Essen. Aus für die insolvente Offsetdruckerei Gerhard Kaiser in Essen: Alle Mitarbeiter werden ihren Job verlieren. Worauf nun noch ihre Hoffnung ruht.
Für die Traditionsdruckerei Offset Gerhard Kaiser im Westviertel gibt es keine Rettung mehr. Wie der Sanierungsgeschäftsführer Kay Deppermann auf Nachfrage bestätigte, wird das Unternehmen geschlossen. 55 Mitarbeiter verlieren damit ihren Arbeitsplatz.
Das Unternehmen musste im November 2020 Insolvenz beantragen. Vergangene Woche wurde das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Doch die Hoffnung auf eine Fortführungsperspektive hat sich mittlerweile zerschlagen. „Es hat sich kein Investor gefunden, der einsteigen wollte“, sagte Deppermann. Es seien für die Weiterführung des Geschäftes hohe Investitionen notwendig, die niemand in einem rückläufigen Druckmarkt leisten wollte.
Die Druckerei besteht seit 1960 und war zuletzt auf die Herstellung von Booklets für Musik-CDs, DVDs und PC-Spiele spezialisiert. Diese Konzentration sei dem Unternehmen schließlich „auf die Füße gefallen“, so Deppermann. Denn besonders der CD- und der DVD-Bereich sind stark rückläufig.
Druckerei schon länger in wirtschaftlichen Schwierigkeiten
Die Druckerei kämpfte schon seit längerem mit Verlusten. In den veröffentlichten Bilanzen der jüngeren Vergangenheit finden sich regelmäßig Verlustvorträge und die Geschäftsführung attestierte mehrfach die buchmäßige Überschuldung, die jedoch durch stille Reserven im Anlagevermögen ausgeglichen werden konnte. Die Corona-Krise schließlich, so hatte es Deppermann schon vor einigen Wochen erklärt, führte dann zusätzlich zu einem massiven Umsatzrückgang. Zwischenzeitlich gab es 2020 im Unternehmen auch Kurzarbeit.
Laut Deppermann soll die Druckerei spätestens bis Mitte des Jahres geschlossen werden, möglicherweise auch schon früher. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi kämpfen nun für eine Transfergesellschaft, so dass die Mitarbeiter nicht schon in wenigen Monaten in die Arbeitslosigkeit fallen. „Wir wollen eine abgefederte Lösung für die Mitarbeiter finden“, bekräftigte Gewerkschaftssekretär Till Düwel. Zumal die Kündigungsfrist durch die Insolvenz auf nur drei Monate gekappt sei.
Verdi und Betriebsrat kämpfen für Transfergesellschaft
Der Sanierungsgeschäftsführer zeigte sich offen für eine solche Lösung. „Wenn das finanziell im Rahmen des Insolvenzverfahrens darstellbar ist, gehen wir da mit“, kündigte er an. Verdi setzt sich für eine möglichst lange Laufzeit der Transfergesellschaft ein. Dies ist aber eine Frage der Finanzierbarkeit. Am Montag kamen die Mitarbeiter zu einer Betriebsversammlung zusammen, auf der der Betriebsrat erste Details zu den Verhandlungen bekannt geben wollte.
Kündigungen sind unterdessen noch nicht ausgesprochen worden. Die Verhandlungen über einen Sozialplan und einen Interessenausgleich laufen noch und sind dabei auch davon abhängig, ob und wie eine Transfergesellschaft ausgestaltet wird. Deppermann rechnet jedoch damit, dass Ende des Monats ein Ergebnis vorliegt. Er sprach von offenen und fairen Verhandlungen, die derzeit mit dem Betriebsrat liefen.
Für das Grundstück der Druckerei an der Frohnhauser Straße gibt es bereits Pläne. Das Immobilienunternehmen LEG Wohnen, Vermieter der Druckerei, will auf dem Areal Wohnungen bauen. Dafür hätte die Druckerei in diesem Jahr umziehen müssen. Dieser Schritt jedoch ist nun obsolet.