Essen. Seit Essens Impfzentrum geschlossen hat, impfen fast nur Hausärzte gegen Corona. Sie sagen: An strikten Impfverweigerern prallen Argumente ab.

  • Seit der Schließung des Impfzentrums wird vor allem in Hausarztpraxen geimpft
  • Die Nachfrage ist rege, die Organisation klappt gut
  • Besonders hoch ist das Interesse an Drittimpfungen: Schon 7597 Essener haben die Auffrischung
  • Gleichzeitig bieten die Hausarztpraxen jetzt die Grippe-Impfung an
  • Kategorische Impfgegner sind mit Argumenten nicht erreichbar
  • Hausärzte beobachten: 95 Prozent der aktuellen Infektionen treffen Ungeimpfte

Ständig klingelnde Telefone, zu wenig Impfstoff, komplizierte Terminvergabe: Zu Beginn der Corona-Impfungen in Hausarztpraxen Anfang April mussten die niedergelassenen Ärzte in Essen mit manchen Widrigkeiten kämpfen. Seit Schließung des Impfzentrums am 26. September organisieren sie fast alle Impfungen und freuen sich in einer ersten Bilanz über einen weitgehend problemlosen Betrieb. Dabei läuft nebenbei schon die Grippe-Impfung.

Mobile Impfaktionen laufen weiter

Auch die mobilen Impfaktionen in den Stadtteilen laufen weiter. Die städtischen Teams impfen am Mittwoch, 13. Oktober, von 12 bis 16 Uhr bei der Essener Tafel im Wasserturm, Steeler Straße 137, und am Samstag, 16. Oktober, von 11 bis 15 Uhr in der Marktkirche (Markt 2) in der Innenstadt. Geimpft wird Biontech. Nach einem neuen Landes-Erlass können in Essen jetzt auch Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren bei den mobilen Impfaktionen geimpft werden. Bei 12- bis 15-Jährigen muss ein Erziehungsberechtigter anwesend sein. Weitere Infos auf: essen.de/coronavirus_impfen

Das dürfte vor allem daran liegen, dass inzwischen ausreichend Impfdosen zur Verfügung stehen und die Termine daher verlässlich vergeben werden können. „Wir sind die Impforganisation auch in größeren Mengen wie bei der alljährlichen Influenza Impfaktion ja gewohnt“, sagt Dr. Ralph-Detlef Köhn, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Essen. Er und seine Kollegen und Kolleginnen erlebten zur Zeit eine rege Nachfrage, die „recht gut organisierbar“ sei. Dabei gehe es um einige wenige noch ausstehende Zweitimpfungen, vor allem aber um die Drittimpfungen.

Dritte Impfung für besonders vulnerable Gruppen

„Sie können wir mit sachlichen Argumenten nicht erreichen“, Dr. Ralph-Detlef Köhn, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Essen über kategorische Impfverweigerer.  
„Sie können wir mit sachlichen Argumenten nicht erreichen“, Dr. Ralph-Detlef Köhn, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Essen über kategorische Impfverweigerer.   © Unbekannt | HO

Diese Auffrischungsimpfung für besonders vulnerable (verletzliche) Gruppen habe für die in Senioren- und Pflegeheimen lebenden älteren Menschen bereits im September begonnen: Die versorgenden Hausärzte hätten die Termine in Absprache mit den Einrichtungen organisiert. „Das hat weitgehend gut geklappt“, sagt Köhn. Die Stadt bestätigt, dass zum Wochenanfang von den 7900 Essenern, die in Senioreneinrichtungen leben, bereits 2546 – also knapp ein Drittel – die Auffrischungsimpfung erhalten hatten. Außerdem seien 1360 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Heime zum dritten Mal geimpft. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) haben bisher (Stand: 5.10.) insgesamt 7597 Essener die Auffrischungsimpfung erhalten.

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Der Beratungsbedarf sei aber weiter hoch, beobachtet Ralph-Detlef Köhn: „Trotz der klaren Stellungnahme von RKI und Ständiger Impfkommission (Stiko) gibt es zahlreiche Fragen zu der Kombination bzw. Abfolge der empfohlenen Corona-Drittimpfung und der nun jahreszeitlich auch anfallenden Influenza-Impfung.“ Letztere sei gerade in diesem Jahr „dringend notwendig“, betont Köhn. Die Grippe-Impfung werde in den Hausarztpraxen parallel zu den Corona-Impfungen organisiert, der Impfstoff stehe bereit.

Zum Stand der Corona-Impfungen tauschten sich die auf kommunaler Ebene eingerichteten sogenannten „Koordinierenden Covid-Impfeinheiten“ in wöchentlichen Videokonferenzen aus. Um die Impfung besonderer Risikogruppen zu gewährleisten, gebe es Listen von Impfärzten.

Impfverweigerer sind mit Argumenten nicht zu erreichen

Kummer bereiten Köhn aktuell nur die kategorischen Impfverweigerer, von denen es in seiner Praxis zum Glück nur sehr wenige gebe: „Sie können wir mit sachlichen Argumenten und objektivierbaren Fakten nicht erreichen.“ Dabei habe er festgestellt, dass 95 Prozent aller in seiner Praxis erfassten aktuellen Infektionen Ungeimpfte betreffen. Möglicherweise setzt mancher von ihnen darauf, dass ihn Covid schon nicht so schlimm treffen werde, weil er keiner Risikogruppe angehöre. Doch diese Haltung könnte sich als leichtsinnig herausstellen: Köhn betont, dass auch jüngere, nicht vorerkrankte Patienten mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus und zum Teil sogar auf der Intensivstation behandelt werden mussten.