Essen-Rüttenscheid. Dieter Küpper ergreift das Wort und den Spaten: Der ehemalige Arzt will die Wasserversorgung der Bäume verbessern. Was genau er vorhat.

Dass es den Bäumen auf der Rüttenscheider Straße nicht besonders gut geht, ist keine Neuigkeit. Zuletzt hatte die Essener Baumpflegerin Katharina Mentink im Gespräch mit dieser Zeitung mangelnde Schutzvorrichtungen für die Zierkirschen kritisiert: Autos stießen beim Einparken regelmäßig gegen die Baumstämme und beschädigten diese. Weitere Fällungen seien absehbar. Doch nun kommt ein Rüttenscheider, der den Bäumen etwas Gutes tun möchte – und damit vielleicht als gutes Beispiel vorangehen könnte.

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Wenn es um bürgerliches Engagement für den Umweltschutz in dieser Stadt geht, kommt man an Dieter Küpper nicht vorbei. 17 Jahre lang war er Sprecher und Moderator des Runden Umwelttischs Essen (Rute). Diesen Job hat er zwar vor fünf Jahren an die jüngere Generation weitergegeben. Doch auch in einem Alter, das man als fortgeschritten bezeichnen könnte – mit Anfang 80 nämlich – ergreift er hier und da das Wort. Und, wenn es sein muss, auch Schubkarre und Spaten.

Rüttenscheid: Baumscheiben lechzen nach Pflege

„Ich bin heute die Rüttenscheider Straße zwischen der Martinstraße und dem Rüttenscheider Stern abgelaufen und habe auf jeder Straßenseite jeweils zehn Baumscheiben registriert, die nach einer Pflege geradezu lechzen“, klagt er. Als Baumscheibe wird jene Erde bezeichnet, in die der Baum gepflanzt ist. Also die zwischen den Parkplätzen am Rande der Rü. Bei näherem Hinschauen stellt man fest: Nicht nur, dass es hier von Zigarettenkippen und Kronkorken nur so wimmelt, viele dieser Baumscheiben sind auch mit Wackersteinen befestigt, zum großen Teil ist die Erde im wahren Wortsinn festgefahren. Dass hier kaum Wasser versickern, geschweige denn gespeichert werden kann, scheint offensichtlich. Und die Baumwurzeln benötigen Wasser, so viel ist klar.

„Wenn der Boden so plattgefahren ist, fließt das Wasser direkt in die Kanalisation“, erklärt Küpper. Das sei nicht gut für die Bäume und auch nicht gut für die Kanalisation. Letzteres rückt immer dann ins Bewusstsein, wenn sie überlastet ist oder im schlimmsten Fall versagt. Experten sprechen dann von kanalindizierter Überflutung als sofort sichtbare Folge von Starkregenereignissen.

„Why me?“ hat jemand auf diesen Baumstumpf an der Rüttenscheider Straße geschrieben.
„Why me?“ hat jemand auf diesen Baumstumpf an der Rüttenscheider Straße geschrieben. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Um den Bäumen zu helfen, will der ehemalige Arzt jetzt selbst Hand anlegen. Dafür hat er sich eben jenen Bereich zwischen Martinstraße und Rüttenscheider Stern ausgesucht. Gemeinsam mit Karl Wilms, mit dem ihn eine lange Freundschaft verbindet, will er Baumrinde kaufen. Pinienrinde, um genau zu sein. Freitag, den 13. September, haben sich die beiden ausgesucht, um die Rinde auf zehn dieser Baumscheiben zu verteilen und, falls nötig, die Erde etwas aufzulockern.

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„Die Baumrinde kann das Wasser länger halten“, sagt Küpper. Zweieinhalb Säcke Pinienrinde pro Baumscheibe rechnet er. Das nötige Kleingeld dafür sei aus einem früheren Projekt noch vorhanden: Küpper wohnt an der Messeallee. Dort habe er vor einiger Zeit in der Nachbarschaft Geld gesammelt, um Blühstreifen anzulegen. Da die Stadt dort mittlerweile ebenfalls tätig geworden sei, habe man nicht den gesamten Betrag ausgegeben. „Da packe ich noch 100 Euro aus eigener Tasche drauf, dann passt das schon.“

„Machen Sie mal, das schadet nicht“

Apropos Stadt: Was sagt die eigentlich dazu, wenn sich jemand derart um die städtischen Bäume kümmert? Küpper: „Ich hatte Kontakt mit Grün und Gruga und habe die Idee vorgestellt. Die haben gesagt: Machen Sie mal, das schadet nicht, es hat einen guten Effekt. Aber nehmen Sie Baumrinde, die nicht mit Schädlingen besetzt ist.“ Grünabfälle, die Grün und Gruga zur Verfügung stellen könnte, eigneten sich dafür also nicht, aber Rinde aus dem Gartenmarkt sei völlig in Ordnung. Und so soll es nun sein.

Rinde für die Rü-Bäume

Laut Stadt Essen stehen auf der Rüttenscheider Straße mehr als 150 Kirschbäume, außerdem Sumpfeichen, Platanen und Baumhasel - insgesamt 256 Bäume hat die gelernte Baumpflegerin und zertifizierte Baumkontrolleurin Katharina Mentink erst Anfang März durchgezählt.

Dieter Küpper wird am 13. September Pinienrinde auf zehn Bäume zwischen Rüttenscheider Stern und Martinstraße verteilen. Küpper ist bereit, sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun und die Aktion in der Folgezeit auszuweiten. Wer Interesse hat, kann ihn per-Mail kontaktieren: drdieterkuepper@gmail.com.

Bleibt noch eine Frage: Warum macht er das eigentlich? „Ich halte mich viel auf der Rüttenscheider Straße auf, teils als Fußgänger, teils als Radfahrer“, erklärt Küpper. „Und ich sehe, wie die Bäume hier leiden. Die werden teilweise abgesägt, und die, die neu gepflanzt werden, kämpfen um ihr Überleben.“ Im Bereich der Florastraße hat er sich daher vor einigen Wochen schon um sechs Baumscheiben gekümmert – mit positiven Effekten, wie er festgestellt hat. Für die Bäume und bei den Passanten: „Da saßen Leute, die haben Kaffee getrunken, die haben gesagt: Das ist ja prima, was sie da machen.“

Und genau das sei einer der Effekte, die Küpper mit seiner Aktion anstrebt: Vielleicht, so seine Idee, fänden sich ja Anrainer der Rü – Geschäftsleute, Nachbarn –, die durch seinen Einsatz angeregt werden, sich ebenfalls zu engagieren. „Ich hätte nichts dagegen. Die Leute können mir eine E-Mail schreiben, und dann sehen wir, was wir noch machen können. Ich will, dass sich hier etwas ändert.“

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