Essen-Bredeney. Die Arbeiten sind im Herbst gestartet und sollen Anfang 2024 beendet sein. Geschichtsträchtiges Rathaus wird Firmensitz. Was sich dort verändert.
- Das alte Rathaus in Essen-Bredeney hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.
- Im Herbst 2022 haben unter dem neuen Eigentümer die Restaurierungsarbeiten begonnen.
- Anfang nächsten Jahres soll der Umbau abgeschlossen sein.
Ein Denkmal erhält neuen Glanz: Am alten Rathaus in Essen-Bredeney laufen die Umbauarbeiten. Das historische Gebäude an der Bredeneyer Straße ist komplett eingerüstet, hinter dem Haus entsteht derzeit der Anbau für Aufzug und Treppenhaus, innen werden Wände herausgebrochen und die eigentlichen Restaurierungsarbeiten vorbereitet. Wie es mit dem markanten Gebäude weitergeht.
Das 1901/02 erbaute und in Teilen denkmalgeschützte Gebäude gegenüber der Straßenbahnschleife war über viele Jahre immer mehr verfallen, der Sanierungsbedarf ständig gestiegen. Diverse Pläne für eine künftige Nutzung des markanten Gebäudes waren wieder verworfen worden. Schließlich hatte ein Bredeneyer Unternehmer 2019 das Gebäude von der Stadt erworben, um dort den Sitz seiner Firma DGFO einzurichten, die in Sachen Vermögensverwaltung aktiv ist. Das Unternehmen will nach der Restaurierung des Gebäudes dort mit rund zehn Mitarbeitern einziehen.
Der neue Eigentümer hat nach eigenen Angaben schon viel Erfahrung mit der Instandsetzung von denkmalgeschützten Gebäuden. Er will die historische Bausubstanz so weit wie möglich erhalten, das Gebäude wieder zum Leuchten bringen, wie er das Ziel zu Beginn der Planungen beschrieb. Die Arbeiten, die in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde stattfinden, sind im Oktober 2022 gestartet. „Anfang 2024 wollen wir fertig sein“, sagt Bauleiter André Bojahr von der Baufirma Heinrich Schmid, die als Generalunternehmer mit den Arbeiten beauftragt ist und mit Restauratoren zusammenarbeitet.
Im alten Rathaus in Essen-Bredeney laufen Vorarbeiten für die eigentliche Restaurierung
Das Dach ist bereits gedeckt, derzeit laufen vorwiegend Abbruch- und Freilegearbeiten, die laut Bojahr noch etwa acht bis zehn Wochen dauern werden. Danach stehen Restaurierungsarbeiten und der Innenausbau auf dem Programm. Die Restaurierung des von Architekt Oskar Kunhenn geplanten Gebäudes hatte ursprünglich schon ein Jahr früher beginnen sollen. Jetzt liege man aber im Zeitplan, Material- oder Fachkräftemangel seien bei diesem Projekt derzeit kein Thema, versichert der Bauleiter.
Geachtet werde selbst auf kleine Details wie die zahlreichen Eulen-Darstellungen im Gebäude und den Erhalt der antiquierten Schließfächer, die aus der Zeit stammen, als die Sparkasse die Räumlichkeiten angemietet hatte. Nutzen könne man die Fächer nicht mehr. „Schlüssel gibt es leider nicht mehr“, so André Bojahr.
Der derzeit wegen der Arbeiten verschlossene Haupteingang mit der repräsentativen Treppe soll später wieder nutzbar sein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten dann aber auch das neue Treppenhaus mit Aufzug nutzen, das gerade auf der Rückseite des Gebäudes entsteht. Durch die Verarbeitung von viel Glas werde dort der Blick auf die historische Fassade möglich sein.
Das alte Rathaus Bredeney
Bis zur Eingemeindung Bredeneys zu Essen 1915 war das Gebäude an der Bredeneyer Straße 131 Sitz des Bürgermeisters. Später beherbergte es städtische Dienststellen wie bis in die 1960er Jahre das Standesamt, die Feuerwehr, die Sparkasse und von 1982 bis 2020 Wochen die Schule für Ergotherapie des Landschaftsverbandes Rheinland.
Durch den Anbau wird das Gebäude und der alte Ratssaal im ersten Stock, der weiterhin an acht Tagen im Jahr den Bredeneyer Bürgern zur Verfügung steht, barrierefrei zu erreichen sein. Die zeitweise öffentliche Nutzung des Saals war beim Verkauf des Gebäudes vertraglich festgelegt worden. Das neue Treppenhaus dient zudem als zweiter Fluchtweg im Brandfall. Der alte, in den 1940er Jahren entstandene Anbau, in dem sich eine Werkstatt befand, wurde abgerissen.
Das Treppenhaus stellt eine besondere Herausforderung dar
Das denkmalgeschützte Treppenhaus im Gebäude ist für die Restauratoren eine besondere Herausforderung. Dort werden die alten Kastenfenster, die nachträglich durch eine zweite Scheibe verstärkt wurden, überarbeitet. Der Boden ist aktuell abgedeckt, vorsichtig werden die zahlreichen Stuckornamente an Decken und Wänden freigelegt. „Einige Verzierungen erkennt man erst jetzt, sie waren bisher unter zehn bis zwölf Schichten Farbe verborgen“, so ein Mitglied der Eigentümerfamilie, das namentlich nicht genannt werden möchte. „Bei den wöchentlichen Baubesprechungen vor Ort sieht es derzeit jede Woche anders aus.“
Vielen Bredeneyern noch bekannt sein dürfte der alte Ratssaal, in dem auch die örtlichen Vereine viele Jahre Veranstaltungen und Neujahrsempfänge veranstalteten. Die Kronleuchter und schweren Vorhänge, die nicht zur ursprünglichen Ausstattung gehörten, sind entfernt worden. Eine Holznische an der Kopfseite dagegen, die für den Zugang zum neuen Aufzug weichen muss, soll an anderer Stelle im Gebäude wieder aufgebaut werden. Feuchtigkeitsschäden werden behoben, Holzelemente und Fenster aufgefrischt. „Ansonsten wird hier nicht viel verändert“, so der Bauleiter.
Toilettenräume behalten alten Charme
Im Untergeschoss entstehen Abstell- und Technikräume, dort wird auch das Archiv untergebracht. In den weiteren Etagen entstehen vor allem Büros. „Der Saal soll als Besprechungsraum mit mobilem Mobiliar genutzt werden. Mit Möbeln auf Rollen lässt sich der Saal leichter freiräumen, wenn dort Veranstaltungen stattfinden“, so der Vertreter von DGFO.
Im Dachgeschoss soll ein dank großem neuen Fenster lichtdurchflutetes Großraumbüro entstehen. Vor wenigen Tagen sind dort bereits diverse Wände herausgebrochen und Träger eingebaut worden. Die Holztreppe zum Dachgeschoss werde offen gestaltet, die historischen Parkettböden würden fachgerecht überarbeitet. Gleiches gelte für die Sandsteinfassade. „An den Farben ändert sich nichts“, betont André Bojahr. Sogar die Toiletten mit den für die damalige Zeit üblichen Holztrennwänden sollen trotz moderner Sanitäranlagen ihren historischen Charme weitgehend behalten.