Essen. Am 1. April feiert der Kulturbau „Kubig 400“ im Grugapark sein Einjähriges mit einem Tag der offenen Tür. Vor allem der Leseraum kommt gut an.

Er ist das letzte bauliche Relikt der großen Gruga-Erweiterung von 1965: Der alte Lesepavillon auf der Tummelwiese verfiel bereits, als sich das Ehepaar Gnaß in den gläsernen Bau verguckte und sich dessen Wiederbelebung zur Aufgabe machte. Kulturbau im Grugapark, kurz „Kubig 400“ nannten sie ihr Projekt und gründeten einen Verein. Gut ein Jahr später kann man die Rettungsmission als geglückt ansehen: Mit einem Tag der offenen Tür wollen Verein und Grugapark den ersten Geburtstag am Samstag, 1. April feiern.

© Michael Korte

Vor allem der Leseraum werde immer stärker von den Besuchern angenommen, sagt Christian Gnaß. „Uns freut, dass so viele Ehrenamtliche dabei sind, ohne die der Betrieb gar nicht möglich wäre.“ Immer sonntags ab 11 Uhr gibt es die Möglichkeit, in Sachbüchern und Fotobänden über Essen und die Region, über Gartenbau, Landschaft, Kunst, Kultur, Reisen und Architektur zu blättern. Zudem gibt es etliche Zeitschriftenangebote, und für Kinder liegen Spiele bereit.

Damit schließt die Initiative bewusst an die ursprüngliche Funktion des Pavillons und seiner umliegenden Terrassen an. Als „Lesegarten in der Gruga“ war das Ensemble bei der Bundesgartenschau 1965 gegründet worden. Ein Angebot, das aber schon in den 1970er Jahren wieder aufgegeben wurde. Seither rätselte die Gruga-Verwaltung, was sich mit dem eleganten Bau anstellen ließe. Ein Abriss wurde diskutiert, aber zum Glück verworfen. Und dann kam eben irgendwann das sehr kulturinteressierte Ehepaar Gnaß.

Im Schnitt kommen rund 25 Besucher zu den Kulturveranstaltungen

Zweites Standbein im Kubig sind deshalb auch Kulturveranstaltungen, mit dem der Verein bewusst eine Nische fernab des Mainstream besetzen will. 25 Besucher kommen im Schnitt zu den Veranstaltungen in den Pavillon: „So viel Platz bietet der ja nicht“, schränkt Gnaß ein. Fortgesetzt werden soll die Konzert-Reihe „Grenzgänge“ der Essener Jazzsängerin Imke J. Spöring. Bei der nächsten Auflage am Samstag, 8. April, erwartet die Zuhörer ein gemeinsamer Auftritt der Chöre „Urban Voices“ und „Brücke“, einem Chor geflüchteter Frauen. Ebenso festhalten will der Verein an der eher experimentellen Reihe „Kabinet Adapter“, die nach eigener Aussage für „Irritation im Raum“ sorgen möchte.

© Burkhard Effertz

So treffen dort beispielsweise elektronische Musik auf Videoinstallationen und Performance-Kunst auf Literatur. Vom 21. bis zum 23. April soll es sogar ein eigenes „Kabinet Adapter“-Festival geben. Das ist nicht anstrengend, wie Gnaß verspricht, „sondern sehr abwechslungsreich“. Gnaß möchte gern ein anderes Angebot machen, „Rock- und Popkonzerte gibt es in Rüttenscheid schon genug“, sagte er einmal. Mit einer neuen Liedermacher-Reihe will der Kubig dennoch auch neue Wege gehen, um weitere Zielgruppen zu locken.

Unterstützt wird all die Mühe auch vom Grugapark: Nachdem das undichte Dach geflickt wurde, sollen in diesem Sommer die Verglasung und Heizung erneuert werden. Obwohl damit auch für die kältere Jahreszeit die Betriebsvoraussetzungen erfüllt wären, will Gnaß bei den Veranstaltungen zum Jahresende pausieren: „Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Leute abends im Winter kaum zum Besuch im Kubig zu motivieren sind.“

>> Lesungen, Musik und Bücherempfehlungen

Das Programm am Samstag, 1. April: 11 und 16 Uhr: Lesung für Erwachsene „Was ich sonst noch verpasst habe“ von Lucia Berlin. 13 und 14 Uhr: Lesungen für Kinder und Jugendliche. 12 Uhr: Jan Bierther an der Jazz-Gitarre. 15 Uhr: Lieder aus Musicals mit Tobias Waschke. 17 Uhr: Konzert-Performance mit Peter Eisold.

Bis 16 Uhr: Büchertisch mit Empfehlungen der Buchhandlung „Alex liest Agatha“.