Essen-Bredeney. Das restaurierungsbedürftige Denkmal in Bredeney war 2019 von der Stadt verkauft worden. Die Umgestaltung zum Bürogebäude soll Ende 2021 starten.
Viele Jahre war das Schicksal des alten Rathauses Bredeney ungewiss. Im September 2019 kaufte es dann ein Bredeneyer Unternehmer von der Stadt. Er will dem maroden, in Teilen denkmalgeschützten Gebäude, neues Leben einhauchen und dort seinen Firmensitz mit Büros einrichten. Jetzt ist der Bauantrag gestellt, wenn alles glatt läuft, könnte die Instandsetzung im Herbst beginnen.
Das imposante Gebäude an der Bredeneyer Straße gegenüber der Straßenbahnschleife wird nach der Restaurierung Sitz der DGFO-Group. Man rechne mit rund zwei Jahren Bauzeit, so der Vertreter der Unternehmerfamilie, die namentlich nicht genannt werden möchte. Der Umbau werde behutsam in enger Absprache mit der Denkmalbehörde erfolgen. Man wolle die alte Bausubstanz wieder zum Strahlen bringen, „das Gebäude revitalisieren“. Der Erhalt der historischen Immobilie mit ihrem Charme und ihrer Atmosphäre stehe im Mittelpunkt.
Das alte Rathaus war vom Architekten Oskar Kunhenn geplant und 1901/02 gebaut worden. Bis zur Eingemeindung Bredeneys zu Essen 1915 war das Gebäude Sitz des Bürgermeisters. Später beherbergte es städtische Dienststellen wie bis in die 1960er Jahre das Standesamt, die Feuerwehr, die Sparkasse und von 1982 bis vor wenigen Wochen die Schule für Ergotherapie des Landschaftsverbandes Rheinland. Diese zog zu Jahresbeginn zur Gladbecker Straße um.
Fast 20 Jahre hatte der Unternehmer Interesse am alten Rathaus Bredeney
Man habe schon fast 20 Jahre lang Interesse an dem eindrucksvollen Gebäude an der Bredeneyer Straße gehabt, so der Vertreter der Unternehmerfamilie, der nach eigenen Angaben schon einige Erfahrung mit der Aufarbeitung denkmalgeschützter Objekte hat. Als klar gewesen sei, dass die Stadt das Rathaus veräußern wolle, habe man ein detailliertes Konzept vorgelegt. Dieses habe die Stadt am Ende offenbar überzeugt, auch wenn einige Konkurrenten wohl mehr Geld für die geschichtsträchtige Immobilie geboten hätten.
Der in den 1940er Jahren entstandene und zuletzt als Werkstatt genutzte flache Anbau, der nicht unter Denkmalschutz steht, soll abgerissen werden. Zum Glück sei er vor die ursprüngliche Außenmauer gesetzt worden, die nach dem Abriss dann wieder sichtbar sein werde.
„Wo jetzt der alte Anbau steht, sollen Treppe, Aufzug und Sanitärräume in einem transparenten Glasanbau untergebracht werden, der Abstand zur Fassade hält. Diese wird so wieder sichtbar und erfahrbar gemacht“, erläutert Architekt Jörg Ibach vom Bottroper Büro VSI Verfürth Architekten, der den Umbau realisieren wird. Der neue Glasanbau diene als zweiter, barrierefreier Ein- und Ausgang zusätzlich zum repräsentativen Portal mit Treppe zur Bredeneyer Straße hin. „Damit wird der Ratssaal im ersten Stock künftig barrierefrei zugänglich sein und wir erfüllen die Brandschutzvorgaben, die einen zweiten Fluchtweg vorschreiben“, sagt Jörg Ibach.
Aus Brandschutzgründen fiel der Neujahrsempfang im Rathaus in den vergangenen Jahren aus
Der fehlende zweite Fluchtweg hatte in den vergangenen Jahren verhindert, dass der traditionelle Neujahrsempfang der Vereine Bredeney aktiv und attraktiv im Ratssaal stattfinden konnte. Das werde nach dem Umbau kein Problem mehr sein, so der Architekt.
Die Stadt hatte beim Verkauf des Rathauses zur Bedingung gemacht, dass der Ratssaal weiterhin an bis zu acht Terminen im Jahr den Bürgern zugänglich gemacht werde – was nach Einschätzung des jetzigen Eigentümers wohl etliche Interessenten abgeschreckt habe. Die Nutzung des Saales sei tatsächlich nicht ganz unproblematisch, denn auch er stehe samt Bestuhlung unter Denkmalschutz. Um den rund 100 Quadratmeter großen Raum mit Parkettboden, imposanten Vorhängen und Kronleuchtern als Besprechungs- oder Büroraum für die Firma nutzen zu können, würden Stühle und Co. wohl eingelagert.
Im Zuge der Renovierung sollen die ursprünglichen Farben im Gebäude wieder sichtbar gemacht werden. Teils seien sie von mehreren Farbschichten überlagert und müssten von Restauratoren vorsichtig wieder ans Licht geholt werden. Das gelte besonders für die eindrucksvollen Reliefs im opulent ausgestatteten Treppenhaus. Die Fassade werde man nur säubern und, wenn nötig, Strukturen ausbessern.
Enge Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde
Auch wenn man um einige Details habe ringen müssen: Die Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde sei konstruktiv, zielorientiert und vertrauensvoll. Die Kosten für die Restaurierung des Gebäudes würden im einstelligen Millionenbereich liegen. Die Ausschreibungen für die geplanten Arbeiten seien nicht unkompliziert, denn nur wenige Firmen könnten solche Arbeiten an einem denkmalgeschützten Gebäude vornehmen.
Langer Einsatz für das historische Gebäude
Der frühere Bezirksbürgermeister Michael Bonmann (CDU) hatte sich über viele Jahre für den Erhalt des alten Rathauses Bredeney engagiert.Er war durchaus für den Verkauf an einen Investor und hätte sich ein Seniorenstift in dem historischen Gebäude gut vorstellen können.
Auf dem Hof werde es keine weiteren Bauten geben, „da das Gebäude atmen muss“. Die Zahl der Parkplätze soll verringert und damit Platz für eine Grünanlage geschaffen werden. Neben Büros entstehe im Erdgeschoss ein Empfangsbereich, der mit einer transparenten Brandschutztür versehen werde. An anderer Stelle im Gebäude wieder aufgebaut werden sollen die antiquierten Schließfächer, die noch an die Nutzung des Hauses durch die Sparkasse erinnern. Die Fenster würden aufgearbeitet und nur bei Bedarf durch gleich aussehende ersetzt, das Dach werde erneuert und mit einem Fenster versehen, erklärt der Architekt. Die Toilettenanlagen sollen neue Leitungen und sanitäre Einrichtungen erhalten, die Holzelemente aber blieben.
550 Quadratmeter des denkmalgeschützten Hauses sind als Bürofläche nutzbar
Von den rund 1000 Quadratmetern könne man 550 als Bürofläche nutzen. Dafür müsse man an der Raumstruktur wenig ändern, was im Sinne des Denkmalschutzes sei. Die zwischenzeitlich angedachte Nutzung als Seniorenheim hätte deutlich größere Eingriffe in die historischen Strukturen erfordert, so Jörg Ibach. Trotzdem sei der Umbau des Rathauses eine echte Herausforderung, die man aber meistern werde.