Essen. Der Maschinenbauer Cantec wird aufgespalten und die Produktion von Essen in die Schweiz verlagert. Die Hälfte der Belegschaft verliert ihren Job.
Der insolvente Maschinen- und Anlagenbauer Cantec steht vor einer Aufspaltung und einem massiven Stellenabbau. Von den derzeit 95 Arbeitsplätzen bleiben in Essen nur 35 bestehen. Maximal zehn Arbeitsplätze werden in die Schweiz verlagert. Das heißt: Über die Hälfte der Belegschaft wird ihren Job verlieren.
Damit hat sich die Hoffnung des Betriebsrates und der Gewerkschaft IG Metall zerschlagen, einen externen Käufer für das angeschlagene Unternehmen zu finden und einen großen Teil der Arbeitsplätze zu retten. Die Reaktion der IG Metall fiel entsprechend aus: „Das ist eine richtig bittere Nachricht, denn es gehen gut bezahlte Arbeitsplätze verloren“, meinte der Essener IG-Metall-Geschäftsführer Markus Ernst.
Cantec wurde 1959 als Teil der Krupp Maschinenfabriken gegründet. Das Unternehmen mit Sitz in der Helenenstraße stellt Maschinen und Teile zur Dosenfertigung her. Es gehört zur Schweizer Soudronic-Gruppe. Im Januar hatte Cantec aufgrund deutlicher Umsatz- und Auftragsrückgänge Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Anfang April wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.
„Corona hat uns hart getroffen“, sagte Geschäftsführer Robert Bauerdiek. Zwar sei die Konservendose in der Krise sehr beliebt, allerdings hielten sich Kunden bei neuen Investitionen zurück. „Uns ist deshalb die Luft ausgegangen“, so Bauerdiek. Die Lage des Unternehmens war schon vor Corona angespannt. Cantec kämpft seit 2017 mit rückläufigen Umsätzen und Verlusten.
Cantec in Essen wird zum Servicecenter für die Schweiz
Der nun angekündigte einschneidende Stellenabbau ist Teil eines Restrukturierungsprogrammes, dem der Gläubigerausschuss bereits zugestimmt hat. Demnach wird die komplette Montage und die Produktion aus Essen in die Schweiz verlagert. In Essen verbleiben der Vertrieb, die Entwicklung und die Konstruktion. Bauerdiek spricht von einem Servicecenter.
Essen- Maschinenbauer Cantec insolvent - Kampf um die Jobs Zuvor war die internationale Suche nach einem Investor gescheitert. Einziger Bieter für das Geschäft sei zum Schluss die Soudronic AG selbst gewesen, teilte die Cantec-Geschäftsführung mit. „Die Aufteilung der Cantec ist sicherlich die erfolgversprechendste Lösung unter den momentanen Rahmenbedingungen“, betonte Bauerdiek. Die Schweizer wollten mit dem Erwerb des Cantec-Geschäfts das Produkt aus Essen am Leben halten.
Betriebsrat und Geschäftsführung verhandeln bereits
Die Enttäuschung beim Betriebsrat über die Aufspaltung ist dagegen groß: „Wir hatten gehofft, dass wir einen Investor finden würden, der die Cantec in ihrer Gesamtheit oder zumindest in großen Teilen weiterführen würde, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Marc Domeratzki.
Die IG Metall ist derweil skeptisch, wie lange das in Essen verbleibende Rumpfgeschäft Bestand haben wird. „Bislang gibt es keine zukunftssichernden Aussagen dazu“, so Markus Ernst.
Betriebsrat und Geschäftsführung haben bereits Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan aufgenommen. Bis Herbst dieses Jahres soll das Sanierungsprogramm und somit der Stellenabbau umgesetzt sein. Laut IG Metall soll es für die betroffenen Beschäftigten eine Transfergesellschaft geben, so dass sie nach dem Jobverlust nicht sofort in die Arbeitslosigkeit fallen.
Was mit dem Standort an der Helenenstraße wird, ist noch offen, heißt es. Der Mietvertrag in dem Gebäude im Kruppgürtel läuft 2026 aus.
Weiterer Abbau von Industrie-Arbeitsplätzen in Essen
Mit den rund 50 Jobs bei Cantec verliert Essen weitere, meist gut bezahlte Industriearbeitsplätze. So wird bis Mitte des Jahres der Automobilzulieferer Kolektor Magnet Technology seinen Betrieb mit 160 Beschäftigten einstellen. Im Februar hatte die Traditionsdruckerei Offset Gerhard Kaiser im Westviertel das Aus verkündet. 55 Mitarbeiter sind betroffen.