Essen-Bredeney. Heute ist ein historisches Rathaus ein privater Firmensitz. Nach der aufwendigen Sanierung gibt es jetzt dennoch Termine für die Bürger.

Die Sanierung des historischen Rathauses Bredeney ist weitgehend abgeschlossen. Nachdem die Stadt das Gebäude 2019 aufgrund fehlender personeller und finanzieller Ressourcen verkauft hatte, startete der neue Eigentümer im Herbst 2022 die Revitalisierung. Der markante Bau an der Bredeneyer Straße 131 prägt seit mehr als 120 Jahren das Bild des Stadtteils. Für viele Bredeneyerinnen und Bredeneyer ist das Gebäude mit Erinnerungen verbunden.

Während der kurzen Eigenständigkeit Bredeneys (1902 und 1915) war das 1901/02 vom Essener Architekten Oskar Kunhenn geplante Gebäude nicht nur Sitz des Bürgermeisters, sondern im Laufe der Jahre auch Standesamt, Einwohnermeldeamt, Gericht, Gefängnis, Dienststelle von Polizei und Feuerwehr, Sitz der Sparkasse und zuletzt einer Schule für Ergotherapie. Auch als Wahllokal wurde es genutzt.

Für viele Bürger ist das alte Rathaus in Essen-Bredeney mit Erinnerungen verbunden

„Ich habe dort meinen ersten Personalausweis bekommen“, erinnert sich Michael Bonmann. Der Apotheker und frühere Bezirksbürgermeister hatte sich über Jahrzehnte für den Erhalt des alten Rathauses eingesetzt. Immer wieder sei es zu Verzögerungen gekommen, die den Verkaufsprozess nach dem entsprechenden Ratsbeschluss erschwert hätten, blickt er zurück. Mit dem Ergebnis der Restaurierung ist er jetzt sehr zufrieden. Es habe seine Erwartungen übertroffen: „Es ist toll geworden, noch viel besser als erwartet.“ Durch ein neues Oberlicht im Obergeschoss könne man sogar bis nach Heisingen sehen.

Bonmann, seit 2008 Vorsitzender des örtlichen Kultur- und Heimatvereins „Bredeney Aktiv“, hatte die Gelegenheit, Teile des Hauses nach der Sanierung zu besichtigen. Die Anfrage dieser Redaktion nach einem Rundgang wurde dagegen abgelehnt. Der neue Eigentümer, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen möchte, nutzt das alte Rathaus jetzt als Sitz des Familienunternehmens DGFO. Einen Rückblick auf die Sanierungsarbeiten vermittelt ein im Internet abrufbares Youtube-Video.

Auf der Rückseite des alten Rathauses Bredeney ist der Anbau mit dem neuen Treppenhaus zu erkennen.
Auf der Rückseite des alten Rathauses Bredeney ist der Anbau mit dem neuen Treppenhaus zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Teile des alten Rathauses, wie der Eingangsbereich, das historische Treppenhaus und der frühere Ratssaal, stehen unter Denkmalschutz. Zumindest letzteren werden die Bürgerinnen und Bürger in Kürze in Augenschein nehmen können.

Im historischen Rathaus in Essen-Bredeney sind ein Konzert und eine Lesung geplant

Auf Einladung des Vereins „Bredeney Aktiv“ wird es am Mittwoch, 11. September, einen Sektempfang mit Oberbürgermeister Thomas Kufen und geladenen Gästen geben, mit dem der Abschluss der Restaurierung im Ratssaal gefeiert werden soll. In den folgenden Tagen stehen eine Lesung mit dem Autor und Journalisten Wulf Mämpel und ein Konzert mit dem Essener Gitarrenduo auf dem Programm. Für diese beiden Veranstaltungen sind noch Karten erhältlich.

Veranstaltung im Ratssaal Bredeney

„Wir haben unsere Veranstaltungen 2023 unter das Motto ,Villa Hügel‘ gestellt, 2024 geht es um das Rathaus Bredeney und 2025 wollen wir uns mit Thema ,100 Jahre nach dem Ruhrkampf‘ beschäftigen“, sagt Michael Bonmann, Vorsitzender von „Bredeney Aktiv“. Der Heimat- und Kulturverein hatte sich 2001 gegründet, 2002 folgte die Werbe- und Interessengemeinschaft „Bredeney Attraktiv“. Beide Vereine engagieren sich gemeinsam für die Belange des Stadtteils.

