Essen-Rüttenscheid. Ein Rüttenscheider Fußballverein kämpft seit langem dafür, dass er Kunstrasen bekommt. Jetzt wähnte er sich nah am Ziel. Was daraus wurde.

Das Gerangel um die Zukunft der Sportplätze geht in eine nächste Runde. CDU und Grüne haben zwar angekündigt, die Schillerwiese als Jedermann-Sportanlage erhalten zu wollen, doch allein diese Zusicherung hilft den Rüttenscheider Sportfreunden 07 nicht weiter, heißt es aus dem Verein. Die Zukunft bleibe noch immer ungewiss.

Für Verein bleiben Aussagen von CDU und Grünen hinter den Erwartungen zurück

Die Fußballer kämpfen seit langem für einen Kunstrasen, hatten in den vergangenen Wochen und Monaten alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass ihre Forderung nicht nur Gehör findet, sondern auch umgesetzt wird. In einer Reihe von Gesprächen mit den Ratskoalitionären habe es durchaus auch geklungen, als gebe es eine Chance, sagt Ulrich Schmidt, der sich federführend für einen Kunstrasen stark macht und eine große Zahl von Mitgliedern hinter sich weiß. Doch die Erklärung zur Schillerwiese, die jetzt von CDU und Grünen erfolgt sei, bleibe hinter den Erwartungen zurück.

Es hätte nach Schmidts Ansicht schon vollkommen ausgereicht, wenn wenigstens in ein oder zwei Sätzen zum Ausdruck gekommen wäre, dass man sich am bestehenden Standort um einen Kunstrasen bemühen will, auch ohne eine konkrete Jahreszahl zu nennen. Ein solch klares Bekenntnis brauche der Verein, um weiter planen zu können. Der derzeitige Ascheplatz sei auf lange Sicht keine Lösung.

Zudem hadern die Sportfreunde mit der Haltung der Ratsmehrheit, weil doch eigens ein Gutachten erstellt worden sei, wonach auch aus juristischer Sicht nichts gegen Kunstrasen spreche. Es bestand Sorge, dass sich rechtliche Vorzeichen für einen Spielbetrieb verändern könnten. Doch diese Bedenken seien vom Tisch, so Schmidt. Dass nun weiterhin eine Zusage für eine Investition in sechsstelliger Höhe, die ein Kunstrasen kostet, fehlt, schürt bei den Sportfreunden die Sorge, der Sportplatz im Herzen von Rüttenscheid könne zum Spielball von Investoren werden. Es handelt sich um die wohl noch größte Freifläche im Stadtteil, der bekanntlich für Wohnungsbau sehr beliebt ist.

Wechsel der Sportfreunde zur Schillerwiese ist vom Tisch

Bei aller Kritik an CDU und Grünen sehen die Sportfreunde an einer Stelle dann doch einen Punktgewinn. Der Vorschlag der Verwaltung, dass sie zur Schillerwiese ziehen sollen, sei abgewehrt worden. Die Rüttenscheider Fußballer hatten zwar einen Wechsel zunächst nicht grundsätzlich abgelehnt, als allerdings sogar eine Petition aufkam, die Sportanlage in Stadtwald mit jetzigem Status quo zu erhalten ohne jedwede Vereinsbeteiligung, machten die Sportfreunde dann doch einen Rückzieher.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so setzt auch Ulrich Schmidt weiterhin auf Gespräche mit Politik und Verwaltung. Der sportpolitische Sprecher der CDU, Florian Fuchs, machte indes auf Nachfrage deutlich, dass es bislang eben noch keinen neuen Sachstand gebe und man noch nach Lösungen suche.

Als weiteren Kandidaten für die Schillerwiese hatte die Sport- und Bäderbetriebe den RSC Essen genannt. Er hat seit Jahrzehnten seine Heimat im Walpurgistal und will auch schon seit langem einen Kunstrasen haben. Doch es setzt sich, so der Vorsitzende Klaus Meißner, im Verein immer mehr die Erkenntnis durch, dass dieser Wunsch wohl kaum in Erfüllung gehen werde. Nach der 2:1 Formel, also zwei Vereine für einen Kunstrasen, müsste man noch einen Partner finden, der ebenfalls im Walpurgistal spielen würde. Diese Bereitschaft bestehe aber derzeit nicht. Man komme auch so gut über die Runden, verzeichne durchaus wachsendes Interesse bei Jugendlichen als auch bei Senioren.

Bliebe noch der ETB Schwarz Weiß Essen. Hier gibt sich der Vorsitzende Karl Weiß gelassen. Natürlich besteht auch hier der Wunsch nach Kunstrasen auf dem Sportplatz Am Uhlenkrug. Die Chance seien auch immer noch gegeben, man befinde sich weiterhin in Verhandlungen, konkreter möchte sich Weiß derzeit nicht äußern.

Geteiltes Echo aus der Politik

Michael Schwamborn (SPD), Vorsitzender des Sportausschusses, betont, dass die Verwaltung mit dem Vorschlag des Wechsels von zwei Vereinen zur Schillerwiese aufbauend auf älteren Vorschlägen eigene Ideen entwickelt habe. „Auch wenn die öffentliche Diskussion teilweise hin und wieder anderes vermuten ließ, war für uns als Sportausschuss immer klar, dass die Vereine hierbei das letzte Wort haben.“ Daniel Behmenburg, Sprecher der SPD im Sportausschuss, ergänzt: „Für uns war immer klar, dass wir die Ideen und Anregungen der Verwaltung mit den Vereinen diskutieren wollen. Und dass wir natürlich nichts gegen den Willen der Vereine unternehmen werden, sondern nur im engen Schulterschluss.“

Hingegen stößt die Erklärung von Grünen und SPD auf massive Kritik bei der FDP. Fraktionschef Hans-Peter Schöneweiß bemängelt, dass die dringend benötigte Renovierung des Uhlenkrugstadions, in dem die Fußballer des ETB SW Essen beheimatet sind, nicht berücksichtigt werde. „Ebenso wurden keine weitreichenden Lösungen für die Plätze der Sportfreunde 07 an der Veronikastraße und des Rüttenscheider SC im Wapurgistal beschlossen“, so Schöneweiß. Dabei sei bekannt, dass es dort keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr für die Vereine gebe, zugleich aber ein großer Bedarf sowohl für Sportmöglichkeiten, als auch für neue Schulstandorte.