Essen. Der verkaufsoffene Sonntag am dritten Advent in der Essener Innenstadt ist deutlich hinter den Erwartungen geblieben. Der Handel rätselt, warum.

Die Sorge um das diesjährige Weihnachtsgeschäft dürfte nach dem jüngsten verkaufsoffenen Sonntag bei vielen Händlern in der Essener Innenstadt gewachsen sein. Bei nasskalten Temperaturen kamen deutlich weniger Besucher in die Innenstadt als gedacht. Nun liegt vielerorts die Hoffnung auf den Last-Minute-Shoppern und somit auf dem Endspurt in den nächsten anderthalb Wochen bis zum 24. Dezember.

„Der dritte Advent ist eigentlich das stärkste Wochenende im Dezember“, betont Anastasios Meliopoulus, Center Manager im Limbecker Platz. Während es in den vergangenen fünf Wochen jeweils zweistellige Besucherzuwächse gab und auch der Samstag im Einkaufszentrum noch ganz gut gelaufen sei, sei der Sonntag allenfalls mittelmäßig gewesen. Etwas mehr als 20.000 potenzielle Kunden zählte Meliopoulus am dritten Adventssonntag. Beim verkaufsoffenen Sonntag Ende Oktober bummelten immerhin noch rund 34.000 Menschen durch den Limbecker Platz. Ein Rückgang von über 30 Prozent. „Das ist schon eine Menge“, muss Meliopoulus ernüchtert feststellen.

Starker Samstag, schwacher Sonntag

Einen ähnlich hohen Einbruch der Frequenz gegenüber dem verkaufsoffenen Sonntag im Oktober meldet die Rathaus-Galerie. „Der Sonntag ist unter den Erwartungen geblieben“, bestätigt Center-Leiter Frederik Westhoff. Auch dort fielen die Zahlen nach einem starken Samstag am Sonntag deutlich ab.

Beim Essener Handelsverband gab es ebenfalls Rückmeldungen, „dass der Sonntag schlecht gelaufen ist“, sagt der Hauptgeschäftsführer Marc Heistermann auf Nachfrage. Die Kosten stünden an einem solchen Tag somit meist in keinem Verhältnis zu den Umsätzen. Das sei eine enorme Belastung für viele Händler, weil sie längst noch nicht wieder Geschäfte auf dem Vor-Corona-Niveau erzielen würden.

Dass der verkaufsoffene Sonntag äußerst mau gelaufen ist, zeigen auch die Besucherzahlen auf der Kettwiger Straße, die das Frequenzmessungsunternehmen Hystreet für Sonntag auf seiner Internetseite ausweist. So flanierten am Sonntag gerade einmal knapp 25.000 Menschen über die Kettwiger Straße. Das sind etwas weniger als am Sonntag davor, als es keinen verkaufsoffenen Sonntag gab und lediglich der Weihnachtsmarkt geöffnet hatte. Am verkaufsoffenen Sonntag Ende Oktober kamen dagegen noch über 72.000 Besucher in die Innenstadt.

Wetter half auch Einkaufscentern nicht

Handelsverband wie Center-Manager rätseln, was die Gründe dafür gewesen sein könnten, weshalb der dritte Adventssonntag derart hinter den Erwartungen geblieben ist. „Das Wetter hat sicherlich abgeschreckt“, glaubt Heistermann. Und die neuen 2G-Regeln im Einzelhandel legten „noch eine Schüppe drauf“.

Limbecker Straße in Essen- H&M schließt in der InnenstadtDas triste Wetter hätte allerdings wenigstens den Einkaufszentren in die Karten spielen müssen. Denn eigentlich herrschte bei Nieselregen und Temperaturen um die acht Grad bestes „Centerwetter“. Geholfen hat das nicht. Der Center-Manager vom Limbecker Platz, Meliopoulus, glaubt deshalb auch, dass vor allem die 2G-Regel einen Effekt auf die Besucherzahlen hat. „Das strengt die Leute an“, sagt er, betont jedoch, dass ungeachtet dessen die Neue 2G-„Bändchenlösung“ der Essen Marketing Gesellschaft gut angenommen würde.

Hoffnung auf die verbleibenden Tage im Weihnachtsgeschäft

Auch Frederik Westhoff von der Rathaus-Galerie nennt die 2G-Regelung nicht förderlich. „Ich denke aber nicht, dass sie uns das Weihnachtsgeschäft verhagelt. Wir hoffen, dass unsere Händler bis zum 24. Dezember noch etwas in die Kassen bekommen.“ Der Limbecker Platz setzt jetzt ebenfalls auf den Endspurt und verlängert vom 17. bis 23. Dezember die Öffnungszeiten jeweils um zwei Stunden.

Auch der Einzelhandelsverband hofft auf die kommenden Tage. Gerade Branchen wie der Textil- und der Schuhhandel lägen bislang mit ihren Umsätzen weiterhin „ganz stark hinter den Zeiten vor der Pandemie“. Für sie droht das Weihnachtsgeschäft ansonsten erneut zum Desaster zu werden.