Die Karten für die Lesung des Essener Autors und Journalisten Wulf Mämpel am Donnerstag, 12. September, 18.30 Uhr, und das Konzert des Essener Gitarrenduos am Freitag, 13. September, 19.30 Uhr, sind bei Barbara Bruch von Bücher Bredeney, Bredeneyer Straße 140, für je 20 Euro erhältlich. Bei der Lesung gehen zehn Euro pro Karte an die Deutsche Gesellschaft für Muskelerkrankungen. Info: 0201 420547 oder per Mail: kontakt@buecherbredeney.de

Der Verein „Bredeney Aktiv“ lädt im September noch zu zwei weiteren Terminen an anderer Stelle ein. Am Freitag, 20. September, 19.30 Uhr, steht „Soul in Brdny“ in der Kirche St. Markus an der Frankenstraße auf dem Programm. Am Donnerstag, 26. September, 18.30 Uhr, gibt es ein Weinseminar in der Fischerei, Rüttenschieder Straße 286.

Beim Verkauf des alten Rathauses war mit der Stadt vertraglich vereinbart worden, dass der Ratssaal an bis zu acht Terminen im Jahr für Veranstaltungen aus der Bürgerschaft zur Verfügung steht, auch wenn das gesamte Gebäude sich nun in Privatbesitz befindet. Besucher werden über das neu angebaute Treppenhaus hinter dem Gebäude in den Ratssaal gelangen. Der Bau des Treppenhauses gehörte zu den Auflagen für die Sanierung, um einen zweiten Fluchtweg zu schaffen.

Viel Glas wurde im hinteren Bereich verbaut.
Viel Glas wurde im hinteren Bereich verbaut. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Viele Jahre lang hatten „Bredeney Aktiv“ und die Werbe- und Interessengemeinschaft „Bredeney Attraktiv“ ihren gemeinsamen Neujahrsempfang im alten Ratssaal ausgerichtet. Später mussten sie wegen Auflagen der Feuerwehr darauf verzichten und auf andere Räumlichkeiten ausweichen. Ob es den Neujahrsempfang im Rathaus wieder geben wird, ist offen, so Michael Bonmann.

Die Restaurierung des bekannten Essener Gebäudes erfolgte in Absprache mit der Denkmalbehörde

Auch bei der Stadt ist man mit der nun abgeschlossenen Sanierung der Bredeneyer Landmarke sehr zufrieden. Beim Verkauf habe man besonderen Wert darauf gelegt, dass das Gebäude entsprechend den Auflagen aus dem Denkmalschutz behutsam und unter Begleitung der Denkmalbehörde saniert und ein Brandschutzkonzept umgesetzt werde.

  • Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!

Die Veranstaltungen, zu denen der Ratssaal in Absprache mit dem Eigentümer für die Bürgerinnen und Bürger zugänglich sein werde, müssten in besonderem öffentlichen Interesse liegen. Wann das der Fall ist, „wird von der Stadt Essen, vertreten durch den Oberbürgermeister, und dem Amt für Ratsangelegenheiten und Repräsentation beziehungsweise der Verwaltungsbeauftragten der Bezirksvertretung IX bestimmt. Eine darüber hinausgehende öffentliche Zugänglichkeit des Gebäudes ist nicht im Kaufvertrag vereinbart“, so Jacqueline Riedel vom Presseamt. „Miete müssen wir für den Raum nicht zahlen, Veranstaltungen von Parteien sind dort nicht erwünscht“, ergänzt Michael Bonmann von „Bredeney Aktiv“.

Die Details der Fassade sind nach der Säuberung wieder gut zu erkennen.
Die Details der Fassade sind nach der Säuberung wieder gut zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Aktuell laufen laut Eigentümer noch kleinere Arbeiten. „Es gab keine größeren Verzögerungen. Wir sind mit den Arbeiten sehr zufrieden“, heißt es auf Anfrage knapp seitens der Firma. Besonders gelungen sei der neue Anbau.

„Mit der Durchführung der aktuellen Veranstaltungen haben wir eine Firma beauftragt“, sagt Lutz Weiler, ehemaliger Vorsitzender von „Bredeney Attraktiv“. Für Veranstaltungen müsse man jedes Mal Tische und Stühle anmieten. Das alte Mobiliar des Ratssaals sei nicht mehr zu verwenden gewesen und entsorgt worden. Die Veranstaltungsfirma werde dafür Sorge tragen, dass der Saal sauber wieder übergeben werde.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]