Essen. Die Hauptwache an der Eisernen Hand platzt aus allen Nähten und ist teils marode. Muss es ein Neubau richten? Machbarkeitsstudie ist geplant.

Zig Millionen schwere Investitionen in Technik, Ausbildung sowie in die Sanierung oder den Neubau von Immobilien: Die Runderneuerung der Essener Feuerwehr nach den Vorgaben der jüngsten Brandschutz- und Rettungsdienst-Bedarfspläne schreitet voran. Nach der Bestellung einer ganzen Reihe von Fahrzeugen steht nach dem Richtfest der Rettungswache Nord und den Planungen für einen neuen Standort im Süden der Stadt der nächste große Wurf bevor.

Die zentrale Feuer- und Rettungswache 1 an der Eisernen Hand im Ostviertel soll zu einem „Feuerwehrcampus“ umgebaut werden. Der Ausschuss für öffentliche Ordnung hat in seiner jüngsten Sitzung entsprechende Vorplanungen empfohlen. Auf dem Gelände der heutigen Hauptwache soll nicht weniger als ein „Kompetenzzentrum der Gefahrenabwehr in Essen“ entstehen, so die Stadt.

Der Bau mit insgesamt sieben Gebäudeteilen, die zum Teil aus den 60er Jahren stammen, reicht laut Brandschutzbedarfsplan schon länger nicht mehr aus, um allen Anforderungen der Beschäftigten und des Fuhrparks gerecht zu werden. Trotz baulicher Erweiterungen entspricht die Immobilie zum großen Teil nicht mehr den Bedarfen einer modernen Feuerwehr, was nicht nur für die zu kleinen Hallen, sondern auch für die Büros gilt.

Eine Million Euro kostet eine Machbarkeitsstudie

In einem ersten Schritt soll nun geprüft werden, ob ein Feuerwehrcampus an dem Standort technisch, funktional, städtebaulich, wirtschaftlich und rechtlich realisierbar ist. Allein für eine dafür notwendige Machbarkeitsstudie werden Kosten in Höhe von 991.270 Euro veranschlagt. Ob das Geld bewilligt wird, entscheidet der Essener Stadtrat in seiner August-Sitzung. Mit welcher Summe eine Realisierung eines „Feuerwehrcampus“ insgesamt zu Buche schlägt, ist noch völlig offen, zumal nicht einmal klar ist, ob das Ganze auf einen Totalbriss hinausläuft oder vielleicht nur der alte Bürotrakt dran glauben muss. Je nach Umfang des Vorhabens dürfte es am Ende um durchaus dreistellige Millionensummen für einen Komplett-Neubau gehen.

Dass allein für eine Prüfung bereits rund eine Million Euro fällig werden soll, mag mehr als happig erscheinen, erklärt sich nach Auskunft der Feuerwehr aber durch die Tiefe der Untersuchung, die nicht nur am Reißbrett stattfinden wird. So müssen etwa Bodenproben großflächig entnommen und aufwendige statische Tests an den Gebäuden durchgeführt werden, um herauszufinden, ob sie gegebenenfalls aufzustocken sind. Dazu kommen diverse baurechtliche Prüfungen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Um trotz der räumlichen Enge in dem Komplex an der Eisernen durch Aufgabenzuwächse, steigende Einsatzzahlen, die nur mit mehr Fahrzeugen und Geräten als auch zusätzlichem Personal nicht zuletzt durch die neue hauseigene Notfallsanitäterausbildung zu bewältigen sind, alle erforderlichen Arbeitsplätze zu schaffen, wurde immer wieder verdichtet. Viele Räume wurden mit zusätzlichen Arbeitsplätzen ausgestattet, Sozialräume zu Büros umgebaut, Fachberaterräume des Krisenstabs behelfsweise mit Büroarbeitsplätzen ausgestattet. Dennoch „führten Stellenzuwächse im Rahmen von Organisationsänderungen zu einer weiteren Verschärfung der Platzsituation“, heißt es seitens der Feuerwehr: „Aktuell fehlt eine hohe, dreistellige Anzahl an Büroarbeitsplätzen.“ Nach Informationen dieser Zeitung sind es rund 120.

Fahrzeuge im Freien nur bedingt einsatzfähig

Die aktuelle Mängelliste ist aber noch viel länger: Für die Fahrzeuge fehlen Unterstellplätze, im Winter müssen sie im Freien geparkt werden und können „nur bedingt einsatzfähig gehalten werden“. Abgasabsauganlagen seien in den Fahrzeughallen nicht vorhanden und nur unter erhöhten Aufwand nachzurüsten. Die Laufwege zu den Einsatzfahrzeugen sind teils so lang, dass vorgegebene Ausrückezeiten kaum eingehalten werden können. Die Kapazitäten der Umkleiden, der Lagermöglichkeiten für Einsatzkleidung, des Aufenthalts- und Sportraumes sowie der Küche sind erschöpft, die Ausstattung der Werkstätten ist nicht ausreichend.

Zum Schutz der feuerwehrtechnischen Geräte werden Fahrzeughallen als Lagerfläche umgenutzt, die Grobreinigung der Atemschutzgeräte findet zurzeit aufgrund fehlender Werkstattflächen im Freien statt. Schulungsräume zur Ausbildung sind nicht in ausreichender Anzahl vorhanden, die Kapazitäten der vorhandenen erschöpft. Übungsflächen und -möglichkeiten für die Grundausbildungslehrgänge sowie für die Freiwillige Feuerwehr sind auf dem Gelände nicht gegeben.

Auch die nach den Anforderungen von 2008 errichtete Leitstelle ist hoffnungslos in die Jahre gekommen: Es fehlen Einsatzleitplätze, Aufenthalts- und Sozialräume sowie Ruheräume für das Personal. Zu den funktionalen Problemen kommen „gravierende Schäden“ an einer erheblichen Zahl von Bauteilen. Die Mängel sind „unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht zu beheben“. Liest sich, als brennt es auf der Hauptwache der Feuerwehr Essen an allen Ecken und Enden.

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