Essen-Nordviertel. Ein neues Pflegekonzept soll die Artenvielfalt im Segeroth-Park fördern. Die Wiesen werden künftig seltener und auch anders gemäht.
Der Öko-Park Segeroth, eine Parkanlage auf dem ehemaligen Segeroth-Friedhof zwischen Bottroper Straße und Gladbecker Straße, dient als ökologische Ausgleichsfläche nahe der dicht bebauten Innenstadt. In Teilen aber könne der Park seine ökologische Qualität bald verlieren, warnten die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet und die Essener Kreisgruppe vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Ursache sei die nicht nur in Essen, sondern in den meisten Kommunen übliche Art der Wiesenpflege, die sogenannte Mulchmahd, die vielen einheimischen Wiesenpflanzen und auch Tieren schade. Hinzu komme die Ausbreitung invasiver Arten wie zum Beispiel Staudenknöterich.
Um die Artenvielfalt des Parks und damit besagte ökologische Qualität langfristig zu schützen, kooperiert die Essener Kreisgruppe des BUND mit Grün und Gruga. Gemeinsam mit der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet habe man ein Pflegekonzept erarbeitet, das auf der Fläche künftig umgesetzt werden solle, teilt die Stadt Essen mit.
Wiesen im Essener Öko-Park sollen nur noch ein- bis zweimal pro Jahr gemäht werden
Kern des neuen Pflegekonzepts: Statt acht- bis zwölfmal sollen die Wiesen im Öko-Park künftig nur noch ein- bis zweimal pro Jahr gemäht werden. Das gebe Insektenpopulationen die nötige Entwicklungszeit und ermögliche Pflanzen gleichzeitig eine zweite und dritte Blüte, erklärt BUND-Sprecher Martin Kaiser.
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Zudem soll, anders als bisher, das Schnittgut entfernt werden. Bleibe dieses kleingehäckselt liegen, würden auch die Nährstoffe im Boden bleiben. Das aber begünstige konkurrenzstarke Gräser, die blühenden Kräutern den Platz streitig machen und damit zu einer Verarmung bei Pflanzen und Tieren beitragen würden, erklären die Botanikerin Sabine Hurck vom BUND und Corinne Buch von der Biologischen Station.
„Profitieren sollen von der Pflegeumstellung einheimische Wiesenkräuter wie die Kuckuckslichtnelke, der schöne Wald-Storchenschnabel oder die Wiesenflockenblume“, sagt Martin Kaiser. „Als einheimische Pflanzen bieten sie eine viel bessere Nahrungsgrundlage für unsere Insekten als viele hochgezüchtete Blumen, die zwar schön aussehen, aber wenig Pollen und Necktar liefern.“
Essener BUND-Gruppe fordert Gesamtkonzept für städtische Grünflächen
Künftig werde bei der Mahd auch eine andere Mähtechnik zum Einsatz kommen. Statt eines herkömmlichen Mähers, der mit rotierenden Messern ausgestattet ist, und alles, was er abmäht, direkt häckselt, werde nun ein Balkenmäher genutzt, der wie eine Sense funktioniere, erklärt Martin Kaiser. Auf diese Weise könnten sich die abgeschnittenen Pflanzen weiter aussäen.
Auch würden durch den Wechsel der Mähtechnik viele Tiere wie Amphibien, Insekten, bodennah lebende Kleinsäuger und Bodenbrüter bei der Mahd geschont, so die Stadt. Die Mäharbeiten würden weiterhin von Grün und Gruga durchgeführt, das Abräumen und den Abtransport des Schnittguts übernehme die EABG mit ihrem Arbeitsmarktprojekt „ESSEN.Neue Wege zum Wasser“.
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Die langfristigen Ziele des BUND würden allerdings noch über die konkrete Fläche hinausgehen, wie Martin Kaiser erklärt: „Es geht letztlich um die Umstellungen der Pflege großer Teile der städtischen Grünflächen.“ Dabei sei auch eine politische Entscheidung über ein Gesamtkonzept vonnöten, das beispielsweise die Anschaffung neuer Maschinen fördere. Diese gesamtstädtische Grundlage solle der „Masterplan Grün 2030“ schaffen, der die Konzepte der letzten Jahrzehnte auf einen aktuellen Stand zusammenführen werde und im nächsten Jahr vorgestellt werden solle. In diesem Zusammenhang sei die Internationale Gartenausstellung 2027 (IGA) ein erster Fixpunkt.
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