Essen-Stoppenberg. Carsharing-Parkplätze sollen in Essen-Stoppenberg ausgerechnet vor einer Ladenzeile errichtet werden. Das stößt bei einigen auf Kritik.
Der Parkdruck in vielen Stadtteilen ist groß, da kann die kurze Fahrt zum Einkaufen oder zum Arzt schon mal zur langen Suche werden. In Essen-Stoppenberg sollen jetzt zwei Carsharing-Parkplätze an der Gelsenkirchener Straße eingerichtet werden – direkt vor einer Ladenzeile. Das stößt bei Stadtteilpolitikern auf Kritik.
Carsharing soll Anzahl der Privatfahrzeuge und Parkdruck senken
Zur Erinnerung: Carsharing erlaubt ein kurzzeitiges, auch minutenweises Anmieten von Fahrzeugen. In verschiedenen Essener Stadtteilen gibt es für diese Autos extra reservierte Parkplätze. Der Vorteil: Die Parkplatzsuche entfällt. Der Nachteil: Wer dort mit seinem Privat-Pkw parkt, riskiert ein Knöllchen oder wird sogar abgeschleppt, wie zuletzt in Heisingen. Langfristig soll das Carsharing die Anzahl der Privatfahrzeuge und somit auch den Parkdruck senken.
Das Unternehmen Stadtmobil ist seit 2009 in Essen aktiv und plant jetzt zwei Stellplätze an der Ruhrbahn-Haltestelle Ernestinenstraße einzurichten und zwar vor der Konditorei Pauelsen, Optik Risch und Florist Lohmann. Der Anbieter arbeitet laut eigenen Angaben eng mit der Ruhrbahn zusammen. Es habe sich gezeigt, dass es sinnvoll ist, die Verleihstationen in unmittelbarer Nähe zu ÖPNV- und Radverkehrs-Knotenpunkten anzulegen.
Matthias Kall vom Anbieter Stadtmobil führte in der Sitzung der Bezirksvertretung zur Überraschung der Politiker aus, dass die Stadt den Antrag auf Sondernutzung bereits genehmigt hat. Der Standort sei ideal, weil die Ruhrbahn dort in absehbarer Zeit eine Mobilstation einrichten wird. Zum anderen sei es von erheblicher Bedeutung, dass der Standort und eine hervorragende Sichtbarkeit habe.
Bezirksvertretung nicht einbezogen in Entscheidung über Carsharing-Parkplätze
Grünen-Vertreter Marc Zietan begrüßte die Idee. Bisher müsse man tatsächlich bis in die Innenstadt oder nach Rüttenscheid/Holsterhausen fahren, um ein Carsharing-Angebot nutzen zu können. Den Standort in Stoppenberg halte er für sehr sinnvoll, da dieser auch aus den angrenzenden Stadtteilen gut erreichbar sei.
28 Carsharing-Stationen auf Essener Stadtgebiet
Das Unternehmen Stadtmobil ist laut eigener Aussage seit 2009 in Essen aktiv. Inzwischen habe man mit Ausnahme von Dortmund in allen größeren Ruhrgebietsstädten Fahrzeuge stationiert. Essen sei zurzeit in der Region der größte Standort mit insgesamt 28 Stationen und 70 Fahrzeugen.Neben diesen 28 festen Stationen biete man in Essen 20 sogenannte Stadtflitzer an, welche stationsunabhängig, insbesondere in den Stadtteilen Rüttenscheid, Holsterhausen und Margarethenhöhe, genutzt werden können. Für das Jahr 2022 plane man allein in Essen 22 neue Standorte. Nach Angaben von Stadtmobil werden erfahrungsgemäß binnen eines Jahres nach Einrichtung eines Standortes in den Bezirken zehn bis elf Pkw abgeschafft und stattdessen werde das Carsharing-Angebot angenommen. Weitere Infos und Anmeldung unter www.stadtmobil.de.
Andere Bezirksvertreter zeigten sich hingegen überrascht, dass sie bis dahin gar nicht einbezogen wurden. Denn: „An der Stelle herrscht bereits jetzt ein erheblicher Parkdruck und eine enorme Fluktuation auf den wenigen vorhandenen Parkplätzen“, erklärte Franz-Bernd Rempe (CDU). Sowohl die ansässigen Geschäfte, als auch die Kunden seien in diesem Bereich auf jeden Parkplatz angewiesen.
Bezirksbürgermeister Michael Zühlke (SPD) ergänzte, dass es in der Bezirksvertretung sicherlich eine allgemeine Zustimmung zur Einrichtung eines Carsharing-Standortes gebe, die vorgesehen Stellplätze jedoch dringend als reguläre Parkplätze benötigt werden. Zühlke: „Insbesondere mobilitätseingeschränkte Personen nutzen diese Parkplätze, um ihre Einkäufe und Erledigungen in den wenigen noch vorhandenen Geschäften in Stoppenberg zu erledigen.“
Barbarossaplatz als Alternativstandort für Carsharing-Parkplätze
Als Alternativstandort schlug unter anderem Rudolf Vitzthum (CDU) den Barbarossaplatz vor. Dieser sei aufgrund des Wochenmarktes und der ÖPNV-Situation der zentralere Standort in Stoppenberg. Der Umbau des Barbarossaplatzes werde mit Planung und Umsetzung noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen, das Unternehmen Stadtmobil habe die Möglichkeit, an der Neugestaltung des Platzes mitzuwirken, um so zukünftig einen idealen Standort zu erhalten. Vitzthum: „Die aktuell vorgesehene Planung führt definitiv zu erheblichen Problemen.“
Die Stadtverwaltung hat bereits reagiert und Bezirksvertreter und Stadtmobil-Vertreter zu einem Ortstermin noch vor den Sommerferien eingeladen. „Dann erörtern wir noch einmal, welcher Standort wirklich am besten geeignet ist“, so Zühlke. Geprüft werden sollen Alternativplätze wie am Barbarossaplatz und der Standort neben den Taxistellplätzen vor dem Gebäude Hallostraße 1.