Essen-Fulerum/Margarethenhöhe. SPD will die Fläche am Haupteingang des Südwestfriedhofs in Essen-Fulerum „Will-Lammert-Platz“ nennen. Bildhauer wirkte auf der Margarethenhöhe.

Der Vor- und Innenplatz am Haupteingang des Südwestfriedhofs in Essen-Fulerum soll künftig Will-Lammert-Platz heißen. Das jedenfalls wünscht sich die Mehrheit der Politiker in der Bezirksvertretung III für den Essener Südwesten. Damit soll an den Künstler erinnert werden, der von 1922 bis 1933 als Bildhauer auf der Margarethenhöhe lebte und arbeitete. Der ist nicht unumstritten.

Der Antrag war von SPD und Grünen gestellt worden, die Mehrheit in der Bezirksvertretung hatte sich dafür ausgesprochen. Die CDU hatte allerdings mit vier Stimmen gegen den Antrag gestimmt, weil es sich um einen kommunistischen Künstler handelt.

CDU lehnt Benennung des Platzes nach dem kommunistischen Künstler ab

„Wir haben den Vorschlag in die Verwaltung eingebracht und gehen davon aus, dass wir in Kürze eine Antwort erhalten“, so Günther Schröder, SPD-Fraktionsvorsitzender in der BV III. „Wir haben uns dem Vorschlag der SPD angeschlossen. Der Platz vor dem Friedhof hat bisher keinen Namen und sollte künftig Will-Lammert-Platz heißen“, findet Doris Eisenmenger, Fraktionsvorsitzende der Grünen.

Frage nach der Zuständigkeit der Bezirksvertretung

Uneinigkeit herrscht bei den Bezirksvertretern auch darüber, ob die Bezirksvertretung überhaupt berechtigt sei, über einen Namen für den Platz vor dem Friedhof zu entscheiden.

Während Doris Eisenmenger von den Grünen davon überzeugt ist, dass die Entscheidung bei der BV liege, sieht Werner Ernst von der CDU die Entscheidung beim zuständigen Ausschuss, da es sich um einen Platz von überbezirklicher Bedeutung handele.

Werner Ernst von der CDU hofft dagegen, dass der Platz namenlos bleibt. „Als der Denkmalschutz für den Drachenbrunnen des Nazi-Künstlers Adolf Wampe abgelehnt wurde, haben wir uns nach rechts abgegrenzt. Jetzt sollten wir uns bei Will Lammert nach links abgrenzen“, so Werner Ernst.

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Die Anregung, den Künstler zu ehren, indem man eine Straße oder einen Platz nach ihm benennt, sei von einem Frohnhauser Historiker ausgegangen. Der Künstler Will Lammert gehörte zur Künstlerkolonie, deren Wirken das Ruhr-Museum mit der Ausstellung „Aufbruch im Westen“ würdigt. Die Kolonie gelte als eines der bedeutendsten künstlerischen Experimente im Ruhrgebiet und sei für die kulturelle Entwicklung der Stadt von großer Bedeutung gewesen, heißt es im Antrag von SPD und Grünen.

Den Torbogen am Haupteingang des Südwestfriedhofs hat Will Lammert mit einem Kreuz gestaltet.
Den Torbogen am Haupteingang des Südwestfriedhofs hat Will Lammert mit einem Kreuz gestaltet. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Der Platz am Haupteingang des Südwestfriedhofs sei eine geeignete Stelle für die Ehrung von Will Lammert, da sich in den Scheitelsteinen des Torbogens und in der Trauerhalle wichtige Frühwerke von ihm befänden.

Katzen an den Torbögen aufdem Robert-Schmoll-Platz

Der Künstler Will Lammert (1892-1957) wurde in Hagen geboren und siedelte gleichzeitig mit dem Museum Folkwang 1922 nach Essen um. Lammert bezog in der Künstlerkolonie ein Atelier. Er schuf unter anderem freie, zum Teil aber auch an bestimmte Gebäude gebundene Plastiken an den von den Architekten Georg Metzendorf, Edmund Körner und Alfred Fischer auf der Margarethenhöhe entworfenen Häusern. So stammen beispielsweise die tönernen Katzen an den Torbögen auf dem Robert-Schmoll-Platz von ihm.

Der Bildhauer, dessen Werke von den Nationalsozialisten zu einem großen Teil zerstört wurden, hat auf der Margarethenhöhe noch weitere Skulpturen geschaffen, darunter die Vogeltränke an der Kirche.

Künstler erhielt posthum den Nationalpreis der DDR

Will Lammert, der eine Lehre als Stein- und Holzbildhauer absolviert hatte, war als Soldat im Ersten Weltkrieg schwer verwundet worden. 1932 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten emigrierte Lammert 1933 mit seiner jüdischen Frau und den beiden Söhnen nach Paris, wurde aber 1934 aus Frankreich ausgewiesen und floh weiter in die Sowjetunion. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 wurde Lammert als Deutscher aus der Region Moskau ausgewiesen und in der Sowjetunion in die Verbannung geschickt.

Erst 1951 konnte der Künstler aus der Sowjetunion ausreisen und nach Deutschland, in die damalige DDR, zurückkehren. 1957 starb Lammert in Berlin. 1959 wurde ihm posthum der Nationalpreis der DDR verliehen.

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