Essen/Gelsenkirchen. Der Trödelmarkt an der Essener Uni gehört der Vergangenheit an. Händler kehren der Stadt jetzt den Rücken und verkaufen hinter der Stadtgrenze.
Der Flohmarkt auf dem Gelände der Essener Universität hat jeden Samstag viele Besucher und Besucherinnen angelockt. Die kauften dort weniger klassischen Trödel, sondern vor allem Lebensmittel zu günstigen Preisen. Seit Ende Juli ist Schluss. Die Uni hat den Markt nach mehr als 30 Jahren beendet. Der Vertrag mit dem Betreiber war ausgelaufen und wurde nicht verlängert. Viele Händler bleiben aber offenbar nicht in Essen sondern verkaufen jetzt im angrenzenden Gelsenkirchen.
Der Aufschrei bei vielen Essenern war nach der Schließung des Trödelmarktes groß und Händler wie beispielsweise Mohamad Omeirad sagten: „Ich weiß nicht, wie es jetzt für mich weitergeht.“ 70 Prozent seiner Einnahmen stammten vom Markt an der Uni. Wolfgang Fröhlich, Geschäftsführer der Essener Verwertungs- und Betriebs-GmbH und damit Chef der Essener Wochenmärkte, macht die Händler ausdrücklich auf eine Alternative in Essen aufmerksam: „Wir suchen händeringend nach Händlern und könnten alle aufnehmen.“ Nur gemeldet habe sich leider kaum jemand.
Wochenmärkten in Essen fehlen Händler
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„Obst- und Gemüsehändler fehlen eigentlich auf jedem Wochenmarkt in Essen“, weiß Fröhlich. Es gebe zwar einige Stände, aber Konkurrenz belebe bekanntlich das Geschäft. Auch Fisch- und Fleischverkäufer würden gesucht. Lediglich Textilien gebe es wirklich ausreichend Angebote zwischen Altenessen und Werden. Warum suchen die Händler vom Uni-Trödel ihre Kundschaft also nicht dort, in Steele oder Katernberg? „Die Frequenz an der Uni ist wahrscheinlich höher“, vermutet Fröhlich.
Tatsächlich haben sich einige Händler, darunter jene, die Obst und Gemüse verkaufen, jetzt bei Markus Seidl gemeldet. Der 52-Jährige betreibt die Trödel- und Automärkte in Bergeborbeck und auch jene auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen, direkt hinter der Essener Stadtgrenze an der Nienhausenstraße 42.
Nach Trödelmarkt-Aus an Uni Essen: Viel los in Gelsenkirchen
Dort sei nun merklich mehr los, seitdem der Markt in Essen geschlossen hat. Bis zu 4000 Besucher kämen samstags, wenn rund 200 Händler ihre Ware anbieten. Davon kann so mancher Wochenmarktbetreiber in Essen nur träumen. Einige Essener, so wie Dieter Hoffmann aus Karnap hatte beim letzten Öffnungstag des Essener Marktes bereits missmutig verkündet: „Dann gehe ich jetzt eben auf den Markt in Gelsenkirchen.“ In Nienhausen wird montags, mittwochs, freitags und samstags verkauft. Mindestens zur Hälfte Versorgungscharakter habe der Markt laut Seidl mittwochs und samstags. Die anderen Tage seien eher trödellastig.
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Wie können die Händler die Lebensmittel auf dem Markt teilweise zum halben Preis im Vergleich zum Supermarkt verkaufen? Seidl erklärt, dass Supermärkte, die Produkte abverkaufen müssen oder Restposten hätten, diese gern an die Händler günstig abgeben. Die Händler können sie dann zu niedrigen Preisen auf den Märkten anbieten.
Der Trödelmarkt-Betreiber weiß: „Für einige ist der Markt eine Art Start-Up.“ Er kenne Händler, die erst ihre Ware auf dem Markt angeboten haben und dann ein Geschäft in der Stadt eröffnet hätten. Seiner Meinung nach verliert die Stadt Essen also mehr als den Trödelmarkt an der Uni, sondern vielmehr die Chance auf eine wachsende Wirtschaft.
Die Familie Akdas habe beispielsweise zunächst bei ihm auf dem Markt Gardinen verkauft, mittlerweile betreiben sie ein Fachgeschäft an der Florastraße in Gelsenkirchen. Dem Markt seien sie aber treu geblieben. Sie nutzen ihn - so wie viele andere Händler - zur Kundengewinnung. Das funktioniert in Essen jetzt nicht mehr.
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