Essen-Bergerhausen. Der Kiosk von Surish Soni nimmt am 17. August am „Tag der Trinkhallen“ teil. Der Betreiber will Spezialitäten aus seiner Heimat servieren.

Der „Tag der Trinkhallen“ findet in diesem Jahr am Samstag, 17. August, statt. In über 20 Städten des Ruhrgebietes wird an 40 Programmbuden ein vielfältiges Programm geboten: Live-Konzerte, Lesungen, Poetry Slams und vieles mehr. Die kleinen Büdchen sollen als Treffpunkt der Kulturen gefeiert werden. Da ist man bei Surish Soni in Essen-Bergerhausen genau an der richtigen Adresse.

Der 62-Jährige mit den indischen Wurzeln führt den Kiosk an der Weserstraße 1-3 seit gut 15 Jahren. Was verkauft er da so in seinem Büdchen? „Ach, ich habe einen ganz normalen Ruhrgebietskiosk. Mit Tabakwaren, Getränken kalt und warm, Zeitungen, Eis, Süßigkeiten, Sammelbildern.“

Essener Kiosk nimmt zum ersten Mal am „Tag der Trinkhallen“ teil

Nun nimmt er erstmals am Tag der Trinkhallen teil und ist schon gespannt, was da auf ihn zukommt. 2016 fand das Stelldichein der Büdchen zum ersten Mal statt. Bisher war Soni noch nicht von der Partie: „Ich habe immer gezögert mit einer Teilnahme, weil ich eigentlich samstags um 14 Uhr schließe. Aber jetzt scheint es mir der richtige Weg, um vielleicht ein paar Menschen auf meinen Kiosk aufmerksam zu machen. Außerdem möchte ich etwas von meiner Kultur vermitteln.“

Soni will kulinarisch überraschen: „Ich werde die Küche meiner indischen Heimat vorstellen. Es gibt Samosas und die Linsenbällchen Dahi Bhalla. In Fett gebraten und in pikantes Joghurt getunkt.“

Kioskbetreiber Surish Soni bietet in seinem Kiosk das typische Sortiment von Süßigkeiten über Tabakwaren bis zu Getränken und Sammelbildern.
Kioskbetreiber Surish Soni bietet in seinem Kiosk das typische Sortiment von Süßigkeiten über Tabakwaren bis zu Getränken und Sammelbildern. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Surish Soni, seine Frau und die beiden damals noch kleinen Söhne flohen 1992 aus Afghanistan: „Wir sind Hindus. Denn meine Familie stammt eigentlich aus Indien, aus Delhi. Als es in Afghanistan zu schlimm wurde und ich Angst um mein Leben und das meiner Familie bekam, sind wir nach Deutschland gekommen.“ Aktuell lebten nur noch wenige hundert Hindus und Sikhs in Afghanistan, die meisten sind geflohen. Die Familie wohnte zunächst im hessischen Heppenheim und lebt seit 1997 in Essen.

Als dann sein Schwager Rajesh Arenja die Trinkhalle an der Weserstraße abgeben wollte – er hatte sie zehn Jahre lang geführt – trat Soni den „Job seines Lebens“ an: „Ich war in Afghanistan auch schon Kaufmann. Seit ich sieben Jahre alt war, habe ich gearbeitet. Ich kenne das nicht anders.“

So kommt er auch mit seiner 80-Stunden-Woche klar, da er den Kiosk fast im Alleingang schmeißt. Wochentags steht er von 6 bis 20 Uhr in seinem winzigen Verkaufsraum, samstags von 8 bis 14 Uhr und sonntags von 10 bis 20 Uhr: „Früher hatte ich sogar bis 23 Uhr geöffnet. Aber das waren andere Zeiten. Irgendwann hat sich das nicht mehr gelohnt.“ Lediglich für ein paar Stunden habe er eine Aushilfe. 

Die Umsätze der Essener Bude sind seit Corona deutlich zurückgegangen

Die Umsätze seien stark zurückgegangen mit der Pandemie: „Durch Corona waren besonders die Älteren ängstlich und gingen nicht mehr vor die Tür.“ Einige seiner langjährigen Stammkunden erkrankten und verstarben. Zudem schloss nebenan die Sparkasse, das kostete ihn Laufkundschaft.

Surish Soni lebt fast ausschließlich vom Stammpublikum, das merkt man an den fast schon ritualisierten Abläufen. Die Menschen sagen nur „Hallo“ und legen abgezähltes Geld auf die Theke. Und schon greift der Kioskbesitzer geradezu traumwandlerisch in die Regale: „Bei den Erwachsenen weiß ich so zu 99 Prozent, was die haben wollen. Bei den Kindern ist das anders.“

Bei Kindern nach wie vor beliebt ist die „gemischte Tüte“, die Kioskbesitzer Surish Soni zusammenstellt.
Bei Kindern nach wie vor beliebt ist die „gemischte Tüte“, die Kioskbesitzer Surish Soni zusammenstellt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Kleinen, zumeist Schulkinder, sind ihm besonders liebe Kunden. Kleine Frotzeleien nicht ausgeschlossen: „Wenn einer eine gemischte Tüte für einen Euro bestellt, bekommt er nur die leere Tüte. Das ist jedes Mal ein lustiges Bild, wie überrascht die Kinder dann gucken. Ich löse den Scherz aber schnell auf und dann lachen wir.“

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Es gebe die Kinder, die einfach nur sagen: „Bitte einmal mischen.“ Es gebe aber auch die, denen Soni auch gerne Zeit einräumt, ganz in Ruhe auszusuchen: „Die möchten dann wirklich einen davon, drei davon, zwei von den anderen.“ Soni berichtet von betagten Kunden, die bei ihm Fernseh- und Frauenzeitschriften vorbestellen und dann alle zwei, drei Wochen als Paket abholen.

Betreiber hat in Essen-Bergerhausen den „Job seines Lebens“ gefunden

Wer den 62-Jährigen so begeistert und warmherzig von seinen großen und kleinen Kunden erzählen hört, der kann sich kaum vorstellen, dass Surish Soni seinen Kiosk irgendwann aufgeben könnte. Bis jetzt habe er diesbezüglich auch noch keine Gedanken verschwendet: „Ich bin glücklicherweise gesund. Mit meinem Kiosk kann ich zwar nicht reich werden, aber es macht mir unheimlich viel Spaß.“

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