Essen. Der Gewürzhändler „Mykraut“ hat seit einem halben Jahr ein Geschäft in der Essener Innenstadt. Doch der Laden läuft nicht so gut wie erhofft.
Der Rollladen war am Montag untengeblieben, der Laden „Mykraut“ auf der Limbecker Straße in der Essener Innenstadt den Tag über dicht. Wie sich auf Nachfrage herausstellte, war der einzige Verkaufsmitarbeiter kurzfristig ausgefallen und Ersatz so schnell nicht zu beschaffen. Ein Umstand, der der dünnen Personaldecke geschuldet sei, mit der man als Start-up arbeiten muss, räumte Leon Wilmers, Geschäftsführer und Gründer von „Mykraut“ ein. Aber auch einer, der tiefer blicken lässt, genauso wie die Tatsache, dass der Laden auf einer der Haupteinkaufsstraßen der Innenstadt generell bereits um 18 Uhr schließt.
Das junge Unternehmen tut sich seit seiner Geschäftseröffnung offenbar schwer auf der Limbecker Straße. Als Onlinehändler gegründet, vertreibt „Mykraut“ Gewürzmischungen in Reagenzgläsern. Und obwohl das Kochen in den heimischen Küchen der Republik gerade ziemlich angesagt ist – nicht zuletzt durch Corona – wollen die Umsätze von „Mykraut“ in Essen offenbar nicht so richtig wachsen.
Händler: Limbecker Straße ist reine Durchgangsstraße
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Leon Wilmers berichtet, dass vor allem die ersten Monate dieses Jahres sehr schwach gelaufen seien, nun aber wenigstens das Ostergeschäft anziehe. Dennoch fällt die Zwischenbilanz der Gewürzverkäufer aus Köln nach etwas mehr als sechs Monaten in Essen verhalten aus: „Wir sehen den Standort Limbecker Straße mittlerweile kritisch“, sagt Wilmers. Die Limbecker sei eher eine Durchgangsstraße zwischen dem Einkaufscenter Limbecker Platz und Innenstadt, keine Einkaufsmeile, auf der die Leute gerne bummeln würden.
Erschwerend hinzu kam, dass die Besucherfrequenzen in der Innenstadt generell in den ersten Monaten dieses Jahres schwach waren. Längere Öffnungszeiten über 18 Uhr hinaus würden sich derzeit nicht lohnen. „Wir haben zwar Kundschaft, die uns online kennt, und unseren Laden daher gezielt besucht, wir brauchen aber auch Laufpublikum“, sagt Wilmers und fragt sich mittlerweile, ob die Limbecker Straße die richtige Standortwahl für den Gewürzladen ist. Es wäre nicht der erste Händler, der zu dieser Erkenntnis kommt.
„Mykraut“ hinterfragt dauerhafte Wirtschaftlichkeit
„Mykraut“ sucht freilich auch nach eigenen Fehlern und Schwächen. Man arbeite daher weiter an der Strategie, probiere Dinge aus, habe aktuell eine Marketingkampagne für den Store laufen. Auf Dauer aber müsse sich der Laden wirtschaftlich tragen. „Wir können uns nicht erlauben, dauerhaft nicht profitabel zu sein“, so Wilmers.
Dabei profitiert „Mykraut“ bereits von einer subventionierten Miete. Das Unternehmen gehört zu den Konzepten, die von der städtischen Marketinggesellschaft EMG mit günstigen Mietpreisen in leerstehende Läden gelockt wurden. Hintergrund dafür ist ein Programm zur Rettung der Innenstädte, das das Land 2020 aufgelegt hatte. Es sieht vor, dass Städte leere Geschäfte anmieten und zu einer deutlich geringeren Miete an neue Konzepte weiter vermieten. Jungen Händlern wie „Mykraut“ erspart das immense Kosten. Doch deren Mietvertrag läuft in einem Jahr aus.
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