Essen. Im Seaside Beach gibt‘s an diesem Wochenende drei Konzerte, das führt zu Straßensperrungen. Im Stadion Essen findet kein Konzert statt. Warum?
Mammutkonzerte wie die von Taylor Swift und Rammstein in Gelsenkirchen, Coldplay in Düsseldorf oder der Adele-Konzertmarathon in München sind gerade in den Schlagzeilen. Für Veranstaltungen dieser Größenordnung hat Essen keine Event-Location. Aber auch Konzerte mittlerer Größe liefen in der Vergangenheit im Stadion Essen und im Seaside Beach am Baldeneysee gut. In diesem Jahr gibt es aber kein einziges Konzert an der Hafenstraße. Im Seaside Beach stehen dagegen am 29. und 30. August SDP und am 31. August Peter Fox auf dem Programm. Die Straßen rund um den Veranstaltungsort werden am Donnerstag gesperrt.
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„In diesem Jahr sieht es bei den Konzerten im Stadion tatsächlich düster aus“, sagt Thorsten Steinmann, Facility Manager beim Immobilien Management Essen (IME) und damit zuständig für die Betreuung von „Sonderimmobilien“ wie das Stadion. Konzerte dort sind laut Steinmann bis auf Ausnahmen nur in der fußballfreien Sommerzeit möglich. In diesem Jahr wäre für eine Konzertnutzung aber nur ein einziges Wochenende infrage gekommen, für das es aber keine Anfrage gab.
Das Stadion Essen war in diesem Sommer Trainingsstätte für die Fußball-EM
„Während der Fußball-Europameisterschaft waren wir vertraglich verpflichtet, das Stadion als Trainingsstätte für die Teams zur Verfügung zu stellen, die in Gelsenkirchen gespielt haben“, sagt Steinmann. Die Engländer hätten die Trainingsmöglichkeit zweimal genutzt, die Italiener kurzfristig abgesagt.
8000 Quadratmeter Rasen sind teuer, deshalb müssen für Konzerte entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. „Der Aufwand für Rasenabdeckung und Bühnenaufbau lohnt sich nur, wenn zwei Konzerte an einem Wochenende stattfinden“, so Steinmann. Trotz Abdeckung leide der Rasen, müsse im Bühnenbereich nach Konzerten neu verlegt werden. Jetzt sei der Fußballbetrieb bereits wieder gestartet, sodass die Konzertsaison an der Hafenstraße in diesem Jahr komplett ausfalle. „Das ist schade, denn durch die Konzertnutzung lässt sich das Betriebskostendefizit etwas minimieren“, erklärt Steinmann.
Für Konzerte wird das Stadion – das 2012 als reines Fußballstadion und Heimat von Rot-Weiss Essen und den SGS-Fußballfrauen eröffnet wurde – seit 2014 genutzt. Dafür sei eine nachträgliche Genehmigung erforderlich gewesen. Nach einem mäßigen Start mit einer Tanzmusikveranstaltung habe man die Besucherzahlen mit Black Sabbath und der Schlagernacht steigern können. Auch die Fantastischen Vier, Unheilig und Xavier Naidoo machten schon in Bergeborbeck Station.
Der Ausbau des Stadions in Essen hätte Vor- und Nachteile für den Konzertbetrieb
Nicht nur in Fußballkreisen wird über die Schließung der Stadionecken diskutiert. „Die offenen Ecken haben den Nachteil, dass weniger Plätze zur Verfügung stehen, aber auch den Vorteil, dass es breite Rettungswege über die Ecken gibt und schweres Gerät für den Bühnenaufbau darüber ins Stadion gelangen kann“, erklärt der Facility Manager.
