Essen. Die Gruga-Leitung entwickelt zum 100-jährigen Jubiläum des Parks 2029 ein neues Leitbild. Viele altbekannte Probleme sind allerdings ungelöst.

Der Grugapark feiert 2029 seinen 100. Geburtstag. Bis dahin soll sich einiges verändern in Essens größter und sicher auch beliebtester Parkanlage. Bei „Grün und Gruga“ haben sie sich dazu einiges einfallen lassen. Auch einen Slogan gibt es schon: „Grugapark – Begeistert für Grün“.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Essen. Den Essen-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]

Er soll als Leitbild über dem neuen Parkentwicklungskonzept stehen, das der Rat der Stadt bis zum Jahresende beschließen soll, kündigt Essens Umweltdezernentin Simone Raskob an. Noch klingt vieles vage. „Botschafter für Nachhaltigkeit“ soll der Grugapark in Zukunft sein. Und er soll Besucher für „grüne Themen“ sensibilisieren. „Der Grugapark wird zur Präsentationsplattform für Klimafragen“, lautet künftig das erste Handlungsziel. Der Bildungsauftrag ist also gesetzt. Wer es nicht so mit der Umweltpädagogik hat, kann aber weiterhin einfach nur spazieren gehen. Punkt 4 unter den Handlungszielen lautet immerhin: „Der Grugapark ist einladend und setzt auf Gastfreundschaft und Service“.

Mit Blumenrabatten allein soll es nicht sein Bewenden haben

Vieles gehorcht dem Gedanken, dass sich der Grugapark weiterentwickeln soll, wobei auch Besucher und Mitarbeiter zu Wünschen und Ideen befragt wurden und diese Art von Beteiligung weiterhin gewollt ist. Denn mit hübsch anzusehenden Blumenrabatten allein soll es nicht sein Bewenden haben, zumal sie in früherer Pracht auch gar nicht mehr bezahlbar wären – die mit Gras bepflanzten Lücken an der Dahlienarena und der schon vor Jahren verkleinerte Rosengarten zeigen es.

Der Rosengarten im Grugapark wird derzeit neu bepflanzt, ein wohl notwendiger, aber nicht gerade schöner Zaun begrenzt derzeit das Areal.
Der Rosengarten im Grugapark wird derzeit neu bepflanzt, ein wohl notwendiger, aber nicht gerade schöner Zaun begrenzt derzeit das Areal. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Einerseits sollen die Traditionsbesucher, die den Grugapark nicht zuletzt wegen der alljährlichen Blütenpracht lieben, auf ihre Kosten kommen; man wisse um die Emotionen, die viele mit dem Park verbinden, beteuert Park-Leiter Christian Kamer. Andererseits soll der Park nicht erstarren, sondern immer wieder „überraschen“, so Kamer.

„Der Grugapark ist in die Jahre gekommen“, sagt der Park-Leiter

Das letzte Parkentwicklungskonzept, 2012 vom Rat beschlossen, sei weitestgehend umgesetzt, berichtet Raskob. Dennoch gebe es viel zu tun. „Der Grugapark ist an der einen oder anderen Stelle in die Jahre gekommen“, sagt Christian Kamer. Da will man nicht widersprechen, wenngleich es ja nicht immer gleich Abriss sein muss, wie man an der gelungenen Reaktivierung des Pavillons an der Großen Tummelwiese sieht. Kamer nennt als Beispiele für erforderliche Sanierungen die WC-Anlagen, die Grillstationen und das Wegenetz.

Verjüngt werden müsse etwa das Rhododendron-Tal, womit bereits begonnen wurde. Und auch der Rosengarten befindet sich derzeit in der General-Revision, erkennbar auch an einem Zaun um das gesamte Areal, der eine wild im Park lebende Reh-Familie vom Knabbern der jungen Triebe abhalten soll.

Bei der Orangerie ist von Sanierung bis Abriss alles möglich

„Wir werden uns auch die Orangerie ansehen müssen, allein aus baulichen Gründen“, sagt Melanie Ihlenfeld, Leiterin von Grün und Gruga. Alles sei denkbar von Sanierung bis zu Abriss und Neubau. Eine Machbarkeitsstudie soll das klären, dabei berücksichtigen, dass die in den 1980er Jahren bei der letzten großen baulichen Umgestaltung des Parks entstandene Orangerie mittlerweile auch ein Teil der Gruga-Geschichte ist.

