Essen. Tierschützer haben am Donnerstag dutzende toter Fische aus den Wasserbecken gezogen. Die Aktivisten machen der Stadt schwere Vorwürfe.
In den Wasserbecken der „Grünen Mitte“ im Universitätsviertel sind in den vergangenen Tagen mehrere Dutzend Fische verendet. Auch Gänse sind gestorben. Ehrenamtliche Tierschützer retteten eigenen Angaben zufolge mehrere Wasservögel vor dem Verenden und machen der Stadt Essen jetzt Vorwürfe: „Die Tiere sterben, weil die Becken nicht genügend gereinigt werden“, sagt Tierschützer Dustin Tanallari. Die Stadt Essen verteidigt sich: Die Ufer würden an jedem zweiten Tag von einer Reinigungsfirma gesäubert, und die Filter-Anlage, die das Wasser reinigt, funktioniere einwandfrei. „Erst am Donnerstag sind die Filter gereinigt worden“, betonte Heinrich van Straaten, der Leiter des städtischen Veterinäramts, bei einem Ortstermin am Freitag.
Woran sind die Tiere gestorben? Erste Verdachts-Diagnose: „Botulismus“, eine Vergiftung durch Bakterien. „Wegen der Hitze der letzten Tage könnten sich die Bakterien im Wasser und vor allem am Beckenboden erheblich vermehrt haben“, mutmaßt van Straaten. Schuld an der Bakterienbildung seien übrigens nicht die Algen, die regelmäßig vom Wasser in den Becken Besitz ergreifen, sondern vor allem der Kot der Tiere. Mutmaßlich sind in der Vergangenheit von Reinigungskräften die großen Kot-Mengen einfach ins Wasser zurückgefegt worden. Das gehöre aber endgültig der Vergangenheit an, hieß es vor Ort.
„Grüne Mitte“ Essen: Beschwerden über Algen und Kot sind nicht neu
Dass Fische wie Stichlinge längst in den künstlichen Becken wohnen, liege übrigens an den Wasservögeln: Die hätten oft Laich am Körper; so gelange der Laich in die Teiche.
Beschwerden über den Zustand der Wasserbecken und ihr Umfeld sind nicht neu. Um 2012 zogen die ersten Bewohner ein in das neue Quartier an der Uni; nur drei Jahre später gab es erste Klagen über Algen und Gänsekot. Das ist bis heute, trotz intensiver Reinigungsmaßnahmen seitens vieler Beteiligter, der unveränderte Zustand.
Tierschützer im Essener Univiertel: „Die Tiere waren so apathisch, die ließen sich wegtragen“
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Die Tierschützer, die am Donnerstag Tiere retteten und dabei auch die Feuerwehr hinzuriefen, sind sich sicher: „Wir haben viele Wasservögel vor dem sicheren Tod gerettet. Sie waren so apathisch, dass sie sich von Passanten wegtragen ließen. In Auffangstationen wurde ihnen frisches Wasser eingeflößt, jetzt sind sie wieder halbwegs vital“, sagte Tierschützer Dustin Tanallari. Der Essener ist seit einigen Jahren regelmäßig im Essener Stadtgebiet unterwegs, um kranken Tieren zu helfen. Einer der Haupteinsatzorte des gelernten Dachdeckers ist auch der Gildehoftunnel. Dort rettet er immer wieder verletzte Tauben.
Über Facebook und Instagram (instagram.com/tiernothilfeessen) wird er kontaktiert, manchmal aber auch direkt angerufen, oder beispielsweise vom Tiernotdienst oder Tiernotruf um Hilfe gebeten. Manchmal würden ihn auch Privatmenschen anrufen
Vertreter der Stadt Essen schauten sich das Elend im Univiertel an
Nach der Rettungsaktion am Donnerstagabend wurde auch die städtische Tierschutzbeauftragte Elke Zeeb (Grüne) informiert; die verständigte eigenen Angaben zufolge unmittelbar die zuständigen Dezernenten Simone Raskob (Umwelt) und Christian Kromberg (Ordnung). Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen, heißt es, sei am Donnerstagabend noch vor Ort gewesen, um sich ein Bild zu machen.
„Der Zustand ist unbefriedrigend, ich weiß. Doch in der freien Natur kommen solche Vergiftungen durch Bakterien in flachen Gewässern regelmäßig vor“, sagt Veterinär van Straaten.
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