die Post selbst bittet um Geduld und Unterstützung.

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Für Irritationen sorgt vor allem die Tatsache, dass die Stadt Essen offenbar nicht über die geplante Schließung der Postfiliale informiert wurde. So erklärt Burkhard Arts, Leitender Städtischer Rechtsdirektor, in seinem Brief an die Deutsche Post AG, dass die Verantwortlichen bei der Stadt erst am 20. Juli über einen Bericht in dieser Zeitung von der Schließung erfahren hätten. Seitdem habe man entsprechende „Unmutsbekundungen“ seitens der Anwohner erhalten, die sich zu Recht darüber beschwerten, dass die Nahversorgung mit Postdienstleistungen nicht mehr gewährleistet sei.

Stadt Essen war nicht informiert

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„Bekanntermaßen sind Sie als Universaldienstleister verpflichtet, bei Veränderungen im Bestand mindestens zehn Wochen vor der Maßnahme das Benehmen mit der zuständigen kommunalen Gebietskörperschaft herzustellen“, so Arts in seiner Mitteilung, die der Redaktion vorliegt. „Das ist vorliegend nicht geschehen. Ich möchte Sie mithin darum bitten und im Rechtssinne auffordern, bei zukünftigen Schließungen auf dem Essener Stadtgebiet Ihrer Pflicht aus § 17 Absatz 1 Seite 8 des Postgesetzes nachzukommen.“

Tatsächlich sieht die „Post-Universaldienstleistungsverordnung“ für jede Gemeinde mit über 2000 Einwohnern mindestens eine Filiale der Deutschen Post vor. Bei mehr als 4000 Einwohnern dürfe die Postfiliale nicht weiter als zwei Kilometer entfernt sein. Von Stadtwald mit seinen mehr als 9000 Einwohnern aus gesehen liegen die nächsten Postfilialen allerdings in Bredeney und Bergerhausen – und sind damit knapp drei Kilometer entfernt. Bis nach Heisingen sind es sogar mehr als vier Kilometer. Insbesondere für ältere Menschen ist es damit problematisch, eine Postfiliale zu erreichen. Arts: „Dieser Zustand ist für die Stadt Essen nicht akzeptabel.“

Die Deutsche Post AG setzt zunehmend auf Packstationen.
Die Deutsche Post AG setzt zunehmend auf Packstationen. © marco stepniak- Deutsche Post DHL Group | deutsche post /

Die Stadt hat die Deutsche Post AG nun aufgefordert, „zu dem beschriebenen Vorgang kurzfristig Stellung“ zu nehmen. In dem Brief heißt es weiter: „Bitte teilen Sie uns in der Stellungnahme auch mit, welche Maßnahmen Sie bislang bezüglich der Ermittlung eines Ersatzstandortes ergriffen haben und ob eine Lösung vor Ort bereits absehbar ist.“ Zum letzten Punkt kommt von der Deutschen Post AG auf Anfrage dieser Zeitung bereits ein klares Nein. Es gebe, erklärt Christina Schläger Herrero, Regionale Pressesprecherin der DHL Group, bisher „keine Nachfolgelösung“ für den Bereich Essen-Stadtwald. „Unsere Vertriebsleitung ist intensiv auf der Suche nach einem neuen Filialpartner.“

Postfilialen im Essener Süden

Insgesamt sind der Bundesnetzagentur 125 Standorte in Deutschland bekannt, die nicht mit einer Postfiliale oder Postagentur versorgt werden, obwohl dies laut Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) notwendig wäre (Stand: 23. Februar 2024). Viele dieser Standorte seien aber erfahrungsgemäß „im Rahmen der üblichen und zu erwartenden Fluktuation“ nur vorübergehend unbesetzt.

Brief- und Paketsendungen für Stadtwald können derzeit in der Filiale an der Rellinghauser Straße 138a abgeholt werden. Die Postfächer werden in die Zustellung umgeleitet.

Die nächsten Packstationen befinden sich am Aldi-Markt an der Eisenbahnstraße 20, an der Schnabelstraße 9a sowie am Baumarkt in der Frankenstraße 58.

In der weiteren Umgebung stehen die Filialen Essen-Bredeney (Bredeneyer Straße 152), Essen 20 (Rellinghauser Straße 331) und Essen 33 (Rüttenscheider Straße 198) zur Verfügung.

Unter www.deutschepost.de/standorte können Kundinnen und Kunden alle Standorte der Filialen, Paketshops, Packstationen und Briefkästen von Deutsche Post und DHL abrufen.

Geschäftsleute, die Interesse an einer Partnerschaft mit der Deutschen Post hätten, könnten sich im Internet unter www.deutschepost.de/partner-werden informieren und bewerben. Schläger Herrero: „Darüber hinaus freuen wir uns über jeden Hinweis oder Vorschlag von der Stadt oder Bürgerinnen und Bürgern, die uns bei der Suche nach einem neuen Partner oder Geschäftsräumen für eine neue Postfiliale unterstützen.“

Die Stadt Essen behält sich indes vor, die Bundesnetzagentur über den Vorgang zu benachrichtigen. Die Bundesnetzagentur ist laut eigenen Aussagen „Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger, die mit ihren Anliegen beim Postunternehmen keinen hinreichenden Widerhall gefunden haben“. Sie kann prüfen, ob durch die Schließung gesetzliche Vorgaben verletzt wurden und kann gegebenenfalls die Eröffnung einer neuen Filiale einfordern. Pressesprecherin Schläger Herrero  bittet allerdings vorerst noch um Geduld: „Sobald der genaue Standort und ein Eröffnungstermin feststehen, werden wir Sie informieren“, schließt ihre Antwort an die Redaktion.

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