Fulerum. Eine Gedenktafel für Will Lammert gibt es jetzt. Warum der Historische Verein Essen für eine weitere Ehrung des kommunistischen Künstlers kämpft.

Vor kurzem wurde die Gedenktafel an den kommunistischen Künstler Will Lammert im Eingangsbereich des Südwestfriedhofs in Fulerum eingeweiht. Doch es gibt weiter Bestrebungen, den Friedhofsvorplatz nach dem Bildhauer zu benennen, der einige Jahre in Essen wirkte. Dafür setzt sich unter anderem Hans Schippmann ein, Ehrenvorsitzender des Historischen Vereins. Doch er hat noch weitere Ideen.

„Es gibt in Essen viel zu wenig Straßen und Plätze, die nach Essener Künstlern benannt sind“, findet Hans Schippmann (74). Der pensionierte Schulleiter war von 1975 bis 2014 für die CDU im Rat und 39 Jahre Mitglied des Kulturausschusses. Sein Einsatz für die Ehrung Will Lammerts ist bei den Parteikolleginnen und -kollegen durchaus umstritten.

Die Aufstellung der Erinnerungstafel an den Bildhauer Will Lammert, der von 1922 bis 1933 auf der Margarethenhöhe lebte und arbeitete, sei ein erster Schritt. „Wir verfolgen aber das eigentliche Ziel weiter, den Friedhofsvorplatz nach dem Künstler zu benennen“, erklärt Schippmann. Eine solche Benennung muss der Rat beschließen. Man wolle weiter dafür werben, den Bildhauer auf diese Weise zu ehren und im Gedächtnis der Bevölkerung zu verankern.

„Das würde Lammert und seiner Arbeit gerecht“, betont Schippmann, der den Bildhauer als einen der drei bedeutendsten des vergangenen Jahrhunderts in Essen einstuft. Die Tatsache, dass er zeitweise Mitglied der Kommunistischen Partei war, mache Lammert nicht zum schlechten Menschen, sondern hänge auch mit der Angst des Künstlers um seine Frau, eine jüdische Nervenärztin, in der NS-Zeit zusammen, erklärt Schippmann.

Der „Segnende Christus“ in der Einsegnungshalle des Südwestfriedhofs wurde von Will Lammert geschaffen.
Der „Segnende Christus“ in der Einsegnungshalle des Südwestfriedhofs wurde von Will Lammert geschaffen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Mit der Benennung von Straßen und Plätzen nach Künstlern mit Lokalbezug tue man sich in Essen traditionell schwer, so Schippmann. Es gebe nur wenige Beispiele.

Die Gedenktafel, die an den Künstler Will Lammert erinnert, enthüllten Bezirksbürgermeisterin Doris Eisenmenger und Hans Schippmann, Ehrenvorsitzender des Historischen Vereins Essen, auf dem Südwestfriedhof.
Die Gedenktafel, die an den Künstler Will Lammert erinnert, enthüllten Bezirksbürgermeisterin Doris Eisenmenger und Hans Schippmann, Ehrenvorsitzender des Historischen Vereins Essen, auf dem Südwestfriedhof. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Man müsse jedoch bei allen Vorschlägen die Gesinnung der Künstler im Blick behalten. Eine Ehrung dieser Art für den Bildhauer Joseph Enseling lehnt Schippmann wegen dessen NS-Vergangenheit ab. Auch beim Fotografen Albert Renger-Patzsch, ebenfalls Mitglied der Künstlerkolonie Margarethenhöhe, gebe es den Verdacht nationalsozialistischer Gesinnung. „Das müssen wir prüfen“, so Schippmann.

Wenn man Benennungen nach Essener Künstlern anstrebt, müsse man auch überlegen, wo diese möglich sind. „Es entstehen gerade so viele Neubaugebiete in der Stadt. Dort wird es neue Straßen geben, die man ja durchaus nach solchen Künstlern benennen könnte“, schlägt Schippmann vor. Obwohl Essen Folkwang-Stadt sei, gebe es in diesem Bereich reichlich Nachholbedarf. In Köln und Düsseldorf sei man da offener für die Ehrung lokaler Künstler. Auch die Würdigung von Malern, Bildhauern und Literaten, die noch nicht so lange tot sind, sei möglich.

Der Vorschlag bezieht sichnur auf neue Straßen und Plätze

Während Schippmann für neue Straßen Chancen auf Künstlernamen sieht, mahnt er bei bestehenden Straßen zur Vorsicht. Eingeführte Namen zu ändern, sei schwierig und könne auf Abwehrreaktionen bei den dort lebenden Bürgern stoßen, die verständlicherweise in der Regel wenig Interesse an einer Adressänderung hätten. Diese Diskussion habe man in Rüttenscheid ja vor Jahren bereits geführt, als es um die Umbenennung der Von-Seeckt- und Von-Einem-Straße ging, die dann per Bürgerentscheid gekippt wurde.

Er werde bei Ratsleuten und dem Oberbürgermeister für die Benennung von Straßen und Plätzen nach Essener Künstlern werben, erklärt Schippmann. „Aber auf keinen Fall wollen wir, dass etwa Straßen auf der Margarethenhöhe umbenannt werden, um Mitglieder der dortigen Künstlerkolonie zu ehren.“