Offene Ecken haben aber auch Einfluss auf die Akustik. „Im Stadion ist sie schlechter, die Schallbelastung für die Anwohner ist höher“, so Steinmann. Würden die Ecken ausgebaut, müsse es für Konzerte, auch wegen der Neuorganisation der Rettungswege, eine etwas andere Innenraumgestaltung geben. „Aber wir gewinnen auch schöne Plätze dazu.“
„Bisher haben zehn Konzerte mit insgesamt 194.397 Besuchern Im Stadion stattgefunden. Das macht einen Schnitt von rund 20.000 Besuchern“, so Steinmann. Mit 27.500 Gästen ausverkauft waren die beiden Konzerte der Toten Hosen im Jahr 2018, aber auch Kiss (2019) und der Auftritt der Düsseldorfer Punkband Broilers (2022) lockten viele Fans an die Hafenstraße. Laut Steinmann könne man bis zu 30.000 Leute unterbringen, komme dann aber in Sachen Verkehr an die Kapazitätsgrenzen. Um die Parksituation bei Konzerten zu entspannen, nutze man das benachbarte Autokino mit. Auch an der Bottroper Straße könne dann stadteinwärts geparkt werden.
Für 2025 hoffen die Verantwortlichen für das Stadion Essen wieder auf Konzerte
Aktuell laufen die Planungen für 2025. Thorsten Steinmann ist „verhalten optimistisch“, dass es im kommenden Jahr wieder Konzerte im Stadion gegeben wird. Allerdings sei noch kein Vertrag unterschrieben. Es gebe aber zwei erfolgversprechende Kontakte. Jetzt sei die richtige Zeit, um Verträge für den kommenden Sommer abzuschließen, damit die Konzerte vor Weihnachten in die Vermarktung gehen könnten. Dass es gerade so schleppend laufe, sei unter anderem noch eine Auswirkung des Corona-Knicks. „Viele in der Branche haben es derzeit schwer“, so Steinmann.
Die Tatsache, dass man im Stadion an der Hafenstraße Konzerte mittlerer Größenordnung veranstalten kann, sei anfangs ein Standortvorteil gewesen. Jetzt erweise sich das als Nachteil, weil Veranstalter dann doch lieber auf größere Locations setzten, wo sich mehr Geld verdienen lasse. „Dabei haben wir ein sehr schönes Stadion“, hofft Steinmann nun auf 2025 auf.
Im Seaside Beach am Baldeneysee ist man da schon weiter. Aktuell sind die Konzerte von SDP am Donnerstag, 29. August, und Freitag, 30. August, und von Peter Fox am Samstag, 31. August, ausverkauft, teilt Betreiber Holger Walterscheid mit. Mit drei Konzerten in diesem Jahr ist der Betreiber einigermaßen zufrieden. „Ein zweites Konzert mit Peter Fox wäre schön gewesen, das hätten wir sicher auch voll bekommen. Es passte aber nicht in seinen Zeitplan“, bedauert Walterscheid, der vier Konzerte pro Jahr anstrebt.
2022 gab es sogar sechs Konzerte am Seeufer, darunter allerdings Nachholtermine aus der Coronazeit. Welche Verträge zustande kämen, hänge vom Terminplan der Künstler ab. Die Termine müssten ins Raster passen, denn der logistische Aufwand mit Bühnenaufbau und der gesamten Infrastruktur im Seaside Beach lohne nur für mehrere Konzerte. „2018 hat es gar kein Konzert bei uns gegeben, weil es halt terminlich nicht passte“, sagt Walterscheid, der für die Konzerte das Gelände an einen Veranstalter mit guten Kontakten in der Szene abgibt.
Für das kommende Jahr stehen vier Konzerte „mehr oder weniger“ fest, kündigt Walterscheid an. Namen will er allerdings noch nicht verraten. Nur soviel: Es sind „tolle, internationale Künstler“. Die Location am Ufer des Baldeneysees lebe von der besonderen Lage, die für viele Künstler ein Anreiz sei. „Seeed sind zum Beispiel noch nie in einem Fußballstadion aufgetreten und werden das vermutlich auch nicht tun.“ Stadien gebe es in jeder Stadt, die Konkurrenz sei groß, der Seaside Beach hingegen sei einmalig.
Das Seaside Beach in Essen punktet durch seine Lage am Baldeneysee
Dort gibt es im Gegensatz zum Stadion nur Stehplätze für die Konzertbesucher, 20.000 an der Zahl. Musikfans können sich laut Walterscheid weiter auf Konzerte am See freuen: „Einen ersten Vorvertrag für 2026 gibt es schon.“
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