Essen. Die SGS Essen gliedert die Profifußballerinnen aus. Damit soll der Hauptverein geschützt werden und der Bundesligastandort gesichert werden.

Seit 20 Jahren gehört die SGS Essen zum festen Inventar in der Frauenfußball-Bundesliga. Doch darauf möchte sich der Klub nicht ausruhen, sondern auch weiter und vor allem langfristig in der Eliteklasse mitmischen. Leichter wird es angesichts der Vielzahl an finanzstarken Lizenz-Vereinen, die zunehmend an die nationale Spitze des Frauenfußballs drängen, nicht.

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Auf Dauer wird die SGS da nur mithalten können, wenn sie auf dem Weg der eigenen Professionalisierung voranschreitet. Und da vermeldet der Verein Neuigkeiten: Die Bundesliga-Mannschaft wird aus dem Gesamtverein ausgegliedert und zur neuen Saison als GmbH & Co. KGaA am Spielbetrieb teilnehmen.

Haftungsrisiko für den Gesamtverein wird immer größer

„Der Frauenfußball ist das Aushängeschild unseres Vereins. Aber er stellt auch eine besondere Herausforderung dar“, sagt Helga Sander, Vorsitzende des Gesamtvereins, zu den Hintergründen. Was sie damit meint: Bisher übernahm jener Gesamtverein die Verantwortung für den Spielbetrieb in der Eliteliga. Und das bedeutet vor dem Hintergrund der immer größer werdenden Summen im Frauenfußball ein Haftungsrisiko. „Die oberste Prämisse war und ist es, mit der Profifußballabteilung niemals die wirtschaftlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen des Hauptvereins, der mit weit über 3000 Mitgliedern der drittgrößte Sportverein in Essen ist, zu gefährden.“

Die Ausgliederung war daher die logische Konsequenz. Die Idee dazu entstand schon im Sommer des Vorjahres. In diesem Februar erfolgte die Beschlussfassung auf der Mitgliederversammlung unter notarieller Begleitung. Das Ergebnis war einstimmig. „Im April und Mai haben wir dann die GmbH und die Kapitalgesellschaft gegründet“, erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Dirk Rehage. Mittlerweile sind die jeweiligen Eintragungen im Handels- und Vereinsregister bestätigt. Zuletzt gab dann auch der DFB Grünes Licht. Dabei betont Rehage: „Die neue Gesellschaft ist zu 100 Prozent im Besitz des Vereins.“

Spielbetrieb einer Profimannschaft nur schwer mit der Gemeinnützigkeit zu vereinbaren

Und zumindest in der kommenden Saison soll das auch so bleiben. Grundsätzlich aber bestünde die Möglichkeit, Anteile in Form von lila-weißen Aktien zu verkaufen. Aber auch so hat die Ausgliederung für den Bundesligisten einige Vorteile, denn wichtige Entscheidungen können nun deutlich schneller getroffen werden, weil nicht erst auf einer Mitgliederversammlung des Hauptvereins darüber beschlossen werden muss. Rehage nennt ein Bespiel: „Der Sport lebt vom Sponsoring. Aber manchmal kommen Zahlungen verspätet, was eine Zwischenfinanzierung nötig macht.“

Dirk Rehage (l.) und Helga Sander (r.) (hier bei der Verabschiedung von Klaus Diekmann) haben die Ausgliederung voran getrieben.
Dirk Rehage (l.) und Helga Sander (r.) (hier bei der Verabschiedung von Klaus Diekmann) haben die Ausgliederung voran getrieben. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Wenn dafür der Gesamtverein aufkommen soll, müssen die Mitglieder befragt werden. Und es bliebe das Risiko bei ausbleibenden Zahlungen. Vor dem Hintergrund, dass in der Frauenfußball-Bundesliga der Etat der Vereine längst in Millionenhöhe liegt, soll die entstandene Gesellschaft nun den Gesamtverein schützen. Hinzu kommt, dass der Spielbetrieb einer Profi-Mannschaft auf Dauer nur schwer mit der Gemeinnützigkeit eines eingetragenen Vereins vereinbar gewesen wäre. Mit der Hilfe von drei Kanzleien hat Rehage in federführender Funktion die Ausgliederung nun umgesetzt.

Nur ein Bundesliga-Absteiger in der kommenden Saison

„Für die weiteren Entwicklungen müssen wir klare Grenzen ziehen, um unterschiedliche Ziele verfolgen zu können. Bei der Dynamik, die im Frauenfußball aktuell herrscht, brauchte es eine größere Flexibilität“, erklärt er. Dem größten Ziel für die kommende Saison ist die SGS ohnehin schon ein gutes Stück nähergekommen: So beschloss der DFB eine Aufstockung der 1. Liga von zwölf auf 14 Teams zur Saison 2025/26. Und das hat direkte Auswirkungen auf die kommende Spielzeit: So wird es bei drei Aufsteigern in die Eliteliga nur einen Absteiger geben.

„Wir waren ein Befürworter“, erklärt SGS-Manager Florian Zeutschler. „Es hilft der Sichtbarkeit und dem sportlichen Wettbewerb.“ Noch dazu erhöht die Vergrößerung der Liga die Chancen trotz weiteren aufstrebenden Lizenz-Vereinen den Bundesliga-Standort Essen auch langfristig zu erhalten.