Essen. 8500 Parzellen gibt es in Essen, aber nur wenige sind frei. Die Nachfrage übersteigt das Angebot. Wir erklären, was Bewerber beachten sollten.
Die große Welle, die zur Coronazeit auf Essens Kleingartenvereine zurollte, ist abgeebbt. Damals kamen rund 700 Bewerber auf 50 freie Parzellen, so das Ergebnis einer Umfrage, die der Stadtverband der Kleingartenvereine seinerzeit unter den ihm angeschlossenen Vereinen durchgeführt hatte. Damals schlossen Vereine reihenweise ihre Wartelisten. So mancher Interessent mag inzwischen aufgegeben haben, andere dürften die wiedergewonnene Reisefreiheit einem eigenen Stück Scholle, das gepflegt werden will, vorziehen.
Doch auch heute übersteigt die Nachfrage das Angebot. Holger Lemke, Vorsitzender des Essener Stadtverbandes, schätzt, dass auf eine freie Parzelle vier bis fünf Bewerber kommen. Genau wissen sie es nicht beim Dachverband der stadtweit 114 Kleingartenvereine. Denn freie Gärten werden nicht vom Stadtverband vergeben, sondern vom jeweiligen Verein. Dazu die wichtigsten Fragen:
Wie kommen Interessenten an eine Schrebergarten-Parzelle in Essen?
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Der Stadtverband führt auf seiner Internetseite eine Liste mit allen Kleingartenvereinen und Ansprechpartnern. Die überwiegende Mehrheit teilt dort mit, dass es keine freien Gärten gebe. Ein Anruf kann sich trotzdem lohnen, um zu erfahren, ob möglicherweise in nächster Zeit eine Parzelle zu haben ist.
Ausdrücklich genannt werden sieben Vereine, die derzeit Wartelisten führen. Aktuell melden davon aber nur vier Vereine freie Gärten: die „Gartenfreunde Holsterhausen“, die „Gartenfreunde Frettholz“ ebenfalls in Holsterhausen, die „Gartenfreunde Sulzbachtal“ in Leithe und der Kleingartenverein „Zur grünen Insel“ in Vogelheim.
Einige Kleingartenvereine verlangen von Bewerbern eine Gebühr, wenn sie auf die Warteliste kommen wollen. Die Vereine wollten damit sicherstellen, dass es sich um ein ernstes Interesse handelt, erläutert Holger Lemke. Wie hoch die Gebühr ist, legen die Vereine in eigenem Ermessen fest. In Lemkes „Heimatverein“, dem Kleingartenverein Essen-Altendorf, betrug die Gebühr beispielsweise 80 Euro. Aktuell hat der Verein keinen freien Garten.
Zum Zug kommt, wer auf der Warteliste oben steht. Den Vereinen bleibt darüber hinaus selbst überlassen, ob sie soziale Kriterien anlegen, in dem sie zum Beispiel Familien bevorzugen, sagt Lemke.
Wie lange dauert es, bis ein Kleingarten in Essen wieder frei wird?
Das ist sehr unterschiedlich. Im Kleingartenverein Steele-Horst mit insgesamt 50 Gärten zum Beispiel werden pro Jahr vielleicht zwei Parzellen frei, schätzt Ernst Gummersbach, Vorstandsmitglied im Stadtverband. Viele Kleingärtner kleben buchstäblich an der eigenen Scholle, berichtet Holger Lemke. Gärten blieben nicht selten über Jahrzehnte in der Familie und würden an die nächste Generation weitergegeben. Das macht es Außenstehenden nicht leichter.
Wie viel kostet es, einen Schrebergarten in Essen zu übernehmen?
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Das hängt davon ab. Jeder frei werdende Garten wird vor der Übergaben von einem unabhängigen Gutachter auf seinen Wert hin geschätzt. Der Wertermittler beurteilt den Garten nach seiner Größe, nach der Bepflanzung und nach der Art und Größe der Bebauung und nach deren Alter. Den ermittelten Wert muss der neue Pächter dem alten als Abschlag zahlen.
Der Wert eines Kleingartens kann dabei recht unterschiedlich ausfallen und zwischen wenigen Hundert Euro oder mehreren Tausend Euro liegen. Bewerber um eine freie Parzelle würden deshalb gefragt, wie viel sie bereit seien, zu zahlen.
Es kann aber auch vorkommen, dass ein Garten vom Wert her negativ bewertet wird, weil er in einem sehr schlechten Zustand ist. In diesem Fall kann es passieren, dass die Parzelle dem Bewerber zum Nulltarif, also ohne Abschlag überlassen wird. Der neue Pächter muss dann aber für die Kosten aufkommen, die für das Wiederherstellen der Parzelle anfallen. Und das kann teuer werden. Der Abriss und die Entsorgung einer alten Laube könne schnell ein paar Tausend Euro kosten, warnt der Stadtverband.
Eine Besonderheit stellen Gärten dar, die sich im Besitz der Essener Kleingartengrund- und Boden GmbH befinden. Die gemeinnützige GmbH wurde 1991 zum Erwerb von Kleingartenanlagen gegründet, die seinerzeit Industrieunternehmen oder der Bahn gehörten. Die Stadt Essen verzichtete auf einen Erwerb der Grundstücke aus Sorge, die Böden könnten durch Schadstoffe belastet sein. Zur GmbH gehören 2200 Parzellen in 76 Gartenanlagen, die sich auf 21 Vereine verteilen. Gartennutzer zahlen eine Einlage, deren Höhe vom damaligen Kaufpreis abhängt.
Welche weiteren Kosten fallen für eine Parzelle an?
Allen voran die Pacht. Pro Quadratmeter sind 30 Cent fällig. Dann wären da noch die Kosten für Strom und Wasser. Hinzu kommen Gebühren für Straßenreinigung, Müllabfuhr, Abwasser und nicht zuletzt die Grundsteuer. Pro Jahr macht das insgesamt zwischen 300 und 500 Euro, je nach Größe der Parzelle, schätzt Holger Lemke.
Entstehen in Essen weitere Kleingartenanlagen, um die Nachfrage nach Gärten zu bedienen?
Nach Angaben des Stadtverbandes ist damit eher nicht zu rechnen. Der Grund seien die hohen Erschließungskosten, diese könne der Dachverband aus eigenen finanziellen Mitteln nicht aufbringen. Die Stadt müsste also nicht nur geeignete Grundstücke finden, sondern auch für Infrastruktur sorgen, sagt Holger Lemke. So dürfte es bei den aktuell rund 8500 Schrebergärten bleiben.
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