Der benachbarte Eingang an der stark genutzten Gruga-Radtrasse, soll „aufgewertet“ werden. „Der Eingang wird immer wichtiger, deshalb wollen wir ihn stärken“, so Ihlenfeld. Baulich dürfte sich dort also etwas tun.

Die Pflanzenschauhäuser werden bereits derzeit instandgesetzt – für 2,7 Millionen Euro. In der zweiten Jahreshälfte sollen sie Besuchern wieder offenstehen.

Einen neuen Anlauf unternimmt Grün und Gruga auch in Sachen Gastronomie. Die Rede ist von regionalen Angeboten. Mehr Qualität hatte schon das letzte Parkentwicklungskonzept als Ziel genannt. „Das gehen wir jetzt auch an“, sagt Simone Raskob, die optimistisch ist, dass es diesmal gelingen wird, Investoren oder Partner zu finden. Ganz konkret nennt die Dezernentin bereits das Franz-Sales-Haus.

Plastikstühle sollen verschwinden - ein Evergreen unter den Ankündigungen

Die hässlichen weißen Plastikstühle vor den Kiosken sollen laut Raskob jedenfalls verschwinden. Überhaupt wird bei der Möblierung wie auch der gesamten Gestaltung im Park ein einheitliches Erscheinungsbild angestrebt. Angekündigt wurde das allerdings schon vor rund zehn Jahren, bislang blieb es überwiegend bei guten Absichten. Einzelne Pächter ziehen mit, die meisten nicht.

Ein Bauzaun verbirgt unterhalb des Grugaturms eine Baustelle, die noch eine Weile eingerichtet bleiben wird. Seit Monaten tut sich hier allerdings nichts.
Ein Bauzaun verbirgt unterhalb des Grugaturms eine Baustelle, die noch eine Weile eingerichtet bleiben wird. Seit Monaten tut sich hier allerdings nichts. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Manche Besucher wundern sich auch, warum Baustellen im Park oft so ungewöhnlich lange eingerichtet sind, das Gesamtbild stören und manchmal das Auge regelrecht beleidigen. So wurde die Treppenanlage am Grugaturm anderthalb Jahre lang saniert. „Wir bauen im Bestand, da ist immer mit Überraschungen zu rechnen“, so Kamer zur Begründung.

Baustellen sind im Grugapark oft sehr lange eingerichtet, was störend sein kann

Anderes aktuelles Beispiel: Direkt neben dem Turm ließ man im Dezember vergangenen Jahres die frühere Bogenschießanlage mit ihren maroden Pavillons abreißen – seitdem ist nichts passiert und ein Bauzaun beherrscht das Bild. Man habe die günstige Gelegenheit genutzt, das Technische Hilfswerk im Rahmen einer Übung für den kostengünstigen Abriss gewinnen zu können, sagt Christian Kamer. Wie und wann es nun weitergeht, ist noch nicht ganz klar.

Vielfalt soll der Grugapark nach wie vor bei den Pflanzen bieten. Exoten werden also nicht verbannt. Best-practice-Beispiele will der Park hinsichtlich der Klimaanpassung präsentieren. „Wir holen uns da ein ganz neues Thema in den Park“, kündigt Christian Kamer an. Aus einigen als langweilig empfundenen Rasenflächen sollen beispielsweise Blumenwiesen werden. Die beliebten Spiel- und Liegewiesen bleiben davon aber ausgenommen, wie Ihlenfeld auf Nachfrage betonte.

Der fernöstliche Garten soll als Vorhaben weiterhin erhalten bleiben

„Heimatverbunden und gleichzeitig weltoffen“ will der Grugapark sein. Dazu passt, dass der ebenfalls lange geplante fernöstliche Garten auch im neuen Parkentwicklungskonzept auftauchen soll. Schon 2012 hatte die Stadt dafür das Münchner Büro „Valentien + Valentien“ zum Sieger eines Architektenwettbewerbes gekürt. Die Umsetzung scheiterte mangels Sponsoren jedoch an den Kosten, die seinerzeit auf bis 350.000 Euro beziffert wurden. Von den Plänen ablassen will Grün und Gruga aber nicht.

Apropos Geld. Auch den neuen Grugapark gibt es nicht zum Nulltarif, wie Raskob betont. Schon 2012 hatte die Stadt 8,3 Millionen Euro für die Weiterentwicklung der Parkanlage veranschlagt. Im städtischen Haushalt standen laut Raskob zuletzt 250.000 Euro pro Jahr.

https://www.waz.de/staedte/essen/grugapark-im-wandel-id10639127.html