Essen. Seit Jahren dümpeln die Gruga-Gastronomien vor sich hin, demnächst soll es an mehreren Standorten vorwärts gehen: als erstes am Wassergarten.

Seit Jahren gibt es kritische Diskussionen über die Qualität der Gastronomie im Grugapark, getan hatte sich allerdings trotz mancher Ankündigungen wenig bis nichts. Das soll nun endgültig anders werden: Die neuen Leitungen an der Spitze des Grugaparks und des Stadtamts Grün und Gruga kündigten jetzt auf Basis einer Machbarkeitsstudie einen umfassenden Neuanfang an, vor allem an den Standorten Orangerie, Landhaus, Bauernhof und Wassergarten sind grundlegende Änderungen bis hin zu Abrissen und Neubauten geplant.

Der Orangerie-Komplex aus den 1980er Jahren ist marode - Abriss wird erwogen

Ihren Status als zentrale Gruga-Gastronomie soll die Orangerie auch künftig behalten. „Das bietet sich von der Lage einfach an“, sagt Grün und Gruga-Chefin Melanie Ihlenfeld. Der Orangerie-Komplex aus den 1980er Jahren ist allerdings stark marode, allein die Kosten für die Sanierung des Restaurant-Trakts werden grob auf eine Million Euro geschätzt. Eine Summe, die noch eine andere Variante ins Spiel bringt: den Abriss und den Teil-Neubau der Orangerie, die architektonisch ohnehin nicht gerade als Meisterwerk gilt.

Der Wassergarten mit der Biergarten war zuletzt keine Augenweide mehr.
Der Wassergarten mit der Biergarten war zuletzt keine Augenweide mehr. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Auch dies ist aber alles andere als trivial. Denn einen Teil der Orangerie abzureißen, den anderen aber stehenzulassen macht wenig Sinn. „Ein Problem der Symmetrie“ sagt Parkleiter Christian Kamer. Ein Komplettabriss und Neubau des Ensembles wiederum würde sicherlich mehrere Millionen Euro kosten, was bei der Lage der städtischen Finanzen illusorisch erscheint.

Gutachten soll für die Orangerie verschiedene Szenarien aufzeigen

Bis Ende des Jahres soll ein Gutachten vorliegen, das die verschiedenen Varianten und ihre jeweiligen Kosten im Detail berechnet und dann eine Entscheidung möglich macht. Leicht, das ist jetzt schon klar, wird diese nicht fallen.

Davon unabhängig wird die Pächterstelle in der Orangerie bereits kurzfristig neu ausgeschrieben, und nicht nur die. Denn zumindest an einem Standort wird bereits in diesem Jahr einiges anders. Im Wassergarten, dem eigentlich sehr schön gelegenen Biergarten am Gruga-Haupteingang wurde der bisherige Pächter abgelöst, es übernehmen zunächst übergangsweise in dieser und vielleicht auch noch in der nächsten Sommersaison die Gastronomen des Steeler Kulturforums, das wegen Sanierung vorübergehend schließen muss.

Wassergarten fiel zuletzt durch optische Beleidigungen und Gerümpel auf

Mit dem Neuanfang sind bei Grün und Gruga einige Hoffnungen verbunden. Der Wassergarten fiel zuletzt durch optische Beleidigungen und Gerümpel-Wirtschaft auf, was an der Schnittstelle zwischen neuer Messe und Gruga-Haupteingang besonders unschön wirkte. Parkleiter Kamer sagte zu, dass zum Beispiel die verrottete DJ-Insel auf dem kleinen See am Biergarten abgebaut und auch die Müllentsorgung in geregelte Bahnen überführt werden soll.

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Bei einem anderen Standort hat sich die Stadt für einen noch klareren Schnitt entschieden. „Das Landhaus wird abgerissen“, sagt Melanie Ihlenfeld. Seit das Restaurant an der Rollschuhbahn am westlichen Ende der Gruga vor einigen Jahren schloss, habe man keine sinnvolle neue Nachnutzung finden können. „Eine Sanierung wäre mit 800.000 Euro zu teuer“, sagt Ihlefeld. Wichtig: Die Toiletten des Landhauses und der Kiosk bleiben erhalten, ein Ersatzbau ist dafür erforderlich. Mithin muss auch hier investiert werden.

Das Gebäude des ehemaligen Restaurant-Cafés Landhaus wird abgerissen.
Das Gebäude des ehemaligen Restaurant-Cafés Landhaus wird abgerissen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Grün und Gruga-Chefin plädiert für mehr Varianz beim Speisen-Angebot

Am Ausgang Verkehrsübungsplatz ist zudem weiterhin das so genannte Bauernhof-Café geplant, das dann den dortigen Kiosk ablösen soll. Idealerweise wird das Speisen-Angebot dort unter der Überschrift „selbstgemacht und naturnah“ stehen, das zumindest ist die Hoffnung von Melanie Ihlenfeld.

Generell schwebt der Grün und Gruga-Chefin eine größere Varianz beim Angebot vor, um mehr Besucher anzusprechen. „Es müssen ja vielleicht nicht alle Currywurst anbieten.“ In der Orangerie, dem Flaggschiff der Gruga-Gastronomie, sollte es auch mal ein Menü geben, im Bauernhof-Café eher eine einfache Kuchen-Küche und in den sechs, über den gesamten Park verteilten Kiosken dürfe es dann gerne deftig und besonders günstig zugehen. Ihlenfeld deutet allerdings an, dass es nicht einfach ist, für das schwierige Saison-Geschäft im Grugapark Pächter zu finden, die die erhoffte Niveau-Steigerung umsetzen können.

Rund Gastro-900 Plätze gelten selbst an besucherstarken Tagen als ausreichend

Selbst an besucherstarken Tagen genügen laut der Studie unterm Strich 300 Innenplätze und 600 Außenplätze. Derzeit gibt es aber 1465 Plätze und auch künftig werden es 1320 sein. Platzmangel, soviel kann man festhalten, wird es in der Gruga-Gastronomie auch künftig nicht geben.

Mit dem Gastro-Neuanfang soll auch eine gestalterische Verbesserung vor allem einiger Kioske verbunden sein, die immer noch gerne mit Plastikstühlen, Werbeschirmen und Werbe-Aufstellern auf den Spazierwegen arbeiten. An dem Thema hatte sich die alte Gruga-Leitung über Jahre ohne Erfolg abgearbeitet. Man darf also gespannt sein.

Verteilung der Gastro-Plätze

Das Platzangebot in der Gruga-Gastronomie soll künftig so aussehen: Orangerie 420 Plätze (250 außen), Wassergarten 500, Bauern-Café 150 (120 außen), Kiosk Landhaus 120, Kiosk Tierhof 60, Kiosk Margarethensee 70 (bisher 20). Der Kiosk Grugabad entfällt künftig.

Restaurants und Kioske sollen auch künftig möglichst gleichmäßig auf den knapp 70 Hektar großem Grugapark verteilt sein, sodass es auch an entlegeneren Park-Abschnitten eine Gelegenheit zum Einkehren gibt.