Essen. Die Gastronomie im Grugapark gilt als Problem, nun wurde ein Gastronomie-Experte verpflichtet, der Erfahrungen in ähnlichen Parks gesammelt hat.

Gastronomie im Grugapark - ein schwieriges Thema, das in den letzten Jahren nicht voran gekommen ist. Einige der Kioske wirken wie Dauerprovisorien, das „Landhaus“ musste aufgeben, und der „Wassergarten“ an den Messehallen wirkte zuletzt eher vermüllt als zünftig. Da man mit eigenen Bordmitteln und dem immer wieder genannten Parkentwicklungskonzept offenbar nicht viel erreichen konnte, hat die Park-Leitung nun einen Gastronomie-Experten verpflichtet, der ein gastronomisches Gesamtkonzept für den Park erstellen soll.

Wer der Experte ist, daraus macht die Parkleitung noch ein Geheimnis

Um wen es sich genau handelt, wollte Gruga-Sprecherin Christine Waimann nicht sagen. „Es ist jemand, der viel Erfahrung mit Gastronomie-Konzepten bei Gartenschauen mitbringt“, so Waimann. Die Bedürfnisse der Grugapark-Besucher stünden dabei im Mittelpunkt.

Kiosk an der großen Freitreppe an der Kranichwiese. Die Plastikstühle wurden mittlerweile teilweise durch Biertischgarnituren ersetzt.
Kiosk an der großen Freitreppe an der Kranichwiese. Die Plastikstühle wurden mittlerweile teilweise durch Biertischgarnituren ersetzt. © FUNKE Foto Services | Knut Vahlensieck

Die Gruga-Gastronomie ist ganz überwiegend ein Saison-Geschäft, was die Suche nach Pächtern nicht immer einfach gemacht hat. Eine größere Auswahl aus mehreren Interessanten gab es nach Angaben früherer Park-Leitungen offenbar selten, einige Pächter neigten zudem dazu, ihre Vorstellungen durchzusetzen - ohne viel Rücksicht auf gestalterische Vorgaben des Grugaparks.

Plastikstühle und Werbeaufsteller sind keine Zierde für den Grugapark

So kommt es, dass man am Hauptweg in Höhe Kranichwiese von unschönen Werbeaufstellern behelligt wird, die es an dieser Stelle eigentlich nicht geben soll. Auch Plastikstühle sind nicht unbedingt eine Zierde für einen Park, der einer der schönsten Deutschlands sein will.

Der Wassergarten, bis Ende des Jahres noch in der Verantwortung des Thermen- und Sauna-Betreibers „Kur vor Ort“, bot einen derart desolaten Anblick, dass sich jüngst die Messe als Nachbar beschwerte. Anlässlich der Fertigstellung der neuen Hallen, die sich mit großen Fensterfronten und Zugängen zum Grugapark hin öffnen, macht es wenig Freude, dann auf modernde Abdeckplanen, rostige Tonnen, hingeworfene Sonnenschirme und einen oft vermüllten Teich zu blicken.

Pächter das Wassergartens hat mittlerweile den gröbsten Unrat beseitigt

Mittlerweile hat der Pächter wenigstens das Gröbste beseitigen müssen, dennoch hat der Wassergarten wenig von jenem Charme, der solchen Orten eigen sein kann. „Als der Wassergarten eröffnet wurde, war das eine schöne Location. Nach jedem Pächterwechsel verschlechterte sich das“, schreibt Leser Gerhard Löcker. Und: „Sehr traurig und auch kein Aushängeschild für den sonst so schönen Grugapark.“

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Karsten Peipe, Geschäftsführer von „Kur vor Ort“, verweist allerdings darauf, man könne froh sein, dass überhaupt jemand den Gastronomen-Job macht, zumal die Umbaujahre der Messe keine leichte Zeit für den Biergarten gewesen sei. Messe-Verantwortliche zeigten sich hingegen verwundert, dass der Pächter die Chance nicht nutzte, die vielen Bauarbeiter zu verköstigen. Wie auch immer, Peipe ist hörbar froh, das Thema nun bald an Grün und Gruga abgeben zu können, die ab 1. Januar die Liegenschaft übernimmt. Zu erreichen war der Gastronom nicht.

Das Büdchen am See erfreut sich großer Beliebtheit. Ein Beispiel für eine schlichte, aber dennoch gelungene Gruga-Gastronomie.
Das Büdchen am See erfreut sich großer Beliebtheit. Ein Beispiel für eine schlichte, aber dennoch gelungene Gruga-Gastronomie. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Grundsätzlich kommt ja niemand wegen des gastronomischen Angebots in den Grugapark“, meinte vor Jahren mal Bernd Schmidt-Knop, damals Betriebsleiter von Grün und Gruga. Eine Sicht der Dinge, über die sich streiten ließe. Gastronomie ist längst ein Megathema für Innenstädte, Stadtteile und auch für Parks und gilt als unverzichtbarer Teil eines Gesamterlebnisses.

Beispiel für eine gelungene Gastronomie ist das Büdchen am See

Auch im Grugapark gibt es Beispiele gelungener Gastronomie, etwa das „Büdchen am See“, das treue Stammgäste hat und an manchen Tagen lange Kundenschlangen. Der Pächter der Holzhütte mit Blick auf den zentralen Margarethensee gibt sich große Mühe, ein plastikstuhlfreies, uriges Ambiente zu schaffen und hat sogar schreiende Werbung von Sonnenschirmen und Stehtischen verbannt. Was auch zeigt: Qualität ist nicht immer eine Frage des Geldes. Ohne Engagement allerdings geht es nicht.

Gastronomie war immer Teil der Park-Kultur

Der Grugapark wurde 1929 gegründet, und ist damit einer der ältesten Volksparks in Deutschlands. Von Beginn an war Gastronomie einer der Pfeiler der Park-Kultur.

Viele ältere Besucher haben noch Erinnerungen an den Großen Blumenhof im heutigen Gebäude von „Kur vor Ort“ oder an den Hirschgarten, der sich in der Nähe des heutigen Hundertwasserhauses befand. Restaurants dieses Art konnten sich später nicht mehr halten.

Am neuen Bauernhof-Gebäude am Kopf der großen Tummelwiese ist nach wie vor ein Café geplant, wann es eröffnet, steht aber noch nicht fest. „Da warten wir nun auf das Gesamtkonzept“, sagt CDU-Ratsherr Hans-Peter Huch, Vorsitzender des Ratsausschusses für Umwelt und Grün und Gruga. Huch zufolge muss nun langsam etwas passieren, auch Bürger sprächen ihn immer wieder auf die Gastronomie im Grugapark ab. Erwartet werde eine größere gastronomische Bandbreite, nicht nur Kioske. Das vor Jahren aufgelegte Parkentwicklungskonzept enthielt bereits zahlreiche Vorschläge, die aber allesamt versandeten. So bleibt zu hoffen, dass der öffentlich noch namenlose Experte mehr produzieren wird als folgenloses Papier. Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Essen