Essen. Die Zahl der infizierten Schülerinnen und Schüler in Essen steigt, die Labore sind überfordert. Was sich in den Grundschulen jetzt ändern soll.
Die Infektionszahlen unter Schülerinnen und Schülern explodieren – in Essen hat sich die Zahl innerhalb einer Woche verdoppelt. 1445 Schülerinnen und Schüler in Essen waren in der vergangenen Woche (Mittwoch, 19. Januar) offiziell als Corona-Fälle registriert. Viele Familien warten tagelang auf die Ergebnisse und müssen ihre Kinder zuhause betreuen. Jetzt wird bekannt: In mehreren Städten sind völlig überlastete Labore dazu übergangen, die Zweitproben von positiv getesteten Schülergruppen gar nicht mehr auszuwerten. Auch bei Proben aus Essen ist das der Fall.
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Corona-Tests: NRW-Schulministerium will zurück zu Selbsttests
Das Schulministerium ist zum Handeln gezwungen. Das Testverfahren an den Grund- und Förderschulen in Nordrhein-Westfalen wird geändert. Auf positive Pool-Tests sollen statt der Einzelauswertungen im Labor wieder Antigen-Selbsttests folgen. Der Grund ist die Überlastung der Labore.
Die Proben aus den Essener Schulen werden unter anderem in Laboren von „Zotz Klimas“ ausgewertet. Auf deren Internetauftritt prangt in roten Buchstaben der Hinweis, dass es „zu signifikant längeren Befundübermittlungszeiten“ komme. Der Laborbetreiber „Synlab“ mit fünf Standorten in NRW hatte ebenfalls bereits Verzögerungen bei der Übermittlung von Befunden gemeldet.
Unterdessen hoffen viele Familien einfach nur auf eine Entspannung der Lage, die Nerven liegen vielerorts blank. In einer nicht-repräsentativen Umfrage dieser Redaktion auf Facebook hatten sich bereits am Wochenende zahlreiche Eltern darüber beklagt, dass es durch die Pool-Tests in den Grundschulen drunter und drüber gehe. „Ich weiß auch nicht wie das weitergehen soll. Mein Kind ist seit Monaten mehr zu Hause als in der Schule“, klagte etwa Sabrina Bausza. Viele Eltern haben keinerlei Planungssicherheit und müssen immer wieder neue Regelungen mit ihren Arbeitgebern finden.
In den Grundschulen heißt es nun umstellen auf Selbsttests, für den Fall, dass Pooltests positiv sind. Erfahrung damit haben alle Klassen bereits in den vergangenen Monaten gesammelt. So könnte Unterricht sichergestellt werden, auch wenn Schnelltests als wesentlich unzuverlässiger gelten. „Ich habe erst gerade 1000 Stück für die kommende Woche bestellt“, berichtet Felix Busch, Leiter der Hövelschule in Altenessen. Die ganze Situation bleibe chaotisch und vor allem für Kinder und Eltern ausgesprochen schwierig.
In Essener Kitas sind die Erfahrungen mit den Lolli-Tests unterschiedlich
In den Essener Kitas ist die Lage ebenfalls unübersichtlich: Dort war in einem Teil der Betreuungseinrichtungen Mitte Januar mit Lolli-Tests gestartet worden. „Der Anfang war recht gut, doch in der vergangenen Woche haben sich wegen der hohen Inzidenz neue Herausforderungen ergeben“, sagt Stefanie Kutschker, die Sprecherin des Jugendamts. Das zuständige Labor melde eine positive Pool-Rate von bis zu 28 Prozent – das heißt, in fast jeder dritten Gruppe müssen die Zweittests analysiert werden; so lange müssen die Kinder zuhause bleiben.
Die Bewertungen von Kita-Eltern, die bereits Erfahrungen mit den Tests gemacht haben, reichen von „chaotisch“ und „katastrophal“ bis „prima“. „Der Ablauf klappt reibungslos, die Kinder wurden toll vorbereitet“, schreibt Faye Matzke auf der Facebook-Seite dieser Redaktion.
Hingegen meint Gina Heidtmann: „Es ist die reine Katastrophe für berufstätige Eltern.“ Ihre Tochter habe schon mehrfach zuhause bleiben müssen, weil der Pool-Test der gesamten Gruppe positiv ausgefallen war. Zuhause habe sie dann auf das negative Ergebnis des Einzeltests warten müssen, um wenige Tage später die gesamte Prozedur zu wiederholen. Gegen Ende der Woche soll feststehen, ob das Verfahren mit den Lolli-Tests an den Kitas in Essen fortgesetzt wird.