Essen-Stadtwald. Hisan und Jimmy Hasso haben der traditionsreichen Trinkhalle in Essen-Stadtwald neues Leben eingehaucht. Ihr Sortiment ist außergewöhnlich.
- Der Kiosk am Stadtwaldplatz in Essen wird jetzt von einem jungen Ehepaar geführt.
- Sie haben den Verkaufsraum im letzten Jahr komplett umgestaltet.
- Die Trinkhalle hat sich inzwischen zu einem Treffpunkt entwickelt.
Die Trinkhalle Levi hat sich inzwischen zu einem Treffpunkt am Stadtwaldplatz in Essen entwickelt. Hisan Hasso (30) und ihr Mann Gemil (35), den alle nur Jimmy nennen, haben den früheren Kiosk mit Fensterverkauf in einen hellen kleinen Laden verwandelt, der ganz besondere Produkte führt.
Vor etwa zwei Jahren hat das Ehepaar den Kiosk von einem älteren Paar übernommen, das ihn aus Altersgründen abgeben wollte. Dann krempelten Hisan und Jimmy Hasso die Ärmel hoch. Sie leben seit Mitte der 1990er Jahre in Deutschland, sind hier aufgewachsen. Beide sind irakische Kurden. Ihre Familien haben ihre Heimat aus politischen Gründen beziehungsweise wegen des Krieges dort verlassen, berichtet das Paar, das seit zehn Jahren verheiratet ist.
Der Kiosk hat sich am Stadtwaldplatz in Essen etabliert
Ursprünglich wollten die beiden aus der Trinkhalle eine Eisdiele machen. „Wir hatten diese Idee, weil ich vorher als Kellner in einer Eisdiele gearbeitet habe“, sagt Jimmy Hasso. Die Kunden hätten diese Idee aber gar nicht gut gefunden und lieber die Trinkhalle behalten wollen. „Das haben wird dann so gemacht“, sagt Jimmy Hasso.
Das Ehepaar investierte viel Zeit, Geld und Herzblut in die Umgestaltung des ehemals kleinen, dunklen Verkaufsraums, der vor rund einem Jahr zu einem richtigen kleinen Laden mit durchaus umfangreichen Sortiment geworden ist. Benannt haben die beiden ihr Geschäft nach ihrem jüngsten Kind Levi, einem von drei Söhnen (10, 8, 3).
Der besondere Clou des Kiosks: In den Regalen mit amerikanischer Flagge sind zahlreiche in den USA beliebte Süßigkeiten, Knabbereien und Getränke zu finden, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen gut ankämen. Insgesamt habe man das Sortiment aufgestockt.
Die neuen Besitzer befragen die Kunden nach ihren Vorlieben
Allerdings beschränken sich die neuen Besitzer bei Zeitungen und Zeitschriften auf die, die auch wirklich gelesen werden. „Früher wurde hier täglich ein Riesenpaket mit Zeitschriften geliefert, dass man bezahlen musste, egal, was verkauft wurde“, erinnert sich Jimmy Hasso. „Wir haben dann die Leute gefragt, was sie wirklich regelmäßig kaufen und bestellen jetzt nur noch diese Zeitschriften.“
Das Ehepaar – die 30-Jährige ist die Chefin, ihr Mann ist bei ihr angestellt – führt den Betrieb allein. „Wir hätten schon gern einen Mitarbeiter, haben aber noch nicht den richtigen gefunden“, sagt Hisan Hasso. Gelegentlich helfe jemand aus der Verwandtschaft aus. Bruder und Onkel von Jimmy Hasso sind ebenfalls Kioskbetreiber, Hisan Hassos Verwandte leben in Berlin. Solange sie keinen Mitarbeiter finden, haben sie eine Sieben-Tage-Woche. „Wir wechseln uns im Geschäft ab. Seit wir den Laden haben, sehen wir uns kaum noch“, sagt der 35-Jährige. Zum Glück komme seine Frau manchmal mit den Kindern während seiner Schicht in den Laden, gespielt werde dann draußen auf dem Stadtwaldplatz.
Gemeinsamer Urlaub oder Freizeitaktivitäten sind im Moment nicht möglich
Trotzdem will das Ehepaar nicht klagen, ganz im Gegenteil: Das Geschäft laufe gut, die Kunden hätten die Trinkhalle in neuer Form angenommen, kämen auch gern einfach auf einen Kaffee vorbei, freut sich Hisan Hasso. Inzwischen gebe es viele Stammkunden, auch aus anderen Stadtteilen. Der Kiosk sichere den Lebensunterhalt ihrer Familie, dafür seien sie den Kundinnen und Kunden, aber auch den Geschäftspartnern dankbar. Der Preis: Freizeit oder gar einen gemeinsamen Familienurlaub gibt es derzeit nicht: Die Trinkhalle ist sieben Tage die Woche von 7 bis 22 Uhr und am Wochenende sogar bis 23 Uhr geöffnet.
Die Lage am Stadtwaldplatz mit seinen Bushaltestellen sei gut. In der Woche kämen oft Schüler, aber auch Mitarbeiter umliegender Büros, Praxen oder Kanzleien. Am Wochenende profitiere man gelegentlich von den Konzerten am Seaside Beach. Da kämen auch schon mal Prominente vorbei, wie jüngst ein bekannter Rapper. Namen wollen die beiden aber lieber nicht nennen.
Die Familie wohnt in Mülheim, Hisan Hasso ist gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte und wollte nach der Familienphase gern mit ihrem Mann gemeinsam beruflich etwas starten – da bot sich die Übernahme des Kiosks an. Bereut haben sie diesen Entschluss nicht, auch wenn die Arbeitstage lang sind. Hisan Hasso: „Um ein bisschen zurückzugeben, sammeln wir in Box an der Kasse Geld für kranke Kinder, um ihnen den Klinikalltag mit Büchern oder Bastelsachen ein wenig zu erleichtern.“
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