Essen-Stadtwald. Essener müssen sich vorerst auf längere Wege für Postdienstleistungen einstellen. Wie es nach der Schließung in Stadtwald weitergeht.
Schlechte Nachrichten für die Menschen in Essen-Stadtwald: Noch etwas mehr als eine Woche, dann gibt es im Stadtteil keine Postfiliale mehr. Das Traditionsgeschäft „Bürobedarf Heger“, seit fast 100 Jahren eine Institution am Stadtwaldplatz, schließt am Samstag, 27. Juli – und damit auch die integrierte Postfiliale.
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Bisher sieht es bei Heger so aus: Im Reisebüro kann man seinen Urlaub buchen, nebendran gibt es Schreib-, Schul-, Geschenkartikel und Bücher. Christoph Heger betreibt zudem eine Lottoannahmestelle und die Postfiliale. Man müsse die Zeichen der Zeit erkennen, hatte er vor einigen Wochen im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt: „Kleine Schreibwarengeschäfte haben keine Chance mehr. Der Onlinekauf wird immer stärker, und viele unserer Artikel sind auch im Discounter zu finden.“
Als die Postbank schließlich ankündigte, sich im Jahr 2025 aus allen in Einzelhandelsgeschäften untergebrachten Filialen zurückzuziehen, entschied sich Heger, auch den Rest aufzugeben: „Nur noch Briefpost und Pakete, das lohnt sich einfach nicht mehr aus unternehmerischer Sicht.“ Nachdem die Suche nach einem Nachfolger für den Bürobedarf erfolglos geblieben ist, will der gelernte Reiseverkehrskaufmann das Reisebüro deutlich vergrößern – und dafür auf Schreibwaren, Lotto und Post verzichten.
Derzeit läuft der Ausverkauf: „Momentan gibt es 30 Prozent Nachlass auf viele Artikel, außer Westlotto, Post und Postbank, Kopien, Ruhrbahn und Tabakwaren“, so Heger. Am 27. Juli soll Schluss sein, im August sind der Umbau der Räume sowie die Vergrößerung des Reisebüros geplant.
Im Stadtteil indes regt sich angesichts der wegfallenden Postfiliale der Unmut. „Das ist ganz bitter vor allem für die älteren Menschen in Stadtwald und die Menschen mit Handicap“, sagt Bürgermeister Rolf Fliß (Grüne) als Reaktion auf einen offenen Brief aus Reihen der Anwohner an die Essener Ratsfraktionen. Darin wird unter anderem beklagt, dass künftig die Grundversorgung mit postalischen Leistungen in Stadtwald nicht mehr gegeben sei.
Deutsche Post sucht nach neuer Filiale für Essen-Stadtwald
Tatsächlich sieht die „Post-Universaldienstleistungsverordnung“ von 1999 – einer Zeit, in der E-Mails vielen noch unbekannt waren – für jede Gemeinde mit über 2000 Einwohnern mindestens eine Filiale der Deutschen Post vor. Bei mehr als 4000 Einwohnern dürfe die Postfiliale nicht weiter als zwei Kilometer entfernt sein.
Bei der Erfüllung dieser Vorgaben hatte die Post in den vergangenen Jahren allerdings immer wieder Probleme, griff zunehmend auf den Einzelhandel zurück und setzt für die Zukunft zudem auf sogenannte Poststationen. An denen können bargeldlos Brief- und Paketporto gekauft und ausgedruckt, Briefe versendet sowie Pakete empfangen und versendet werden.
Postfilialen im Essener Süden
Brief- und Paketsendungen können nach dem 27. Juli in der Filiale an der Rellinghauser Straße 138a abgeholt werden. Die Postfächer werden in die Zustellung umgeleitet.
Die nächsten Packstationen befinden sich am Aldi-Markt in der Eisenbahnstraße 20, in der Schnabelstraße 9a sowie am Baumarkt in der Frankenstraße 58.
In der weiteren Umgebung stehen die Filialen Essen-Bredeney (Bredeneyer Straße 152), Essen 20 (Rellinghauser Straße 331) und Essen 33 (Rüttenscheider Straße 198) zur Verfügung.
Unter www.deutschepost.de/standorte können Kundinnen und Kunden alle Standorte der Filialen, Paketshops, Packstationen und Briefkästen von Deutsche Post und DHL abrufen.
Geschäftsleute, die daran interessiert sind, eine Postfiliale in Essen-Stadtwald zu eröffnen, können sich hier an die Deutsche Post wenden: www.deutschepost.de/partner-werden.
Von Stadtwald aus gesehen liegen die nächsten Postfilialen in Bredeney und Bergerhausen – und sind damit knapp drei Kilometer entfernt. Bis nach Heisingen sind es sogar mehr als vier Kilometer. Dass das alles andere als ideal ist, ist auch der Deutschen Post bewusst. Hier sucht man „wegen der Geschäftsaufgabe des Partners“ derzeit händeringend nach einer Alternative.
Bislang kann DHL-Sprecherin Britta Töllner aber nur auf eine Übergangslösung verweisen: „Die Filiale an der Rellinghauser Straße 138a wird die Ausgabe der benachrichtigten Brief- und Paketsendungen übernehmen. Wir sind aber selbstverständlich aktiv auf der Suche nach einer neuen Filialmöglichkeit in Stadtwald. Interessierte Geschäftsleute können sich gerne an uns wenden. Sobald eine Lösung feststeht, werden wir entsprechend informieren.“
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